Radsport: Es ist kein Geheimnis, dass der Radsport im Allgemeinen ein Zuschauerproblem hat. Daher versuchen die Offiziellen, den Radsport durch Regeländerungen und -anpassungen neu zu erfinden. Holger Gerska traf sich während der Tour Down Under für den Deutschlandfunk zum Sportgespräch mit Nikias Arndt (Sunweb), Jasha Sütterlin (Movistar) und Robert Wagner (LottoNL-Jumbo). Dabei ging es auch um die künftige Entwicklung der Sportart und wie man diese für die jüngeren Zuschauer attraktiver machen könnte.
Lob für die Hammer Series
Nikias Arndt, Jasha Sütterlin und Robert Wagner haben die Hitze von Australien gut überstanden. Bei der Tour Down Under hatte es zeitweise über 40 Grad im Schatten. Am Rande der Rundfahrt trafen sich die drei Profis zum Sportgespräch des Deutschlandfunks. Geredet wurde zunächst über das gute Wetter und den Fall Chris Froome. Schließlich ging es aber auch um den Radsport im Allgemeinen. Obwohl die drei mindestens zwei unterschiedlichen Radsport-Generationen angehören, waren sie sich im Grunde genommen einig: Der Radsport muss sich für die Zuschauer attraktiver machen, ohne dabei auf die schönen Traditionen zu verzichten. Das beste Beispiel hierfür ist die im vergangenen Jahr neu ins Leben gerufene Hammer Series. Sie ist kurzweilig, spannend und erfrischend. Gleichzeitig sollen aber, so waren sich alle drei Profis einig, die typischen Klassiker-Formate unangetastet bleiben.
Sagan tut dem Radsport gut
Als wohl der beliebteste Fahrer im Peloton gilt – weltweit – Peter Sagan. Das ist durchaus verwunderlich, denn häufig sind die erfolgreichsten Sportler in ihrer Branche weniger beliebt. Gerade im Radsport haben die dominanten Profis häufig ein Imageproblem. Bei Peter Sagan sieht die ganze Sache jedoch anders aus. Auch Robert Wagner findet, dass Peter Sagan dem Radsport gut tut.
„Ich persönlich bin froh, dass wir mit Peter Sagan einen sehr exzentrischen Weltmeister haben. So jemand tut dem Radsport gut, jemand der auch mal nur auf dem Hinterrad zum Einschreiben fährt, dabei die Fans grüßt oder einen Wheelie macht am Berg. Ich kann es nicht, aber solche Leute tun unserem Sport gut.“
Sagan doing 1 hand wheelie, uphill, on a corner, whilst grabbing a cookie=best #2017 #cycling photo pic.twitter.com/2tNSyxrDFh
— Joe (@geologyjoe) 2. Januar 2018
Wenig Begeisterung für weniger Starter
Weniger begeistert sind unsere drei deutschen Fahrer davon, dass die UCI-Rennen seit dieser Saison mit kleineren Teams bestritten werden müssen. Dies sorge für das Wegfallen von Arbeitsplätzen und mehr Sicherheit sei dadurch auch nicht garantiert. Außerdem fragen sie sich, ob die Rennen deshalb wirklich spannender werden.
Robert Wagner: „Es fallen eine Menge Arbeitsplätze weg, auch teilweise Physiotherapeuten und Mechaniker. Es wird mit der Sicherheit begründet. Dann fahren halt 20 Mann weniger mit. Ob es dadurch sicherer wird? Das bezweifle ich. Ich sehe da keinen großen Vorteil. Auch ob die Rennen interessanter werden, bezweifle ich.“ Jasha Sütterlin stimmt ihm in diesem Punkt auf jeden Fall zu: „Sehe ich auch so. Dass es dadurch interessanter wird, ist Humbug.“
Mehr Daten & mehr niederländische Begeisterung
Im Gegensatz zur Verkleinerung des Starterfelds sieht Nikias Arndt die technische Weiterentwicklung positiv. Onboard-Kameras und Live-Daten würden den Sport zum Zusehen interessanter machen. Gerade die junge Generation, so Arndt, nimmt diese Dinge gerne an: „In anderen Sportarten sieht man ja, dass das interessant ist.“
Dass es selbst innerhalb der Sportart große Unterschiede geben kann, sehen wir an den Niederlanden und Deutschland. Während die deutschen Fans eher skeptisch sind und den Radsport nur noch vorsichtig anfassen, sind unsere Nachbarn deutlich offener und begeisterungsfähiger. Robert Wagner hat gesehen, wie Tom Dumoulin nach seinem Giro-Sieg in Maastricht empfangen wurde.
„Das war grandios. Neben Fußball und Eisschnelllaufen hat der Radsport dort einen größeren Stellenwert, in Belgien sowieso. Dort ist Radsport eine Religion, gleichgestellt mit Fußball. Da brennen die Leute für. In Deutschland, ja, haben wir noch ein paar Probleme und ein paar Baustellen. Aber ich persönlich ziehe einen ganz großen Hut vor Willi Bruckbauer, dem Erfinder vom Team Bora-hansgrohe. Er hat es einfach erkannt und jetzt so einen großen Erfolg mit seinem Team. Ich denke, dass das der absolut richtiger Weg war, als Firma in den Radsport zu gehen.“
De prijzenkast van Tom Dumoulin is nog iets verder gevuld. Maandagavond werd hij in zijn geboorteplaats Maastricht uitgeroepen tot sportman van het jaar. https://t.co/C98eRqroIL pic.twitter.com/MbZDUVbwBR
— 1Limburg Sport (@1Lsport) 15. Januar 2018
Hier könnt ihr das Sportgespräch des Deutschlandfunks mit den drei deutschen Radprofis hören.