Test / MTB: Die letzten Wochen hatten wir die Möglichkeit, das Transition Sentinel Carbon XO1 in seiner zweiten Generation zu testen. Das Sentinel wird von den US-Amerikanern als „All Around Trail Bike“ kategorisiert. Dem wollen wir doch gerne einmal auf den Zahn fühlen. Es reiht sich zwischen Transitions Enduro, dem Patrol, und dem Transition Scout mit 130/150mm ein. Die Eckdaten des Sentinels erinnern uns jedoch fast an die eines Enduros. Im Test wollten wir herausfinden ob es wirklich einem Allround-Bike entspricht und unsere entsprechend hohen Erwartungen erfüllen kann.
Die Nordamerikaner bauen seit nunmehr 18 Jahren Mountainbikes und und dürfen sich als eine der wenigen Bikefirmen noch als „Rider Owned“ bezeichnen. Erst seit letztem Jahr gibt es das Transition Sentinel, welches in seiner zweiten Generation in fünf statt drei Ausstattungsvarianten erhältlich ist. Bei zwei Modellen wurde als Rahmenmaterial Aluminium gewählt und dem Rest der Auswahl wurden Carbonrahmen spendiert. Ein Carbonrahmen ist beim Sentinel gänzlich neu, bis dato war der Allrounder nur mit Alurahmen erhältlich. Bei 3299€ für die günstigste Alu-Variante bis hin zum getesteten Top-Modell für 6399€ sollte hier für jeden etwas dabei sein. Auch an die Bastler wurde gedacht – so sind für beide Rahmenmaterialien auch Rahmenkits erhätlich. Mit den für das Transition Sentinel verfügbaren Farben Gunmetal Gray und Pinot Noir leisteten die Designer und Lackierer ganze Arbeit. Beide Farben wirken edel und stechen sofort ins Auge. Das Gewicht des getesteten Transition Sentinel Carbon XO1 lag bei ca. 13,8kg. Zum Vergleich: Das Einstiegsmodell bringt mit 15,7kg fast zwei Kilo (!) mehr auf die Waage.
Rahmen, Geometrie und Ausstattung des Transition Sentinel
Rahmen und Geometrie
Mit 160mm an der Front und 140mm im Heck und der 29-Zoll Bereifung sollte das Sentinel auf jeden Fall ein sehr potentes All-Mountain darstellen. Die lange und recht flache „Speed Balanced Geometry“ verleiht unserem Transition, in Größe L, vor allem in steilerem Gelände ein tolles, sicheres Handling. Laut Transition soll der 64° flache Lenkwinkel, ein kurzer 40mm Vorbau und ein auf 43mm gekürztes Federgabel Offset zu einem besseren Gleichgewicht auf dem Rad führen. Wer sich schon einmal mit Transition befasst hat, wird feststellen, dass sie bei der Namensgebung ihrer Systeme gerne kreativ werden. Wie etwa beim Sentinel mit dem Giddy Up 2.0HH Suspension-System, welches vor allem ein einfaches Setup verspricht. Alle Infos zur Marke und ihren eigens entwickelten Systemen erhaltet ihr hier.
SM | MD | LG | XL | |
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Reach | 425 | 450 | 475 | 500 |
Stack | 617 | 617 | 626 | 635 |
Oberrohr (horizontal) | 568 | 593 | 622 | 650 |
Sitzrohr | 360 | 400 | 440 | 490 |
Sitzwinkel (effektiv) | 77.5 | 76.8 | 76.3 | 75.8 |
Lenkwinkel | 64.0 | 64.0 | 64.0 | 64.0 |
Steuerrohr | 100 | 100 | 110 | 120 |
Kettenstreben | 435 | 435 | 435 | 435 |
Radstand | 1193 | 1218 | 1247 | 1277 |
BB Drop | 30 | 30 | 30 | 30 |
Ausstattung
Bei 6399€ für die getestete Variante wurden beim Transition Sentinel keine Abstriche gemacht. In Sachen Ausstattung setzte die Bike-Brand aus Bellingham im Nordwesten der USA auf Bewährtes. Die Federelemente kommen mit der 36 Grip 2 Performance Elite und dem DPX2 Performance Elite Dämpfer komplett aus dem Hause Fox. Grundsolide und sehr sensibel sind die beiden Attribute, die beim verbauten Fahrwerk am Besten zutreffen. Verzögert wurde von einer Sram Code RSC, die zwar durchaus mit ihrer Bremsleistung punkten konnte, jedoch am Vorderrad mit einer 180mm Centerline Bremsscheibe etwas unterversorgt war. Die Sram XO1 Eagle Schaltung erfüllte ihren Dienst sehr zuverlässig und stach vor allem durch ihre große Bandbreite durch die XG 1275 (10-50t) Kassette hervor. Ebenfalls im Sram-Paket befand sich die RockShox Reverb Stealth Sattelstütze. Mit 170mm Hub perfekt für mich persönlich abgestimmt. Gutes Rollverhalten, mehr als genug Stabilität und besten Grip durch die Maxxis Minion DHF/DHR Kombination – so wie der Stans Flow MK3 Team Felge. Abgerundet wurde das Paket von einem Anvl-Cockpit und einem Anvl Forge Ti Sattel.
Das Transition Sentinel auf dem Trail
Doch nun genug der Theorie – ab in die Praxis. Getestet wurde im Bikepark Geißkopf und auf heimischen Trails im bayerischen Wald. Ich war von Anfang an sehr gespannt und konnte es kaum erwarten die Grenzen des Sentinels auszuloten. Gleich zu Beginn des Tests fiel auf, dass das Sentinel seinen Fahrer sehr komfortabel und zielstrebig zum Traileinstieg bringt. Auch bei längeren Anstiegen arbeitete das Trailbike recht effizient und es war kaum ein wippen des Hinterbaus zu bemerken. Einzig bei steilen Passagen oder kurzen, knackigen Uphills hätte ich mir etwas mehr Spritzigkeit gewünscht, da das Sentinel in solchen Situationen oft etwas behäbig wirkte. Alles in allem kletterte das Transition in gewohnt guter 29-Zoll-Manier und brachte mich beständig ans Ziel.
Schnell war klar, dass das Sentinel vor allem bergab in seinem Element ist. Auf steilen, schnellen Singletrails konnte es seine Fähigkeiten am besten beweisen und erst dann fing es an sich richtig wohlzufühlen. Das GIDDYUP 2.0HH Suspension System brauchte etwas Grundgeschwindigkeit, sobald man diese jedoch erreichte arbeitete das Fahrwerk absolut toll. Der Untergrund wurde förmlich aufgesaugt und man konnte in fast allen Situationen noch mehr Geschwindigkeit aufbauen. Trotz der 29-Zoll Laufräder ließ es sich in der Luft sehr gut steuern und lud förmlich dazu ein, an jeder noch so kleinen Kante abzuziehen. Was ebenfalls bereits nach wenigen Abfahrten klar war ist, dass das Sentinel einen sehr agilen und aggressiven Fahrstil braucht. Auf flacheren Flowtrails benötigte es einiges an Input um es explosiv durch den Trail zu feuern. Gab man ihm jedoch diesen, wurde es beispielsweise auf der Flow Country im Bikepark Geißkopf zur totalen Spaßmaschine. Ganz nach Transitions Motto „Party in the Woods“.