Test: Das Salsa Journeyman 650b Sora ist ein günstiges Gravelbike, das mit seinen vielfältigen Montageoptionen, der komfortablen Geometrie Bikepackern gefallen dürfte. Bei Beschleunigung und Spritzigkeit muss man jedoch Abstriche machen.
Salsa Journeyman Sora 650b: Die Fakten
Rahmenmaterial: Aluminium
Laufradgröße(n): 650b (700cc-Kompatibel)
Maximale Reifenfreiheit: 57mm / 2,2″ (650b) | 51mm / 2,0″ (700c)
Achsmaß (v/h): Schnellspanner
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Ja / Ja
Flaschenhalter: Unterrohr oben, Unterrohr unten, Sitzrohr
Sonstiges: Ösen am Oberrohr
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.946g / 2.060g / 4.006g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 11,68kg
Preis: 1.349 Euro
Günstiger, überzeugender Bikepacking-Begleiter
Salsa zählt ohne Zweifel zu den Herstellern, die die Märkte Bikepacking und Gravel bereits sehr früh mit entsprechenden Rädern und Zubehör bedienten. Insofern überrascht es auch nicht, dass der vergleichsweise kleine US-Hersteller mittlerweile sechs bzw. sieben Räder im Portfolio hat, die sich grob dem Gravel-Segment zuordnen lassen. Mit dem 2018 vorgestellten Journeyman hatten wir ein vergleichsweise günstiges Alu-Rad im Test, das mit seinen vielfältigen Montagepunkten und der komfortablen Geometrie eher die Bikepacker als die Gravelracer ansprechen dürfte. Unser Testrad kam in einem wirklich gelungenen Violett-Farbton, mit dem sich das Rad schon auf den ersten Blick von der Masse abhebt.
Der vergleichsweise günstige Preis von 1.349 Euro für unser Modell (die Claris-Variante ist auch für unter 1.000 Euro zu haben) ist am Rahmen nur teilweise erkennbar. Bei der Verarbeitung gibt es überhaupt nichts auszusetzen und würde auch bei wesentlich teureren Rädern keineswegs negativ auffallen. Schön sind auch die komplett intern verlegten Züge – gerade bei einem solchen Rad, das wohl auch regelmäßig bei Wind und Wetter bewegt wird, sind diese so bestens vor Nässe oder anderen widrigen Einflüssen geschützt. Ein kleiner Kompromiss zu Gunsten des Preises sind wohl die Schnellspannachsen vorn und hinten – das erschwert den schleiffreien Einbau der Laufräder.
Die volle Punktzahl kann das Salsa Journeyman in puncto Montagepunkte einfahren: Drei Flaschenhalter finden am Rahmen direkt Platz, optional sind zwei weitere an der Alugabel montierbar, da auch dort pro Seite drei Ösen vorhanden sind. Alternativ lässt sich hier natürlich auch – ebenso wie hinten – ein Gepäckträger befestigen. Natürlich finden auch Schutzbleche am Rahmen Platz und auch auf Ösen auf dem Oberrohr muss man nicht verzichten. Nicht weniger universell zeigt sich das Salsa Gravelbike bei der Wahl der Reifen. Das Journeyman ist sowohl mit klassischen 700c Laufrädern als auch – wie bei uns – mit kleinen 650b Laufrädern erhältlich. Üppige 51mm bei 700c und sogar 57mm bei 650b gibt Salsa als maximale Reifenfreiheit an. So steht selbst der Verwendung klassischer MTB-Bereifung nichts im Wege.
Im Entwicklungsprozess ließen sich die Köpfe hinter dem Journeyman von den beiden damals bereits vorhandenen Salsa Gravelbikes Warbird und Vaya beeinflussen. Herausgekommen ist dabei eine insgesamt eher tourenorientierte Geometrie, die auf Laufruhe optimiert ist: Das zeigen die mit 440mm ziemlich langen Kettenstreben ebenso wie der sehr flache Lenkwinkel. Der Hauptrahmen selbst fällt eher kurz aus, um eine nicht allzu gestreckte Sitzposition zu realisieren.
Geometrie Salsa Journeyman 650b
50 | 52 | 54 | 55.5 | 57 | 59.5 | |
Sitzrohr (in mm) | 380 | 450 | 470 | 510 | 530 | 560 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 500 | 520 | 540 | 555 | 570 | 595 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 115 | 140 | 170 | 200 | 215 |
Radstand (in mm) | 1017 | 1018 | 1029 | 1045 | 1061 | 1081 |
Kettenstrebe (in mm) | 440 | 440 | 440 | 440 | 440 | 440 |
Lenkwinkel (in °) | 70 | 70.5 | 70.5 | 70.5 | 70.5 | 70.5 |
Sitzwinkel (in °) | 72 | 72 | 72 | 72 | 72 | 72 |
Reach (in mm) | 364 | 364 | 367 | 373 | 379 | 394 |
Stack (in mm) | 528 | 544 | 567 | 595 | 624 | 639 |
Günstige, aber solide Ausstattung – mit einer Ausnahme
Mit dem Salsa Journeyman Sora 650b hatten wir die zweit-günstigste Variante des Bikes im Test. Mit 1.349 Euro zählt es zu den günstigeren Einsteigern in unserem Testfeld und ja – das zeigen auch Ausstattung und Gewicht. Doch direkt vornweg: Das Salsa Bike zeigt eindrucksvoll, dass die Einzelkomponenten oder auch das Gewicht nur eine sekundäre Rolle spielen, wenn das Gesamtkonzept des Rads aufgeht.
Doch zunächst mal zu den harten Fakten: Mit sportlichen 11,68kg ist das Salsa Journeyman Sora 650b eines der schwersten Gravelbikes überhaupt in unserem Testfeld. Die „Übeltäter“ sind jedoch recht schnell ausgemacht; beim Abwiegen des Laufrad-Systems staunen wir nämlich nicht schlecht – über 4kg kommen hier inklusive der Reifen und Bremsscheiben zusammen! Das liegt jedoch nicht an den Laufrädern selbst, die mit Novatec Naben und WTB i23 ST Felgen zwar keine Gewichtsrekorde brechen dürften, aber auch nicht übermäßig schwer sind. Anders sieht es bei den hier verbauten Reifen aus. Die Teravail Sparwood in 2,1″ Breite und der Draht-Ausführung bringen nämlich pro Stück über 800g auf die Waage. Mit einem hochwertigen Faltreifen in ähnlichen Abmessungen ließe sich hier für einen überschaubaren finanziellen Aufwand schnell 500g einsparen. Dass die Sparwood nicht tubeless gefahren werden können, könnte für den einen oder anderen ein weiterer Grund zum Wechsel sein.
Rahmen | Journeyman Drop Bar |
Federgabel | Fantail Deluxe Carbon |
Laufräder | Novatec / WTB ST i23 TCS 2.0 |
Reifen | Teravail Sparwood 2,1" |
Schaltwerk | Shimano Sora GS 9-fach |
Schalthebel | Shimano Sora |
Kurbel | FSA Vero Pro Adventure 46/30 |
Umwerfer | Shimano Sora |
Bremse | Promax DSK-330R Flatmount |
Sattelstütze | Salsa Guide 27,2 |
Sattel | WTB Volt |
Vorbau | Salsa Guide |
Lenker | Salsa Cowbell |
Die namensgebende Schaltgruppe an unserem Journeyman ist die Shimano Sora. Die 9-fach Gruppe ist für das Einstiegs-Segment konzipiert, konnte jedoch in den letzten Jahren die Lücke zur Tiagra immer mehr schließen und ist eine durchaus gute Alternative für preisbewusste Käufer. Die gewählte Übersetzung mit 46/30 FSA Kettenblättern vorn und der 11-34 Kassette ist sehr gut für das Einsatzgebiet des Salsa Bikes. Sie kommt auf eine Bandbreite von fast 500% und der leichteste Gang ist auch für längere Offroad-Anstiege, eventuell mit Gepäck, geeignet.
Da die Sora-Gruppe bis dato nur mit Seilzug-Bremsen erhältlich ist, sind folgerichtig am Salsa mechanische Scheibenbremsen montiert. Die Promax Render Bremsen sind noch recht neu am Markt und werden im modernen Flatmount-Standard befestigt. Schön: Bei den Bremsbelägen kann man auf die weit verbreiteten Avid BB5 Pads zurückgreifen.
Die übrigen Anbauteile am Journeyman kommen aus eigenem Hause und machen durchweg einen sehr guten Eindruck – vor allem der Cowbell Lenker ist ergonomisch ausgesprochen gelungen.
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Let’s Gravel: Das Salsa Journeyman Sora 650b
Das Salsa Journeyman kommt mit gewagter Optik und hebt sich nicht nur durch seine Lackierung von der Masse ab. Diese sorgt in Einklang mit der hochwertigen Verarbeitung für ein selbstsicheres Auftreten. Mit einer beeindruckenden Zubehörkompatibilität dürfte das Bike zum besten Begleiter auf langen Tagestouren und Bikepacking-Abenteuern werden. Für die nötige Vielseitigkeit sorgt unter anderem die breite 650b Bereifung, welche nicht nur für ordentlich Grip, sondern in Zusammenspiel mit dem gelungenen Hinterbau am Journeyman für guten Fahrkomfort sorgt.
So werden auch ruppige Passagen auf jeder Erkundungstour zum spaßigen Erlebnis – wenn der Luftdruck in den Reifen entsprechend angepasst wird. Zudem ist man dank der ausgewogenen Geometrie am Salsa Journeyman ausreichend sportlich und dennoch komfortabel unterwegs. Auf Asphaltabschnitten wird es dabei aber weniger angenehm, da die Reifen doch klar den Geländeeinsatz ausgelegt sind und somit nicht die besten Rolleigenschaften auf der Straße aufweisen.
Auch wenn sich das Bike auf weiten Strecken sehr angenehm fahren lässt, so hat das Salsa Journeyman durch die robuste Bauweise und die ausgewogene Geometrie beim Beschleunigen etwas zu kämpfen und braucht eine gewisse Zeit bis es aus dem Knick kommt. Dies liegt sicherlich auch am nicht gerade zu vernachlässigenden Gewicht von stolzen 11,68 Kilogramm oder genauer gesagt, an den schweren Laufrädern bzw. Reifen. Trotz der geringen Spritzigkeit verhält sich das Jouneyman überraschend agil und lässt sich flott über die Trails bewegen – trotz langem Radstand und flachem Lenkwinkel. Dennoch ist das Salsa Bike beim Fahrgefühl doch spürbar näher an einem Mountainbike als andere Gravelbikes.
Durch das Setup mit den Promax Seilzug-Scheibenbremsen hatten wir jedoch hier und da immer wieder zu kämpfen und mussten deutlich früher als gewünscht in die Eisen gehen. Eigentlich schade, denn mit den gängigen hydraulischen Discs hätten wir sicherlich deutlich mehr Spaß auf technischen Passagen gehabt und hätten die guten Trail-Fähigkeiten des Salsa Journeyman besser ausspielen können. Die Sora Schaltung gefiel uns überraschend gut, auch wenn die STIs bezüglich ihrer Ergonomie nicht ganz mit höherwertigen Gruppen mithalten können. Die Bandbreite des Antriebs ist jedoch hervorragend und die Schaltvorgänge gingen immer zügig. Im Gelände machte sich jedoch die fehlende Schaltwerksdämpfung in Form von hörbarem Kettenschlagen bemerkbar.
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