Radsport: Es ist eine schockierende Nachricht für den gesamten Sport. Chris Froome – viermaliger Sieger der Tour de France – wurde positiv getestet. Erst heute, am Mittwoch dem 13. Dezember, hat uns diese Meldung erreicht. Erwischt wurde der Brite aber schon am 7. September bei der Vuelta a Espana. Welche Fakten liegen bereits auf dem Tisch und welche Fragen sind noch offen?
Froome positiv auf Salbutamol getestet
Chris Froome hat im Jahr 2017 Geschichte geschrieben. Erstmals gewann der Brite in seiner Karriere neben der Tour de France im Juli auch die Vuelta a Espana im September. Hat er diesen historischen Triumph mit unerlaubten Mitteln eingefahren? Wie am heutigen Mittwoch bekannt wurde, hat es bei der Spanien-Rundfahrt einen positiven Dopingtest von Chris Froome gegeben. Am 7. September konnte im Urin des 32-Jährigen das Asthmamittel Salbutamol festgestellt werden. An sich nichts ungewöhnliches, denn bis zu einer bestimmten Menge dürfen leidtragende Profis dieses Medikament verwenden. Doch bei Froome wurde am Tag der 18. Etappe der Grenzwert dieser Asthma-Substanz deutlich überschritten. Gemessen wurden laut Sky 2000 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml), doch erlaubt sind von der WADA nur bis zu 1000 ng/ml. Übrigens: Auf der 18. Etappe schlug Froome nach einer schwachen Vorstellung am Vortag zurück und nahm seinen stärksten Konkurrenten wieder Zeit ab.
NEWS: Chris Froome responding to UCI enquiries about asthma medication – https://t.co/9Ub0120NzH
— Team Sky (@TeamSky) 13. Dezember 2017
Kein Regelverstoß? Sky & Froome verteidigen sich
Selbstverständlich wurde Chris Froome selbst, sowie sein Team Sky, bereits über den positiven Test informiert. Da auch die B-Probe positiv war, wird sich der viermalige Sieger der Tour de France kaum herausreden können. Eine Erklärung haben Froome und sein Arbeitgeber aber bereits parat. Denn laut Sky bedeutet dieser positive Dopingtest nicht automatisch, dass geltende Regeln gebrochen worden seien. Teamchef Dave Brailsford verteidigte seinen Schützling, denn es gebe „komplexe medizinische und physiologische Probleme, die den Stoffwechsel und die Ausscheidung von Salbutamol beeinflussen.“ Auch Chris Froome hat sich zu Wort gemeldet: „Es ist bekannt, dass ich Asthma habe, und ich weiß genau, wie die Regeln lauten. Ich benutze einen Inhalator, um meine Symptome zu behandeln, und ich weiß, dass ich jeden Tag getestet werde, wenn ich das Trikot des Führenden trage.“ Angeblich sei sein Asthma während der Vuelta schlimmer geworden, so dass er die Dosis auf Rat seiner Ärtze erhöhen musste: „Ich folgte dem Rat des Mannschaftsarztes, meine Salbutamol-Dosierung zu erhöhen. Wie immer habe ich mit größter Sorgfalt darauf geachtet, dass ich nicht mehr als die zulässige Dosis verwende.“
Thank you for all the messages of support this morning. I am confident that we will get to the bottom of this. Unfortunately I can’t share any more information than I already have until the enquiry is complete.
— Chris Froome (@chrisfroome) 13. Dezember 2017
Die Veranstalter der Vuelta warten ab
Unter Zugzwang geraten sind durch den positiven Dopingtest bei ihrer Rundfahrt nun auch die Organisatoren der Vuelta a Espana. Schließlich entscheiden auch sie über den Umgang mit dem Dopingfall ihres Siegers. Eine vorschnelle Entscheidung soll aber nicht getroffen werden. Vielmehr wartet der Veranstalter die Schlussfolgerung der UCI ab. „Was die heutigen Nachrichten über den positiven Dopingtest von Christopher Froome während der Vuelta a Espana 2017 angeht, möchte der Veranstalter Unipublic mitteilen, dass die offiziellen Schlussfolgerungen der UCI abgewartet werden. Die Regulierungsbehörde hat eine Untersuchung eingeleitet.“ Die UCI äußerte sich zum Dopingfall Froome bisher nicht weiter. Gemäß der geltenden UCI-Regeln hat das Team Sky Froome noch nicht suspendiert. Der Brite muss sich nun jedoch erklären, wie dieser erhöhte Wert zustande gekommen ist. Auch wenn sich das Team und sein Fahrer nun auf die Suche nach Gründen und Erklärungen machen werden, sollte Chris Froome aus dieser Sache nicht unbeschadet davon kommen. Den Briten erwartet eine Sperre von mindestens einem Jahr. Bereits im Jahr 2008 gab es einen ähnlichen Fall. Damals wurde Sprinter Alessandro Petacchi für zwölf Monate aus dem Verkehr gezogen.
Ich möchte nur mal anmerken, dass im Radsport auch Leute erwischt werden (auch große Namen). Wie viele Sportarten können das von sich behaupten? #froome
— Micah Schlemo (@MicahSchlemo) 13. Dezember 2017
Auch Fußballer unter Verdacht – wen interessiert’s?
Wie bei jedem Dopingfall im Radsport sehen sich auch heute die meisten Kritiker in ihrer voreingenommenen Meinung bestätigt: Der Radsport ist nicht sauber und es gibt keinen schmutzigeren Sport auf dieser Welt. Bei aller Aufregung und absolut berechtigten Kritik sollten zunächst die weiterführenden Untersuchungen abgewartet werden. Des Weiteren gilt zu bedenken, dass der Aufschrei in den Medien nur im Radsport so groß ist. Das Mittel Salbutamol hat aber bereits vor einigen Monaten für Schlagzeilen gesorgt – oder eben auch nicht. Erst kürzlich hat die russische Hackergruppe „Fancy Bear“ Dokumente veröffentlicht, die bekannte Fußballer mit dieser Substanz in Verbindung bringen. Demnach sollen auch vier deutsche Profis des DFB eine Ausnahmegenehmigung für die Einnahme von Salbutamol erhalten haben. Der Weltverband dementierte die Gerüchte und verurteilte die Veröffentlichung solcher Dokumente. Weitergeforscht wurde nicht – und die Medien schwiegen größtenteils. Selbiges Szenario erlebten wir bereits beim Dopingskandal Fuentes, in den auch Fußballer, Tennisspieler und weitere Sportler involviert waren. Tatsächlich verfolgt wurde am Ende nur der Radsport. Stellt sich also die Frage, ob im Radsport wirklich mehr gedopt wird, oder ob die anderen Sportverbände nur einfach „anders“ mit dieser Thematik umgehen. Vielleicht ist diese offene Frage die wichtigste, welche die Sportwelt in den kommenden Jahren beantworten wird müssen …
Klar, bei Christopher #Froome wundert man sich nicht, weil er Radsportler ist. Aber #Salbutamol wird auch von deutschen Fußball-Nationalspielern eingenommen und als das vor vier Monaten publik gemacht wurde, war der Aufschrei nicht so groß: https://t.co/jwDcjbTI79 #Doping #DFB
— Sam (@s_a_m_9_1) 13. Dezember 2017