Test: Der Fox DPX2 und der DT Swiss R414 im Vergleich. Zwei unterschiedliche Dämpfer die eines gemeinsam haben – beide haben eine sehr lineare Kennlinie, die für ein sehr gutes Ansprechverhalten sorgen soll. Getestet wurde das ganze im Orange Stage 6, das ebenfalls für eine sehr lineare Kennlinie bekannt ist. Wie werden sich die beiden Dämpfer im Vergleich schlagen?
Lineare Kennlinie
Die Federkennlinie lässt sich in drei Teile aufteilen: Das Losbrechmoment, den Verlauf im Federweg und die Endprogression. Bestenfalls ist das Losbrechmoment kaum wahrnehmbar, der Mittelteil des Federwegs linear ansteigend – damit man nicht durch den Federweg rauscht – die Endprogression dafür verhindert spürbare Durchschläge.
Eine lineare Kennlinie sichert über den gesamten Federweg ein gleichmäßiges Arbeiten des Dämpfers. Luftdämpfer haben eine stärkere Endprogression als beispielsweise Stahlfederdämpfer. Würde man einen Stahlfederdämpfer in ein Mountainbike mit linearer Kennlinie verbauen, dann hätte dies zwar ein super sanftes Ansprechverhalten, der Dämpfer würde aber wegen fehlender Endprogression durchschlagen. Bei einem linearen Luftdämpfer ist dies jedoch nicht der Fall, da dieser mehr Endprogression bietet. Deswegen kann ein linearer Luftdämpfer auch in einen linearen Hinterbau verbaut werden.
weitere Kennlinien
Ein zu hohes Losbrechmoment sorgt für ein unkomfortables, hölzernes Ansprechverhalten und das Rad hat keine Traktion. Hier können unter Umständen Tuning-Staubabstreifer mit geringerer Reibung Abhilfe schaffen. Sicher ist ein optimaler Pflegezustand vorteilhaft.
Ist die Kennlinie im Mittelteil zu flach, rauscht man durch den Federweg und das Fahrwerk generiert zu wenig Gegendruck. Ist dies der Fall, einfach die Druckstufe ein paar Klicks erhöhen.
Setzt die Endprogression zu früh zu stark ein, kann man den Federweg nicht nutzen. Bei zu wenig Endprogression schlagen die Federelemnte öfters durch. Das ist nicht nur unharmonisch, sondern belastet auch Mensch und Maschine unnötig stark. Hier Volumen-Spacer hinzufügen oder entnehmen.
Fox DPX2
Fox Float DPX2 – hier wurden die Dämpfer DPS und X2 kombiniert, denn der DPX2 soll das Beste aus beiden Welten vereinen. Er soll die Downhill Performance des X2 mit der leichten Einstellung des Trail Dämpfers DPS kombinieren.
Technische Daten
- Luftfeder
- Progression einstellbar (via Volumenspacer)
- Drei voreingestellte Druckstufenmodi (via Hebel am Dämpfer auswählbar)
- Druckstufendämpfung des offenen Modus fein einstellbar (3 mm Innensechskant)
- Zugstufe werkzeugfrei einstellbar
- Metric-Einbaulängen verfügbar
- Trunnion-Mount verfügbar
Preis: 739,- Euro
Einstellmöglichkeiten
Beim DPX2 bedient sich Fox bei dem Dämpfungsdesign des X2 für feinstes Anprechverhalten. Das Dual Piston System (DPS) kommt hingegen vom Float X und stellt damit die drei Plattformen Open, Medium und Firm. Die EVOL Luftkammer wurde auch überarbeitet und soll durch die Vergrößerung der Negativ-Luftkammer für ein softeres Anprechverhalten auf den ersten 25 % des Federwegs sorgen.
Der DPX2 kann mit weiteren Features überzeugen. Zum einen konnte der Ausgleichsbehälter im Vergleich zum Float X verkleinert werden. Zum anderen zeigt er sich mit 418 Gramm satte 138 Gramm leichter als der große Bruder X2.
Die neue Position des Zugstufenreglers ist ein Plus Punkt. Musste man beim Float X noch umständlich mit einem Werkzeug herumfummeln, zeigt sich die Verstellung am DPX2 gut erreichbar in Form einer Schraube. Gegenüberliegend findet man den Hebel für die Dämpferplattform, die wie gewohnt in Offen, Medium und Firm unterteilt ist. Im offenen Modus kann die Low Speed und High Speed Druckstufe mit 10 Klicks sehr fein eingestellt werden. Ein 3 mm Innensechskantschlüssel wird dafür benötigt. Der 3mm Inbus verstellt High – und Low-Speed-compression im Open Modus, hat also Einfluss auf beide Ölkanäle der Druckstufe. Das blaue Wählrad hat nur Wirkung auf die Low-Speed-Compression.
Tipps&Tricks Video: FOX Fahrwerks Freitag – Luft Dämpfer richtig einstellen
Setup
Für die passende Durchschlagsicherheit bei passendem Negativfederweg lässt sich die Luftkammer im Handumdrehen öffnen und mit passenden Spacern versehen. Einmal komplett die Luft des Dämpfers ablassen und vorsichtig die Luftkammer abschrauben. Dort befindet sich dann der Volumen-Spacer. Nun kann man nach durch verschiedenen Stärken die Endprogression des Dämpfers erhöhen oder mindern. Dank der farblich markierten Spacer in 0,2, 0,4 0,6, 0,86 und 1,0 Kubikinch habt ihr die Wahl.
Der Fox DPX2 auf dem Trail
Ob ein Bike beim Bergauffahren schaukelt, hängt zugegeben maßgeblich vom Hinterbau ab und der Eingelenker Hinterbau unseres Orange Stage 6 leistet dabei sehr gute Arbeit sich unauffällig zu zeigen.
Mit geöffnetem Dämpfer waren vor allem technische Anstiege eine Freude, da das Hinterrad immer dem Untergrund folgen konnte. Die Medium Stellung strafft den Hinterbau deutlich mit einer erhöhten Low Speed Druckstufe und eliminiert somit die restlichen Antriebseinflüsse. Die Firm Einstellung erhöht die Low Speed Druckstufe noch stärker, ist von einem vollem Lockout aber noch ein Stück entfernt.
Bergab schluckt der Fox DPX2 so gut wie jede kleine und große Unebenheit ohne Weiteres weg. Auch bei härteren Schlägen rauscht der Dämpfer nicht durch den Federweg durch, sondern bietet Gegenhalt und ausreichend Feedback. Für die Endprogression habe ich bei einem Fahrergewicht von ca. 80 Kilogramm und 190 Psi Dämpferluftdruck einen Spacer von 0,4 Inch verbaut. Dadurch hatte ich während des Tests nie einen Durchschlag.
DT Swiss R414
Der DT Swiss R414 wurde zusammen mit Cross-Country Profi Nino Schurter entwickelt. Dabei stellten sie fest, dass dieser Dämpfer auch gut für den Enduro-Einsatz gemacht ist. Nun ist der Dämpfer auch in anderen Größen erhältlich.
Technische Daten
- Luftfeder
- Zugstufe werkzeugfrei einstellbar
- Drei Druckstufenmodi (via Remote-Hebel am Lenker)
Preis: 379,- Euro
Einstellmöglichkeiten
Der DT Swiss R 414 ist mit einer Luftfeder ausgestattet, die der Hersteller passenderweise „Linè-Air“ nennt. Grund hierfür ist die lineare Federkennline, die dafür sorgen soll, dass der Dämpfer bei kleinen Schlägen sensibel anspricht, aber dabei nicht durch den Federweg rauscht und am Ende einen angemessenen Durchschlagschutz bietet. Um ein optimales Ansprechverhalten zu erzielen, kommt beim DT Swiss R 414 eine großzügig dimensionierte Negativ-Luftkammer zum Einsatz.
Im Lieferumfang ist der Dämpfer, eine Dämpferpumpe und der Remote-Hebel enthalten. Anhand eines Rädchen lässt sich die Zugstufe des Dämpfers mit 40 Klicks verstellen. Wobei man sich letztendlich nur in einem Bereich von + – 5 Klicks bewegt. Die Druckstufe lässt sich bei unserem Modell mit einem Remote-Hebel am Lenker in drei verschiedenen Positionen verstellen. Open, Trail und Lockout.
Montage
Nicht so einfach wie beim Fox DPX2 Dämpfer ist die Montage des DT Swiss R414, deshalb möchte ich hier genauer drauf eingehen. Der Dämpfer ist ungewöhnlich gelagert, wenn der Dämpfer montiert ist kann er nach links und rechts leicht gedreht werden. Hier hat DT Swiss spezielle Dämpferbuchsen, die das ermöglichen. Die Buchsen werden in Kugelgelenken montiert, die in den Dämpferaugen sitzen. So wirken die Kräfte, die entstehen wenn der Rahmen nicht perfekt maßhaltig ist, nicht so extrem auf die Lager und den Dämpfer. Bei der Montage muss ein bisschen Geschick bewiesen werden, da beide Buchsen gehalten werden müssen, sonst fallen sie auf der anderen Seite wieder raus. Am besten man hat eine dritte Hand parat die einem dabei hilft.
Der DT Swiss R414 auf dem Trail
In der Bedienungsanleitung steht, dass der Dämpfer mit mehr Luftdruck als im Vergleich zu anderen Dämpfern gefahren werden muss. Also habe ich mich mal mit 220 Psi bei einem Fahrergewicht von ca. 80 Kilogramm herangetastet. Maximaler Druck bei dem Dämpfer sind 333 Psi. Bei einem Fox DPX2 beträgt der maximale Druck 275 Psi, also deutlich weniger. Anschließend passte ich den Luftdruck nochmal auf 210 Psi an, damit ich auf ca. 25% Sag komme. Damit bin ich erstmal ein paar Runden im Bikepark gefahren. Mit beiden Dämpfern bin ich immer die selbe Strecke gefahren. Viele Wurzeln, Steine, Sprünge und Anliegerkurven waren bei dieser Test-Strecke geboten.
Der DT Swiss R414 spricht Anfangs sehr fein an. Gefühlt war bei den ersten Runden die Endprogression zu stark. Also versuchte ich mit noch weniger Luftdruck zu fahren. Ca. 30 % hatte ich nun. Anders wie beim Fox spürt man hier deutlich früher die Schläge am Fuß. Mit 30 % Sag ließ sich der Dämpfer für meine Bedürfnisse sehr gut fahren. Sanftes Ansprechverhalten zu Beginn und reichlich Durchschlagschutz zum Ende raus. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass der Dämpfer im mittleren Federweg durchrauschen würde. Interessant dürfte auch der Remote-Hebel am Lenker sein. Dieser eignet sich perfekt für längere Touren oder Alpenüberquerungen. Die drei Modi für die Druckstufe können bequem am Lenker bedient werden. Bergab bietet der DT Swiss R414 also ordentlich Feedback und schluckt auch mal härtere Schläge weg.
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