Radsport: Der ehemalige Chef der französischen Anti-Doping Organisation AFLD, Jean-Pierre Verdy, gab in einem Interview im Tour-Magazin Kund, dass es bei der Tour im letzten Jahr unzählige Hinweise darauf gegeben habe, dass Fahrer teilweise mit versteckten Motoren unterwegs gewesen wären. Beweise dafür kann Verdy jedoch keine Vorbringen.
Das nächste Kapitel in der unrühmlichen Geschichte „Motordoping im Radsport“? – es scheint fast so. Jean-Pierre Verdy, der ex-Vorsitzende der Agence Française de Lutte contre le Dopage (AFLD, der französischen Anti-Doping Agentur), sprach in einem Interview mit dem Tour Magazin davon, dass Motor-Doping ein real existierendes und immer größer werdendes Problem im Radsport sei. Angesprochen auf den vor einigen Wochen veröffentlichten Bericht von France 2 (wir berichteten), sagte Verdy, er sei überrascht gewesen, dass nicht noch mehr Fakten aufgedeckt worden wären.
Demnach sei Motordoping schon seit vielen Jahren ein Problem und immer mehr Fahrer würden versteckte Hilfsmotoren einsetzen. So haben ihn bei der Tour de France 2015 zahlreiche Hinweise erreicht und sogar Teamchefs hätten ihn darauf angesprochen. Beweise für diese Äußerungen oder für den Einsatz von Motoren hat Verdy jedoch keine. Besonders brisant: Angeblich hat er damals die UCI informiert, die sich jedoch nicht unbedingt für die Thematik interessiert habe. Laut Verdy seien ihm und seiner Agentur die Hände gebunden gewesen und sie hätten den Betrug nicht verhindern können. Er spricht von ungefähr einem Dutzend Fahrer, die wohl mit modifizierten Rädern unterwegs gewesen wären.
Nichts Neues also? Wieder spricht ein ehemaliger Insider über die Thematik, doch wieder fehlen die entsprechenden Beweise – auch deshalb sind die Aussagen von Verdy mit Vorsicht zu genießen. Man fragt sich durchaus, weshalb er so lange gewartet hat, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen und ob er und seine Organisation damals wirklich so machtlos waren, wie er es beschreibt. Ebenso ist es jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass immer mehr Fahrer, Teams und Offizielle das Thema ansprechen und klarstellen, dass das Problem existiert und scheinbar immer größer wird. Bis jedoch diese Behauptungen nicht mit Beweisen untermauert werden können, so lange werden es auch nur Behauptungen bleiben.
Sollte Motordoping also tatsächlich ein derzeitig im Profiradsport existierendes Problem sein, ist es endlich an der Zeit, dass jemand dies Kultur des Schweigens durchbricht und Anti-Doping Organisationen und die UCI zusammenarbeiten, um die Betrüger zu überführen.