Radsport: Seit Jahren bewegt ein kontroverses Thema immer und immer wieder die Radsport-Szene. Es geht um Motordoping. Viele Profis mussten sich schon öffentlich vorwerfen lassen, sich mit einem eingebauten Motor einen Vorteil verschafft zu haben. Wir schauen uns die Vorwürfe an und fragen euch, was ihr von Motordoping im Profi-Radsport haltet.
Mit Fabian Cancellara fingen die Vorwürfe an
Die E-Bikes sind in aller Munde – nicht aber im Profi-Radsport. Hier sollen die Radfahrer schließlich nur mit ihrer Muskelkraft um Siege kämpfen. Nachdem die ersten E-Bikes auf den Markt kamen, dauerte es nicht lange, bis über Motordoping im professionellen Radsport diskutiert wurde. Erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde das Thema im Jahr 2010, als Ex-Profi Davide Cassani im italienischen Fernsehen ein modifiziertes Rennrad vorführte. Diese Szene wurde dann mit Ausschnitten von Fabian Cancellara bei Paris-Roubaix und der Ronde van Vlaanderen kombiniert und auf Youtube hochgeladen. Bis heute wurde dieses Video über fünf Millionen Mal angeklickt. Der Schweizer Fabian Cancellara wies alle Vorwürfe von sich und bezeichnete sie schlichtweg als „Schwachsinn!“
Das drehende Hinterrad des Ryder Hesjedal
Im Jahr 2012 gewann Ryder Hesjedal überraschend den Giro d’Italia. Der Kanadier musste sich rund zweieinhalb Jahre später ähnliche Anschuldigungen anhören, wie zuvor Cancellara. Angeblich würde ein Video-Material beweisen, dass er bei der Vuelta a Espana 2014 einen Motor genutzt habe. Auf der siebten Etappe kam er auf einer Abfahrt zu Fall. Das auf dem Boden liegende Fahrrad hat sich nach dem Sturz weiter gedreht. Auf viele Zuschauer wirkt diese Sequenz verstörend. Der Sportliche Leiter Alex Rasmussen reagierte daraufhin mit einem Video, anhand dessen er bewies, dass das Weiterdrehen des Rades in einer solchen Situation völlig normal ist.
https://www.youtube.com/watch?v=ynLMfzLTc8M
Froome rollt und rollt und rollt …
Das Chris Froome in den vergangenen Jahren kaum zu bremsen war, muss sich jeder Kontrahent und Radsport-Fan eingestehen. Einige denken, dass dies an Motordoping liegen könnte. Erst bei der Vuelta a Espana in diesem Jahr wurde diese Behauptung noch einmal aufgefrischt. Nach einer Bergankunft scheint Chris Froome auf eine mysteriöse Art und Weise einfach weiterzurollen. Geht es bergab oder geht es bergauf? Wie kann das bloß sein? Im ersten Moment wirkt dieses Rollen ohne Kraftaufwand seltsam, doch letztendlich stellte sich heraus, dass es an dieser Stelle wohl bergab ging und das Verhalten von Froome’s Rad somit nicht außergewöhnlich war.
Alles Quatsch oder Gefahr für den Radsport?
Nachdem der Radsport unter seiner Doping-Vergangenheit noch heute leidet, scheint sich die Szene an sich etwas gebessert zu haben. Die Dopingtests sind noch härter, die Fahrer vermutlich sauberer. Mit dem Motordoping könnte sich nun aber ein neues schwarzes Kapitel des Radsports öffnen. Nach den meisten Expertenmeinungen sind die drei hier gezeigten Videos nicht ernstzunehmen. Weder Cancellara, noch Hesjedal oder Froome haben in diesem Fall die Hilfe eines Motors in Anspruch genommen. Dennoch scheint es möglich zu sein, sich mit einem versteckten Motor auch im professionellen Radsport einen Vorteil zu verschaffen. Wirklich erwischt wurde im Profibereich aber live noch niemand.
Die UCI nimmt das Thema ernst
Im Januar 2016 wurde die belgische Crosserin Femke Van den Driessche bei der WM disqualifiziert und anschließend für sechs Jahre gesperrt, weil man eines ihrer Räder mit einem Motor ausgestattet vorfand. Bizarr ist allerdings, dass sie dieses Rad beim Wettkampf überhaupt nicht gefahren hat. Des Weiteren behaupten sie und ihr Trainingspartner, dass es dessen Rad sei. Der Motor wurde eingebaut, damit er mit ihr gemeinsam trainieren könne. Alle Versuche halfen jedoch nichts. Van den Driessche wurde gesperrt und beendete ihre Karriere – mit 19 Jahren. Im Juli diesen Jahres gab es auch im Straßen-Rennradsport den ersten Fall von Motordoping. Bei einem Amateur-Rennen in Italien fiel ein 53-Jähriger auf, weil sein Rad plötzlich zu rauchen begann. So oder so: Das Thema muss von der UCI, den Teams und den Fahrern ernstgenommen werden. Denn nicht immer lösen sich alle Probleme von selbst in Rauch auf.