Bike Build Story: Endlich ist es soweit – unser Giant XTC Advanced 29 XC Hardtail ist fertig. In den letzten Wochen haben die die einzelnen Komponenten des Aufbaus vorgestellt, nun kommt das fertige Bike auf den Prüfstand.
Giant XTC Advanced 29: Montage und Setup
Wir haben nun in den letzten Wochen die einzelnen Komponenten unserer Bike Build Story rund um den Giant XTC Advanced 29 Rahmen vorgestellt. Bevor wir nun als Abschluss jedoch zum fertigen Rad und dem Fahrbericht kommen, möchten wir zunächst noch das eine oder andere Wort über die Montage und das Setup verlieren. Es wäre nicht das erste Mal, dass die theoretische Komponentenzusammenstellung in der Praxis dann nicht so harmoniert wie gedacht.
Was ist uns also bei der Montage aufgefallen? Nun, zunächst einmal hatten wir etwas Probleme mit der hinteren Steckachse des Giant Rahmens. Diese ließ sich nur mit viel Nachdruck und einem unguten Gefühl ein- und ausschrauben. Nach genauerer Betrachtung machten wir hier die verschiebbaren Ausfallenden des Rahmens als Ursache aus: Wenn diese jeweils nicht auf der exakt gleichen Position stehen, steht die Achse leicht schief im Hinterbau und es kommt zu den angesprochenen Problemen. Als einfachste Lösung erwies es sich, die Schrauben der Ausfallenden etwas zu lösen, die Achse einzuschrauben und dann die Ausfallenden wieder anzuziehen.
Als äußerst positiv entpuppte sich hingegen die Verlegung der Leitungen und Züge im Inneren des Rahmens. Hier hatte ich in der Vergangenheit schon mit eher suboptimal konstruierten Rahmen zu kämpfen – beim Giant hingegen dauerte die Verlegung nur unwesentlich länger als bei traditioneller Befestigung außen am Rahmen. Die Öffnungen sind groß, die Wege von Ein- zum Ausgang direkt und geradlinig. Hüllt man die Leitungen vor der Verlegung in die mitgelieferten Schaumstoffröhrchen, gibt’s danach auch garantiert kein nerviges Geklapper.
Bevor wir uns an Schaltgruppe, Bremsen und Federgabel wagen, sind die Laufräder und Reifen an der Reihe. Auf die Mavic Crossmax Pro Carbon kommen die Onza Svelt Reifen – natürlich tubeless. Die entsprechenden Ventile sind bei den Laufrädern im Lieferumfang, bei der Dichtmilch können wir sogar aus Mavic und Onza entscheiden – aus Interesse haben wir beide eingesetzt, eine am HR, eine am VR. Das Aufziehen der Reifen ging sehr leicht – fast zu leicht, denn unsere Erfahrung zeigte, dass stramm sitzende Reifen tubeless etwas besser funktionieren. Doch wie sich zeigte, bilden die Onza Reifen hier eine rühmliche Ausnahme. Auch mit der Standpumpe ließen sie sich nämlich ohne Probleme dicht bekommen und fanden sicheren Sitz in den hookless Carbonfelgen. So soll’s sein!
Der Einbau von Federgabel, und Steuersatz ging völlig problemlos von statten. Ähnliches lässt sich über die SRAM XX1 Eagle Schaltgruppe sagen: Wer bereits einmal eine Schaltung eingebaut hat, wird auch hier keinerlei Probleme haben, zumal der Umwerfer ohnehin wegfällt. Hilfreich ist die mitgelieferte Kunststoffschablone, die bei der korrekten Einstellung der B-Screw hilft, die den Abstand zwischen oberem Umlenkröllchen und Kassette bestimmt. Auch Neulinge müssen jedoch vor der Montage keine Spreizfüße machen, denn eine sehr gute Videoanleitung von SRAM führt auch Anfänger Schritt für Schritt durch die Montage.
Viele Biker, selbst versierte Schrauber, haben Bedenken und Probleme wenn es um die Montage von hydraulischen Scheibenbremsen geht. Für eine zuverlässige und langfristig zufriedenstellende Funktion sind sorgfältige Einstellung und Entlüftung Voraussetzung. Durch die interne Verlegung der Leitungen müssen am Giant die Leitungen bei der Montage ohnehin von den Gebern gelöst werden. In diesem Zuge können wir auch direkt die Leitungen kürzen. Sehr schön: Bei Hope sind Olive und Pin wiederverwendbar. Wem dabei unwohl ist, kann jedoch auch die neuen Einzelteile aus dem Lieferumfang der Bremsen verwenden. Das Entlüften der Bremsen ist bei Hope nicht ganz so elegant gelöst wie beispielsweise bei den aktuellen Shimano Bremsen – der Ausgleichsbehälter muss komplett geöffnet und während des Prozedere mit DOT aufgefüllt werden. Insgesamt sind die Hope Bremsen jedoch sehr gutmütig bei der Entlüftung und schon nach wenigen Minuten ist die gesamte Luft aus dem System.
Bleiben wir noch einen Moment bei den Engländern von Hope: Auch die Sattelstütze kommt nämlich aus Barnoldswick. Die Verarbeitung ist herausragend, die Rasterung am Sattelkopf sehr hilfreich bei der Ausrichtung. Etwas Geduld erfordert jedoch die Montage des Sattels selbst. Nach dem Lösen der Klemmschraube verdrehen sich nämlich beide Klemmplatten unabhängig voneinander und durch die feine Rasterung muss man etwas Fingerspitzengefühl aufbringen, um beide in der gleichen Position arretieren zu können.
Giant XTC Advanced 29: Das fertige Bike
Ohne größere Probleme ist unser Giant XTC Advanced Crosscountry Hardtail dann nach einigen Stunden auch fertig aufgebaut und bereit für die erste Test- und Einstellungsfahrt. Ohne Pedale landen wir nun (mit ca. 80ml Dichtmilch je Reifen) bei einem Endgewicht von respektablen 9.430g. Angesichts des doch etwas schwereren Rahmens (ca. 1.700g) ein super Ergebnis, mit dem wir sehr zufrieden sind und das Leichtbau-Fans sicherlich noch etwas Luft nach oben (bzw. unten) bieten würde.
Geometrie Giant XTC Advanced 29
Geometrie Giant XTC Advanced
XS | S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 350 | 390 | 440 | 490 | 520 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 555 | 575 | 595 | 615 | 640 |
Steuerrohr (in mm) | 95 | 95 | 100 | 110 | 120 |
Kettenstrebe (in mm) | 430 | 430 | 430 | 430 | 430 |
Radstand (in mm) | 1053 | 1073 | 1088 | 1109 | 1134 |
Lenkwinkel (in °) | 69,5 | 69,5 | 69,5 | 69,5 | 69,5 |
Sitzwinkel (in °) | 73,5 | 73,5 | 73,5 | 73,5 | 73,5 |
Reach (in mm) | 383 | 403 | 416 | 433 | 455 |
Stack (in mm) | 580 | 580 | 585 | 594 | 604 |
Giant XTC Advanced 29: Fahrbericht
Jeder, der schon mal ein Rad selbst aufgebaut hat, weiß wie spannend die ersten Meter auf dem soeben zusammengeschraubten Bike dann sind. Auch nach unzähligen Aufbauten geht es mir noch immer so. Bevor man das Bike jedoch dem ersten echten Härtetest unterziehen kann, müssen wohl oder übel einige Einstellungen gefunden werden. Dazu gehören neben dem richtigen Setup für die Federgabel auch die Feinjustierung der Schaltung, der Sattelposition und natürlich auch des Cockpits.
Überraschend schnell war ein erstes Grundsetup der FOX 32 gefunden. Der für mein Gewicht vorgeschlagene Luftdruck passte fast perfekt, damit ich auf straffe, knapp 20% Sag kam. Druck- und Zugstufe wurden zunächst konservativ-defensiv eingestellt, nach den ersten Trailausfahrten waren wir aber auch hier glücklich. Den Sattel positionierten wir etwas weiter vorn als üblich, um dem für unseren Geschmack etwas flachen Sitzwinkel des Giant Rahmens gegenzusteuern.
Wir haben uns beim Cockpit für ein tiefes Setup mit negativ montiertem Vorbau und nur einem 5mm Spacer darunter entschieden. So ergibt sich eine deutliche Sattelüberhöhung und eine sportlich-gestreckte Sitzposition aus der man viel Druck auf die Pedale bringen kann. Etwas relativiert wird das ganze durch das verhältnismäßig kurze Oberrohr – so liegt man trotz des tiefen Cockpits nicht komplett waagerecht auf dem Rad und kommt auch nach einigen Stunden im Sattel noch gut zurecht. Etwas komfortabler wird das Giant zudem durch das verhältnismäßig kurze Oberrohr, das die Sitzposition zusätzlich entschärft.
Die ersten Fahreindrücke auf Asphalt und Schotter wissen zu gefallen: Vor allem der Vortrieb macht mächtig Laune. Hierbei spielen natürlich verschiedene Dinge zusammen – neben dem geringen Gesamtgewicht haben auch die Laufräder und die Reifen ihren Anteil daran. Ebenso gefällt das Handling des Rahmens – auch bei beherztem Antritt im Wiegetritt ist kein unangenehmer Flex spürbar.
Die SRAM XX1 Eagle verrichtet SRAM-typisch knackig ihren Dienst zuverlässig, ist ausgesprochen Leiste im Betrieb und auch beim Rückwärtstreten fällt die Kette nicht wieder auf das nächst-kleinere Ritzel zurück. Damit hatte der 11-fach Vorgänger je nach Setup noch seine Problemchen. Etwas weniger überzeugend sind zu Anfang die Hope X2 Bremsen: Trotz der 180er Scheibe an der Front lässt sich nur mit ordentlich Nachdruck eine zufriedenstellende Bremskraft erzeugen – aber klar: Neue Beläge, das braucht einfach seine Zeit. Wer gerne ohne Handschuhe fährt, wird sich zudem an die gelöcherten Bremshebel gewöhnen müssen, die zwar schön griffig sind, aber bei längeren Abfahrten unangenehm an den Fingern schrubben können.
Im echten Gelände sind es dann vor allem die Federgabel und die Reifen, die ihr Können unter Beweis stellen müssen. Die FOX 32 Float Factory wird ihrem hervorragenden Ruf dabei mehr als gerecht. Nach einigen kurzen Setup-Fahrten waren Einstellungen für Rebound und Druckstufe gefunden und die Gabel steckte mit zufriedenem Schlürfen auch gröbere Schläge problemlos weg. Trotz des sehr geringen Gewichts hatten wir zu keiner Zeit auch nur die geringsten Probleme bezüglich Steifigkeit – da hatten wir uns anfangs ehrlich gesagt etwas Sorgen gemacht, auch weil ich mit etwas über 80kg kein Leichtgewicht bin. Die drei Druckstufeneinstellungen sind deutlich spürbar und wir haben uns in die Allround-Einstellung Medium verliebt, die straff genug für die Forstautobahn ist, jedoch noch genügend Reserven für leichte Trails bietet. Wenn’s richtig grob wird, kann man komplett aufmachen, längere Uphill-Passagen lassen sich per Lockout ohne Wattverlust an der Front bewältigen. Die Einstellung an der Gabelkrone funktioniert bestens und auch während der Fahrt schnell – wir ziehen hier ein aufgeräumtes Cockpit einer Remote vor.
Licht und Schatten offenbarten die Onza Svelt Reifen: Der sehr geringe Rollwiderstand macht sehr viel Laune und auf trockenem, harten Untergrund haben die Schweizer Pneus auch im Gelände überhaupt keine Probleme. Wird der Boden jedoch tiefer und vielleicht etwas schmierig, feucht oder gar nass, bekommen sie jedoch Probleme. Dass die leichten XC Reifen hier etwas an ihre Grenzen stoßen ist jedoch normal und auch bei der Konkurrenz der Fall. Problematisch wird es jedoch dann, wenn die flachen Mittelstollen allein für den Grip zuständig sind: Beispielsweise in flachen, langsamen Kurven, in denen die Neigung nicht ausreicht, damit die ausgeprägten Schulterstollen ihre Stärken ausspielen können. Hier verliert der Reifen gerade an der Front schnell den Kontakt, kann zwar mit einem beherzten Einlenken oft noch abgefangen werden, aber sorgt doch für den einen oder anderen Schreckmoment. Aus diesem Grund würden wir den Svelt bei feuchten Bedingungen an der Front beispielsweise gegen den etwas potenteren Canis aus gleichem Hause tauschen.
Der Rahmen überzeugte durch eine im positiven Sinne komplett unauffällig Performance: Kein Knacken, Knarzen, Klappern oder Quietschen, steif im Antritt, aber dennoch nicht bretthart im Gelände. Gerade im Zusammenspiel mit der Hope Carbonstütze ergibt sich eine komfortable Kombination am Heck, die Gesäß und Rücken schont und viel Spaß macht.
Ebenso positiv unauffällig zeigten sich die edlen Mavic Laufräder: Die französischen Carbonfelgen gaben sich keinerlei Blöße. Die Tubeless-Kombination mit den Onza Reifen funktioniert hervorragend und bleibt auch auf Dauer dicht. Burping-Probleme gab es auch bei ungünstigen Einschlägen überhaupt nicht, obwohl wir teilweise mit recht niedrigem Druck um 2 Bar unterwegs waren. Für Freilaufsound-Fans: Die Mavic Nabe hat einen satten Sound, ist im Wald hörbar, aber nicht störend und weit entfernt von der Bienenschwarm-Geräuschkulisse von Tune, Chris King oder Industry 9.
Beobachtungen nach einigen Testwochen
Nach einigen Wochen mit zahlreichen Testfahrten in unterschiedlichem Gelände, bei strahlendem Sonnenschein und sintflutartigen Niederschlägen haben sich die initialen Eindrücke großteils bestätigt, einige Kleinigkeiten sind jedoch aufgefallen. Zum einen verlangte die XX1 Eagle Schaltung einige Male nach einer weiteren Feinjustierung. Man muss dazu jedoch sagen, dass ich sehr sensibel bin, wenn es um sauberes Schaltverhalten bin und selbst sporadisches, leichtes Klackern ein No-Go ist. Nachdem ich die Zugspannung jedoch einige Male nachjustiert hatte, hatte ich die richtige Einstellung gefunden – aber die neue SRAM Schaltung scheint hier durchaus sensibel auf Veränderungen zu reagieren.
Komplett aufgelöst haben sich die Bremsprobleme: Nach einer recht langen Einbremsphase erreichten die Hope Stopper letztendlich eine zufriedenstellende Bremsleistung, die für den angepeilten Einsatzbereich im XC Bereich ausreicht. Die Dosierbarkeit ist hervorragend und auch bei längeren Bremsungen gibt’s keine Probleme mit starkem Fading.
Nach knapp 500km stellte sich bei den Laufrädern zudem etwas Lagerspiel ein. Dieses lässt sich durch den mitgelieferten Lagerschlüssel recht schnell beheben und deshalb nicht weiter tragisch – auch wenn es für unseren Geschmack doch etwas früh im Lebenszyklus auftrat. Probleme mit Seitenschlägen oder ungleichmäßiger Speichenspannung hatten wir dagegen nicht, im Gegenteil: Auch einige Durchschläge steckten die Kohlefaser-Felgen ohne sichtbare Schäden weg.
Der Rahmen bestätigte auch nach einigen Kilometern und ordentlich Dreckbeschuss unseren Ersteindruck: Kein Knacken, kein Quietschen, kein Klappern! Das ist leider nicht selbstverständlich und deshalb umso erfreulicher, dass hier noch immer komplette Ruhe herrscht.
Giant XTC Advanced 29: Fazit
Sind wir also zufrieden mit dem Endresultat unserer Bike Build Story? Definitiv! Das Giant XTC Advanced 29 ist schnell, leicht, robust und ausgewogen genug, um auf der Rennstecke ebenso wie auf der Wochenendtour eine gute Figur zu machen. Es gibt keine Entscheidungen, die wir im Nachhinein bereuen oder anders machen würden – selbst die kleineren Probleme, die wir hatten, wie beispielsweise der etwas rutschige Vorderreifen, bewegen sich im Bereich ‚Geschmackssache‘.
Insgesamt macht der Selbstaufbau einfach auch eine Menge Spaß und man hat am Ende eben ein Bike, das es so sicherlich kein zweites Mal gibt. Die Auswahl und die letztendliche Montage sind für Fahrradaffine Biker problemlos zu bewältigen, auch und vor allem mit Hilfe des Internets.
Wir hoffen, ihr hattet Spaß, die Entstehung des Giant XTC Advanced 29 zu verfolgen.