Radsport Highlights: Etwas überraschend hat Carlos Sastre die Tour de France 2008 gewonnen. Möglich war der Triumph des Spaniers aber nur durch eine gut durchdachte Teamtaktik.
Sastre und die Schlecks spielen Katz und Maus
Luxus pur im Team CSC. Mit Carlos Sastre, Andy Schleck und Frank Schleck ging die dänische Mannschaft gleich mit drei starken Klassementfahrern in die Tour de France 2008. Favoriten auf den Gesamtsieg waren sie aber dennoch nicht. Denn vor allem im Zeitfahren waren alle drei genannten Profis deutlich schwächer einzuschätzen, als beispielsweise Topfavorit Cadel Evans. Dieser trug bis zur 15. Etappe dann auch tatsächlich das Gelbe Trikot, ehe es von Frank Schleck übernommen wurde. Da die beiden jedoch nur acht Sekunden trennten und am vorletzten Tag der Tour de France noch ein langes Zeitfahren auf dem Programm stand, musste das Team CSC den Vorsprung vergrößern. Wie gemacht für ein strategisches Katz-und-Maus-Spiel war die 17. Etappe hinauf nach Alpe d’Huez. Das Teilstück war schwer genug für große Zeitabstände. Und mit drei gefährlichen Fahrern in den eigenen Reihen konnte sich Teamchef Bjarne Riis einen durchdachten Schlachtplan zurechtlegen.
Evans und Valverde werden zur Arbeit gezwungen
Nachdem CSC mit Vollgas in den Schlussanstieg hineinfuhr, attackierte Carlos Sastre aus der schon stark dezimierten Favoritengruppe heraus. Dem starken Bergfahrer aus Spanien konnte und wollte zunächst niemand folgen. Der in Gelb fahrende Frank Schleck und dessen Bruder Andy Schleck konnten durch die Flucht von Carlos Sastre in die Defensive gehen. Gefordert waren nun andere. Cadel Evans, Denis Menchov und Alejandro Valverde wollten die Tour de France schließlich gewinnen. Die Schlecks – obwohl einer von ihnen das Gelbe Trikot auf den Schultern trug – hatten natürlich keine Interesse an der Verfolgung von Teamkamerad Carlos Sastre. Das Tempo wurde immer wieder verschleppt, weil sich die Konkurrenten gegenseitig nichts gönnen wollten. Niemand sah sich für die Nachführarbeit in der Verantwortung. Und keiner wollte für den anderen im Wind fahren. So kam es – statt eines konstant hohen Tempos – immer wieder zu vereinzelten Attacken. Die Gruppe arbeitete gegeneinander, anstatt zusammen an der Einholung von Carlos Sastre zu arbeiten.
Die Schlecks verteidigen Sastre und verlieren Gelb
Die zahlreichen Angriffe in der Favoritengruppe wurden von Frank und Andy Schleck immer wieder neutralisiert. Damit halfen sie ihrem Teamkollegen nicht nur die Etappe zu gewinnen, sondern auch einen großen Vorsprung herauszufahren. Unter den Favoriten stellte sich Verzweiflung ein, weil die Mannschaft CSC scheinbar auf alle Versuche eine passende Antwort parat hatte. Währenddessen konnte Carlos Sastre seinen Vorsprung als Solist immer weiter ausbauen. Das Ziel in Alpe d’Huez erreichte er über zwei Minuten vor der Konkurrenz. Der Spanier eroberte das Gelbe Trikot und gab es bis Paris nicht mehr ab. Dass die Mannschaft CSC auf den richtigen Mann gesetzt hat, zeigt sich schließlich durch den Endstand in der Gesamtwertung. Frank Schleck als Fünfter und Andy Schleck als Achter hätten die Tour nicht gewonnen.