Tour de France Geschichte: Marco Pantani gehörte zu den schillerndsten Figuren im Radsport. Zwischen 1995 und 2000 gewann er bei der Tour de France acht Etappen – genau heute vor 19 Jahren seine letzte.
Pantani wehrt sich gegen die Dominanz von Armstrong
Wir schreiben den 16. Juli 2000. Längst hat bei der Tour de France die Dominanz von Lance Armstrong Einzug gehalten. Der Texaner gewann im Vorjahr erstmals und wird in den kommenden Jahren zum siebenfachen Toursieger aufsteigen. Die Konkurrenz wirkt chancenlos. Auch die beiden vorherigen Sieger – der Deutsche Jan Ullrich und der Italiener Marco Pantani – können Lance Armstrong nicht das Wasser reichen. Als die letzte Tour-Woche anbricht, führt er bereits mit über sieben Minuten Vorsprung. Doch die weiteren Podiumsplätze und Etappensiege sind noch zu vergeben. Genau darauf hat es Marco Pantani abgesehen. „Elefantino“ fühlte sich nämlich in seiner Ehre gekränkt. Drei Tage zuvor gewann er auf dem Mont Ventoux, weil Armstrong ihm den Sieg gönnerhaft überließ. Das wollte der Pirat so nicht stehen lassen. Er wollte gewinnen, weil er der Beste war.
Pantani siegt, Armstrong rächt sich
Am 16. Juli war es soweit. Pantani blies zum ersten Teil seines Großangriffs. Die 15. Etappe führte von Briançon nach Courchevel. Auf der 173,5 Kilometer langen Strecke galt es die Pässe Galibier und Madeleine zu überqueren. Eine echte Kletterpartie also. Genau das Richtige für den Piraten. Er attackierte im Schlussanstieg und ließ mit seiner unnachahmlichen Art niemanden folgen. Armstrong nahm er satte 50 Sekunden ab, Virenque und Ullrich gar Minuten. Nach dem Rennen tönte der angefressene Italiener in Richtung Armstrong: „Dem arroganten Amerikaner habe ich es heute gezeigt.“ Dieser reagierte souverän und ließ seine Antwort nur eine Etappe später folgen. Nach dem Ruhetag fuhr das Peloton nach Morzine. Schon im ersten Anstieg griff Pantani an, um einen möglichst großen Vorsprung herausfahren zu können. Doch Armstrong ließ seine Helfer arbeiten und Pantani nicht weit davon fahren. Sie stellten ihn – und Pantani verlor über 13 Minuten.
Das traurige Ende des Piraten
Der Sieg von Marco Pantani in Courchevel sollte sein letzter bei der Tour de France sein. Nach der Etappe nach Morzine gab er auf. Er kehrte nie wieder zur Frankreich-Rundfahrt zurück. 2001 fand die italienische Polizei in seinem Hotelzimmer eine Spritze Insulin. Die Folge war eine sechsmonatige Sperre. Nach seinem Comeback endeten Starts beim Giro d’Italia und bei der Vuelta a Espana mit Aufgaben. 2003 beendete er als 14. in der Gesamtwertung seinen letzten Giro d’Italia. Ohne Sturz hätte er die Top fünf erreichen können. Doch nur einen Monat später hielt sich Pantani zur Behandlung von Depressionen in einer Nervenklinik auf. Am 14. Februar 2004 wurde er in einem Hotelzimmer in Rimini tot aufgefunden. Er starb an einer Überdosis Kokain. Ob Pantani Selbstmord begangen hat, ist bis heute ungewiss.