Radsport: Am 6. Juli startet die Tour de France 2019. Doch warum fällt der Startschuss eigentlich in Brüssel? Der Grand Départ wird Eddy Merckx zu Ehren in Belgien ausgetragen. Er gilt als größter Radprofi aller Zeiten. Vor 50 Jahren gewann er seine erste Tour de France.
Die Quantität & Qualität seiner Erfolge ist einmalig
Mit den Erfolgen von Eddy Merckx ließe sich ein ganzes Buch füllen. Der Belgier gewann in seiner Karriere je fünfmal die Tour de France und den Giro d’Italia. Die Vuelta a Espana bestritt er nur einmal – und gewann sie ebenso. Außerdem wurde er dreimal Weltmeister, war siebenmal siegreich bei Mailand – Sanremo, fünfmal bei Lüttich – Bastogne – Lüttich, dreimal bei Paris – Roubaix, sowie je zweimal bei der Flandern-Rundfahrt und der Lombardei-Rundfahrt. Eddy Merckx gewann dreimal Paris – Nizza, zweimal die Belgien-Rundfahrt und je einmal die Tour de Romandie, die Tour de Suisse und das Critérium du Dauphiné. Er hält eine elend lange Liste an Rekorden, darunter die meisten Siege insgesamt (525), die meisten Etappenerfolge bei der Tour de France (34), die meisten Tage in Gelb (96) und die meisten Siege bei Sechstagerennen (17). Und das alles waren nur die wichtigsten Erfolge, sozusagen die Spitze des Eisbergs.
Wie Eddy Merckx zum „Kannibalen“ wurde
Dass Eddy Merckx auf Grund seiner Erfolge als größter Radprofi aller Zeiten gilt, ist unbestritten. Ausgezeichnet hat er sich jedoch auch immer durch die Art und Weise, mit der er siegreich war. So entstand seine Bezeichnung „der Kannibale“. Selten ließ er der Konkurrenz etwas übrig. Was er gewinnen konnte, wollte er auch gewinnen. Direkt bei seiner ersten Tour de France im Jahr 1969 gelang ihm der ultimative Triumph. Neben sechs Tagessiegen sicherte er sich die Gesamtwertung, die Bergwertung, die Sprintwertung, die Kombinationswertung und mit seiner Mannschaft Faema die Teamwertung. Allgemein beendete Eddy Merckx – abgesehen von 1977 – immer alle Wertungen unter den Top 3. Viele Freunde hat er sich durch diese unanfechtbare Dominanz im Fahrerfeld natürlich nicht gemacht.
Eddy Merckx:
„Ich bin auf diesem Planeten geboren. Ich bin kein Außerirdischer. Es wird sicher mal wieder einen geben, der so viel Ehrgeiz und Disziplin hat wie ich einst.“
Als Kind war er hyperaktiv und in vielen Sportarten begabt
Auf die Welt kam Édouard Louis Joseph, Baron Merckx am 17. Juni 1945. Damals konnte niemand ahnen, dass aus ihm einmal der größte Radprofi aller Zeiten werden würde. Aufgewachsen ist er in Brüssel. Seine Eltern zogen in die Großstadt, um ein Lebensmittelgeschäft zu leiten. Schon damals war auffällig, wie hyperaktiv der kleine Eddy war. Daher meldeten ihn seine Eltern bei zahlreichen Sportvereinen an. Im Basketball, Tischtennis, Fußball und Boxen nahm er an Wettbewerben und Turnieren teil. Doch er selbst wusste bereits mit vier Jahren – so sagt er heute – dass er einmal Radprofi werden möchte. 1961 begann er damit. Als Amateur war er bis 1965 aktiv, gewann in diesem Zeitraum 80 Rennen. Da er sich nur dem Sport widmete, sanken seine schulischen Leistungen. Er war nicht an einem Abschluss interessiert und brach die Schule schließlich sogar ab, um sich voll und ganz seiner Profikarriere zu widmen.
Die Erwartungen waren für Sohn Axel zu hoch
„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ – das dachten sich viele Experten bei Axel Merckx. Schließlich war Eddy Merckx auch nach seiner Karriere in Belgien und der gesamten Radsport-Welt ein Held. Er wurde Sportler des Jahrhunderts und sogar vom König zum Baron geadelt. Von ihm gibt es eine Briefmarke, ein Brettspiel trägt seinen Namen und die Menschen können in Brüssel an einer „Eddy Merckx Metro Station“ aussteigen. Doch Sohnemann Axel Merckx hat das Talent seines Vaters nicht ganz vererbt bekommen. In Diensten von Mapei – Quick-Step gewann er 2000 die Belgische Meisterschaft, die Tour de Wallonie und eine Etappe beim Giro d’Italia. 2004 wurde er bei den Olympischen Spielen in Athen Dritter. Der ganz große Durchbruch gelang Axel Merckx jedoch nie. Obwohl er mehrfach bei der Tour de France am Start stand, kam er über einen zehnten Rang in der Gesamtwertung nicht hinaus.
Auch Eddy Merckx wurde positiv getestet
Leider können wir auch das Kapitel Eddy Merckx nicht ohne ein paar schwarze Seiten schließen. Denn auch der Held des Radsports wurde in seiner Karriere positiv getestet. 1969 wurde er beim Giro d’Italia in Savona anhand einer Urinprobe erwischt. Im Labor stellte man die Einnahme von Amphetaminen fest. Eddy Merckx beteuerte seine Unschuld, wurde jedoch von der Italien-Rundfahrt ausgeschlossen. Eigentlich hätte er dementsprechend auch nicht bei der Tour de France starten dürfen, doch die UCI annullierte die Sperre und Merckx dominierte die Frankreich-Rundfahrt nach Belieben. Weitere positive Proben gab Eddy Merckx 1973 bei der Lombardei-Rundfahrt und 1977 beim Wallonischen Pfeil ab. Jahre später gestand er, regelmäßig Corticosteroide verwendet zu haben. Diese standen jedoch zu seiner Zeit noch nicht auf der Liste der verbotenen Substanzen.