Gravelbikes / Test: Das Salsa Warbird Carbon ist ein vielseitiges Gravelbike, mit dem man auch für große, mehrtägige Abenteuer bestens gerüstet ist. Unser Testbike war zudem mit einigen neuen Komponenten aus dem Hause e*thirteen gespickt.
Salsa Warbird Carbon: Die Fakten
Rahmenmaterial: Carbon
Laufradgröße(n): 700c (650b kompatibel)
Maximale Reifenfreiheit: 45mm (700c) / 50mm (650b)
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Ja / Ja (Zusatzklemme erforderlich)
Flaschenhalter: Unterrohr oben (2x), Unterrohr unten, Sitzrohr
Sonstiges: Ösen Oberrohr, Kabelführung für Nabendynamo
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.601g / 1.720g / 3.321g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe 54.5): 8,51kg
Preis: ca. 3.799 Euro (Serie: 2.599 Euro)
Vielseitiger Rahmen zeigt großes Gravel-Know-How
US Hersteller Salsa darf wohl zweifelsfrei als „Gravel-Veteran“ bezeichnet werden. Dort hatte man bereits derartige Räder im Portfolio, als die Kategorie der Schotter-Racer hierzulande nur einigen wenigen überhaupt ein Begriff war. Ein Resultat dieser langjährigen Gravel-Tradition ist das Salsa Warbird, das die Jungs und Mädels hinter Salsa als ihr Gravel-Racebike bezeichnen. Vor allem in den USA existieren bereits einige spannende Rennformate für Gravel-Fans und -sportler wie das Dirty Kanza oder das Trans Iowa. Genau für diese Herausforderungen wurde das Warbird konzipiert: Hohe Anforderungen an Komfort, an Verlässlichkeit und Tourentauglichkeit. Dass diese Mischung jedoch nicht nur bei den angesprochenen Rennen funktioniert, sondern eben auch im „normalen“ Gravel-Alltag, konnte das schicke Carbonbike im Test zeigen.
Der Carbonrahmen des Warbird fällt direkt zu Beginn durch seine vielfältigen Montagemöglichkeiten für Taschen und wirklich sämtlich erdenkliches Zubehör positiv auf. Im Rahmendreieck lassen sich bis zu drei Flaschenhalter montieren, ein vierter würde unter dem Unterrohr Platz finden. Gepäckträger vorn und hinten sind ebenso möglich wie Schutzbleche oder eine Tasche auf dem Oberrohr. Sogar an eine Kabeldurchführung für einen Nabendynamo an der Gabel hat man gedacht. Wer zudem regelmäßig in anspruchsvollerem Gelände unterwegs ist, kann auch eine Variostütze mit interner Zugführung nachrüsten. Hier muss man wirklich sagen: Alles richtig gemacht Salsa!
Nicht minder vielseitig zeigt sich das Warbird beim Thema Laufradgrößen und Reifenfreiheit. Ab Werk ist es sowohl mit klassischen 28″ Laufrädern als auch mit 650b Bereifung erhältlich. Bezüglich Reifenfreiheit gibt es in beiden Fällen keinerlei Anlass zur Kritik: Selbst bei den großen Laufrädern passen großvolumige 45mm Reifen durch Gabel und Hinterbau. Entscheidet man sich für die kleineren Laufräder, lassen sich sogar echte Mountainbikereifen mit einer Breite bis zu 2,1″ aufziehen. Wer Schutzbleche montieren möchte, muss etwas kürzer – oder: schmaler – treten. Hier ist bei 38mm bzw. bei 47mm Schluss.
Insgesamt ist der Rahmen des Warbird durchaus ein Schmuckstück und hebt sich bei Formsprache und Linienführung wohltuend von der breiten Masse ab. Das recht stark abfallende Oberrohr bietet hohe Variabilität bei der Geometrie bzw. der Größenwahl, ist optisch für Drop-Bar-Puristen aber wahrscheinlich etwas gewöhnungsbedürftig. Ohnehin haben sich die Konstrukteure des Warbird bei der Geometrie offensichtlich durchaus vom Mountainbike inspirieren lassen: Darauf weist nicht nur der recht flache Lenkwinkel hin, auch der verhältnismäßig lange Reach spricht dafür und dürfte den Fahrer ermutigen, im Gelände auch mal aus dem Sattel zu gehen, um mehr Kontrolle zu erhalten. Die Kettenstreben fallen ebenfalls etwas länger aus als der Schnitt – insgesamt ist das Warbird durchaus eher auf Laufruhe getrimmt und damit bestens für lange Tage im Sattel gewappnet.
Geometrie Salsa Warbird Carbon
49 | 52.5 | 54.5 | 56 | 57.5 | 59 | 61 | |
Sitzrohr (in mm) | 390 | 440 | 475 | 510 | 520 | 545 | 570 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 499 | 525 | 545 | 560 | 575 | 590 | 610 |
Steuerrohr (in mm) | 90 | 120 | 140 | 160 | 180 | 200 | 220 |
Kettenstrebe (in mm) | 430 | 430 | 430 | 430 | 430 | 430 | 430 |
Radstand (in mm) | 996 | 1011 | 1022 | 1038 | 1054 | 1069 | 1084 |
Lenkwinkel (in °) | 71 | 70.75 | 70.75 | 70.75 | 70.75 | 70.75 | 70.75 |
Sitzwinkel (in °) | 75 | 74 | 73 | 73 | 73 | 73 | 72.5 |
Reach (in mm) | 360 | 368 | 371 | 381 | 390 | 399 | 407 |
Stack (in mm) | 517 | 547 | 565 | 584 | 603 | 622 | 641 |
Gelungene Ausstattung mit kleinem Makel
Direkt vorweg: Unser Testbike entsprach nur teilweise der Serienausstattung des Salsa Warbird Apex. Die Räder werden hierzulande über Cosmic Sports vertrieben, die ebenfalls Komponentenhersteller e*thirteen im Portfolio haben, die für unser Testexemplar ihre neue XCXr Gravelkurbel und auch die 9-39 Kassette beisteuern. Gerade letztere ist ein echtes Highlight und wir fragen uns durchaus, weshalb nicht mehr Hersteller dieses Modell verbauen – dazu jedoch gleich mehr.
Rahmen | Salsa Warbird Carbon |
Federgabel | Salsa Waxwing Carbon |
Laufräder | WTB ST i23 TCS |
Reifen | Maxxis Rambler 40mm |
Schaltwerk | Sram Apex 1 |
Schalthebel | Sram Apex 1 |
Kurbel | e*thirteen XCXr Gravel 38t |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | TRP Spyre-C |
Sattelstütze | Salsa Guide |
Sattel | WTB Volt Sport |
Vorbau | Salsa Guide |
Lenker | Salsa Cowbell |
Der Antrieb besteht von der angesprochenen Kassette und Kurbel abgesehen komplett aus Srams Apex 1 Komponenten. Das ist durchaus eine gelungene Wahl, denn auch wenn es sich gewissermaßen um die Einstiegsgruppe des US-Herstellers handelt, muss sie sich weder bei der Performance noch bei der Ergonomie vor teureren Pendants verstecken. Spannend wird es jedoch an unserem Rad vor allem wegen der beiden e*thirteen Komponenten. Die nicht nur optisch gelungene Carbonkurbel ist mit 398g inkl. 38er Kettenblatt extrem leicht und spart beispielsweise gegenüber der regulären Apex-Kurbel fast 300g (!). Gewicht spart auch die Kassette von e*thirteen (ca. 200g gegenüber Apex), doch erwähnenswert ist hier insbesondere die größere Bandbreite. Mit 9-39 besitzt die e*thirteen XCX eine ungewöhnliche Abstufung, die aber satte 433% Bandbreite mitbringen. Wem das nicht genügt kann auch die 9-42 Variante verbauen und bekommt noch einen etwas leichteren Gang.
Der Antrieb trifft damit ein gelungenes Gleichgewicht aus soliden, haltbaren und nicht allzu kostspieligen Komponenten einerseits und leichten, edlen Parts andererseits, die aber einen klaren Gewichts- und Performance-Vorteil bringen. Nicht ganz mithalten können leider die Bremsen: Die TRP Spyre-C zählt zwar zu den besseren mechanischen Scheibenbremsen, spielt aber weder bei der Dosierbarkeit noch bei der Bremsleistung in der Liga hydraulischer Stopper. Vorteil der mechanischen Lösung ist jedoch ihre einfache Wartbarkeit und die geringere Fehleranfälligkeit – wer mit dem Warbird auch mal mehrere Tage abseits der Zivilisation unterwegs sein möchte, könnte dies zu schätzen wissen.
Einen guten Eindruck machen wiederum die Laufräder aus dem Hause WTB, die trotz ihrer recht breiten, tubeless-fähigen Felgen und den eher breiten Maxxis Reifen insgesamt erfreulich leicht sind. Dank 23mm Maulweite lässt sich hier auch problemlos die großzügige Reifenfreiheit des Warbird ausnutzen.
Während der Sitzbereich insgesamt eher unter die Kategorie „solide und schnörkellos“ fällt, ist das Cockpit durchaus wieder eine Highlight am Warbird. Das liegt vor allem am Cowbell Lenker, der mit seinen Abmessungen und der tollen Ergonomie für uns zu den besten in diesem Bereich gehört.
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Let’s Gravel: Das Salsa Warbird Carbon
Mit seiner ansprechenden Optik und dem hohwertig verarbeiteten Carbonrahmen ist das Salsa Warbird Carbon schon auf den ersten Blick ein echter Hingucker. Natürlich kann sich Salsa auf extrem viel Erfahrung in Sachen Gravel berufen und somit auch technisch überzeugen.
Dabei verfügt das Salsa Warbird über eine stark vom Mountainbike inspirierte Geometrie, welche sich besonders durch das gesloopte Oberrohr zeigt. Dieses sorgt für eine ausgewogenen Geometrie und ermöglicht es das Salsa Gravelbike nach den individuellen Vorlieben sportlicher oder doch eher gemütlicher einzustellen. Grundätzlich wird man aber aus dem Salsa aufgrund der Sitzposition kein Race-Bike machen können, sondern maximal einen sportlichen Tourer erhalten, was schon eher zum Einsatzgebiet des Warbirds passen dürfte.
Aber auch in Sachen Performance verhält sich das Salsa Warbird sehr ausgewogen. Denn durch die Hinterbaukonstruktion in Verbindung mit der Sattelstütze bekommt das Bike einen soliden Fahrkomfort hin und weiß härtere Abschnitte gekonnt zu meistern. Durch die Bank setzt das Salsa Warbird Carbon aber auf Ruhe und Kontrolle. Beispielsweiße durch den langen Reach und den flachen Lenkwinkel bekommt man ein sicheres Fahrgefühl, welches besonders auf Abfahrten und technischen Passagen dazu einläd auch mal aufzustehen, um das Bike besser handeln zu können.
Aber auch die etwas längeren Kettenstreben sorgen für mehr Laufruhe und vermitteln ein sicheres Fahrgefühl. Zudem sorgen diese in Verbindung mit dem hochwertigen Carbonrahmen, der eine gute Kraftübertragung bietet, für ansprechenden Vortrieb. Diese Kombination macht uns besonders auf längeren Strecken viel Freude, da wir somit nicht nur sicher und laufruhig, sondern auch flott ans Ziel kommen und richtig Strecke machen können.
Durch die gute Laufruhe müssen wir allerdings ein paar Abstriche in Sachen Spritzigkeit machen. Diese ist immer noch sehr solide und für einen Tourer bei weitem ausreichend, allerdings gibt es hier Luft nach oben. Dies dürfte natürlich an der Gesamtkonstruktion mit beispielsweise längeren Streben liegen, die das Salsa Warbird einfach ein wenig entschärfen und nicht ganz so direkt machen.
Durch die gelungene Zubehörkompatibilität und die offroadtaugliche Ausstattung wird ein für uns ansprechender Graveltourer abgerundet.
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