Der sich etwas mit der Materie Bikeparts auseinander setzt, dem dürfte Hope auf jeden Fall ein Begriff sein. Die UK-Teileschmiede aus Barnoldswick, etwas nördlich von Manchester, hat sich über die Jahre hinweg durch ihre Fräskunst eine breite Fanbase in der Bikeszene geschaffen. Bekannt für feinste CNC-Aluparts, war die Überraschung natürlich groß in der Szene als Hope in 2017 mit dem HB.160 einen Rahmen aus Carbon vorgestellt hat. Doch der Zusammenhang liegt auf der Hand. Zur Herstellung von Carbonteilen bzw. Rahmen werden Formen benötigt, welche zumeist aus Alu gefräst werden. Mit Know-How im Bereich der Carbonverarbeitung kann Hope so Carbonrahmen nach ihrem Credo „Made in Barnoldswick“ herstellen. Auch British Cycling hat bei Olympia auf der Bahn auf das futuristische Hope HB.T. Trackbike. aus Barnoldswick gesetzt und konnte damit einige Medaillien gewinnen.
Mit dem Hope HB.130 wurde im vergangenem Jahr ein modernes Trailbike mit Carbonrahmen vorgestellt. Wir konnten das HB.130 ausführlich testen und euch einen Einblick geben, wie sich das UK-Trailbike auf den Trails im Bayerischen Wald schlägt.
Hope HB.130 – Rahmen und Geometrie
Fans der Fräskunst können aufatmen. Der Rahmen des HB.130 besteht nicht komplett aus Carbon. Der aus Carbon gefertigte Hauptrahmen wird durch einen Alu-Hinterbau ergänzt. Doch Hope wäre nicht Hope, wenn hier ein Standard-Hinterbau verbaut wäre. Die Bauteile für den Hinterbau bekamen bewusst auffällige eine CNC-Fräskur. Außerdem kommt der Hinterbau ganz ohne Schweißnähte aus, denn die Teile sind ineinander gesteckt und geklebt. Das ist nicht nur optisch schön sondern sorgt auch für einen steifen und leichten Hinterbau. Auf der Kettenstrebe ist ein formschöner Schutz aus Kunststoff angebracht, damit diese nicht von Kette nicht malträtiert wird. Bei der ersten Version des Hope Bikes wurde ein eigener Hinterbau-Standard genutzt. Eine 17 mm Achse mit 130 mm Breite sollte für mehr Steifigkeit und Robustheit sorgen, so wie für Vorteile im Fahrbetrieb durch das weniger ausladende Heck. Doch aus Gründen der Kompatibilität rückte Hope davon wieder ab und legt den Rahmen auf den Boost-Standard in 148 x 12 mm. So kann jedes Laufrad mit Boost-Standard im Hope Bike montiert werden und die Performance bleibt laut Hope auch gleich.
Über die Lackqualität am Hope kann man nicht viel sagen der Hinterbau ist in edlem schwarz eloxiert und das Rahmendreieck kommt ganz nur mit etwas Klarlack zur Fixierung der Logos aus. Die Carbonfasern werden vom Feinsten „Made in UK“ zu einem Stück verarbeitet und unter dem Hauch von Klarlack sieht man nur perfekt verarbeitetes Carbon. Heutzutage setzen Carbon-Hersteller hauptsächlich auf Matten mit unidirektional verlegten Carbonmatten, am Carbon-Monocoque-Hauptrahmen werden Carbon-Matten mit der typischen Carbonstruktur verbaut. Rein technisch dürfte das nicht viel Unterschied machen, sondern eher eine optische Geschichte sein. Wie wir finden, harmoniert der klassische Look des Carbonhauptrahmens gut mit dem CNC-gefrästen Hinterbau. Nicht nur optischen sollen Hauptrahmen und Hinterbau gut harmonieren, auch auf dem Trail sollen die Steifigkeit des Hauptrahmens und der etwas weichere Alu-Hinterbau gut miteinander funktionieren.
Der HB.130 Hinterbau ist ein typischer Viergelenker und ausgelegt auf 29 Zoll Laufräder mit 130 mm Federweg am Heck, doch mittels einem austauschbaren Umlenkhebel kann man das Bike auch in einem Mullet-Setup mit 27,5″ Hinterrad gefahren werden. Mit diesem Umbau erhöht sich der Federweg am Heck auf 140 mm Federweg. Über einen Flip-Chip an der Dämpferaufnahme des Hinterbaus kann die Geometrie in 2 Positionen verändert werden. Dieser verändert ebenfalls die Kennlinie des Hinterbau ein wenig, indem dieser im „Low“-Setting etwas progressiver wird.
Um langfristig Spaß am Rahmen zu haben, wurde auch speziell auf die Wartungsfreundlichkeit geachtet. Auch bei der Hardware überlässt Hope nix dem Zufall und fertig den Großteil selbst in den heiligen CNC-Hallen. Sollte doch etwas mit dem Rahmen sein, gewährt Hope eine lebenslange Garantie an den Erstbesitzer.
Das Rahmenset ist in den Größen M, L und XL erhältlich. Und sollte so laut Hope für FahrerInnen mit einer Körpergröße von 165 cm – 195 cm passen. Die Geometrie am Hope HB.130 geht in eine moderne Richtung, ohne dabei zu extrem zu werden. Wie schon erwähnt kann die Geometrie über einen Flip-Chip um ein halbes Grad angepasst werden. Das Low-Setting richtet sich eher an Fahrer, die gerne Downhill Gas geben und verspielt fahren. Das High-Setting soll eher Fahrer ansprechen, die vor allem auf gute Allround-Qualitäten wert legen. Im Low-Setting beträgt der Lenkwinkel so 66,5° und der Sitzwinkel je nach Größe zwischen 76,2° und 75,2°. Im High-Modus werden diese Winkel um ein halbes Grad steiler. Der Reach liegt mit 469,5 mm im Bereich von modernen Trailbikes. Die Kettenstreben sind mit 435 mm kurz ausgelegt für mehr Wendigkeit. Ingesamt betrachtet ist die Geometrie des HB.130 modern, aber nicht zu extrem, was einem breiten Kreis an Fahrern zu Gute kommen wird.
M low / high | L low / high | XL low / high | |
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Reach | 449,5 / 455 | 469,5 / 475 | 489,5 / 495 |
Oberrohrlänge | 600 | 627 | 654 |
Steuerrohr | 100 | 105 | 110 |
Sitzrohr | 415 | 440 | 480 |
Kettenstreben | 435 | 435 | 435 |
Radstand | 1192 / 1191 | 1214 / 1213 | 1236 / 1235 |
BB Drop | -39,5 | -39,5 | -39,5 |
Lenkwinkel | 66 / 66,5 | 66 / 66,5 | 66 / 66,5 |
Sitzwinkel | 76,2 / 76,7 | 75,2 / 76,2 | 75,2 /75,7 |
Hope HB.130 – Ausstattung
Das Hope HB.130 kann als Rahmenset für umgerechnet ca. 4240 € erworben werden und je nach Belieben aufgebaut werden. Als Komplettbike erreicht das Hope HB.130 eine Fertigungstiefe, wie kaum ein anderes Mountainbike auf dem Markt. So kommen hier Rahmen, Vorbau, Lenker, Bremsen, Laufräder, Sattelklemme, Steuersatz und Kurbel samt Kurbel und Kettenblatt (300 € Aufpreis zur Standard XO1-Kurbel) aus der legendären CNC-Schmiede in Barnoldswick. Üblicherweise kommen die meisten Parts von Hope in bis zu sieben verschiedenen Eloxal-Farben, auch bei den Parts für das HB.130 kann man die Farben auswählen und dazu passend auch noch die Farben der Rahmen-Hardware wählen. Unser Testbike war da fast schon etwas langweilig im allblack Look, aber schwarz geht halt immer. Wer es farbenfroher mag, der kann sich hier auf jeden Fall austoben.
Im Detail werden bei den Bremsen die Hope Tech 3 E4 Vierkolben-Bremsen mit 180 mm Floating Disc Scheiben verbaut. Am Bremshebel können Griffweite und Druckpunkt der Bremse individuell angepasst werden. Für die Laufräder werden die bewährten Hope Pro4 Boost Naben und Fortus Felgen mit 26 mm Innenweite verbaut. Diese sollte ausreichend für die Reifekombi aus Minion DHF und DHR in 2,5″ an der Front und 2,3″ am Heck sein. Wobei noch andere Fortus Felgen mit breiterem Felgenprofil als Option gewählt werden können. Passend zum Carbon-Hauptrahmen wird der 800 mm Breite Hope Carbonlenker mit 35 mm Klemmmaß verbaut.
Beim Fahrwerk überlässt Hope nix dem Zufall und setzt auf ein Fox Factory Fahrwerk. An der Front wird eine 36er Gabel mit Grip2 Dämpfung verbaut. Am Heck arbeitet ein Fox DPX2 Dämpfer mit 3-fach einstellbarer Lowspeed-Druckstufe, womit man den Dämpfer für den Uphill straff abstimmen kann. Passend zum Fox Kashima-Look wird eine Fox Transfer Stütze mit 150 mm Verstellweg verbaut.
Geschaltet wird mit der Sram X01 Gruppe mit 12-Gängen und einer 10-52er Kassette für genügend Übersetzungsbandbreite. Schön gelöst ist hier die Matchmaker-Schelle von Hope, welche Schalt- und Bremshebel am Lenker vereint. Als Sattel wird ein SDG Radar in der Hope Edition verbaut. Und die Griffe kommen mit den Deathgrips von DMR. Gesamt kommt das Bike mit diesem Setup auf 13,9 kg in Größe L und ohne Pedale, was für robuste und potente Ausstattung auf jeden Fall im Rahmen ist. Am Testbike waren Schläuche verbaut. Mit einer Umrüstung auf Tubeless kann man hier auf jeden Fall noch ein paar Gramm herausholen und auch die Performance verbessern.
Unser Testbike kam in der Serienausstattung mit Hope Kurbel Upgrade und kostet so 7860 €. Klar das ist nicht unbedingt günstig, aber betrachtet man den aktuellen Markt und die Hohe Fertigungstiefe „Made in UK“, kann man das Preisschild schon als fair bezeichnen, auch im Hinblick auf die Top-Ausstattung. Wem das nicht reicht, kann das Bike noch mit einer kabellosen Sram AXS Schaltung , Santa Cruz Reserve Carbonfelgen oder ein Öhlins-Fahrwerk upgraden.
Rahmen | Hope HB.130 |
Federgabel | Fox 36 Factory Grip 2 |
Dämpfer | Fox DPX2 Factory 3 Pos Factory Metric |
Laufräder | Hope Pro 4 / Hope Fortus 26 |
Reifen VR | Maxxis Minion DHF 2,5 WT 3C Maxx Terra |
Reifen HR | Maxxis Minion DHR 2,3 3C EXO TR |
Schaltwerk | Sram XO1 Eagle |
Schalthebel | Sram XO1 Eagle |
Kurbel | Hope Evo |
Umwerfer | |
Bremse | Hope Tech 3 E4 |
Bremsscheiben | Hope Floating 180 mm |
Sattelstütze | Fox Transfer Factory |
Sattel | SDG Radar HB Edition |
Vorbau | Hope AM 35 |
Lenker | Hope Carbon 800 x 35 mm |
Hope HB.130 – Auf dem Trail
Kann sich das Hope HB.130 in die Reihe der potenten Trailbikes einreihen? Wir haben es ausführlich auf unsere Hometrails im Bayerischen Wald entführt. Das erste Grundsetup für das Bike war schnell gefunden und die erste Sitzprobe fiel positiv aus. Am Testbike war ein 35 mm Vorbau verbaut, hier würden wir eventuell eher den 50 mm Vorbau nehmen. Aber das ist Geschmacksache und hängt auch von den Proportionen des Fahrers ab. Ansonsten fühlt sich alles sehr stimmig an.
Schon bei den ersten Kurbelumdrehungen und Spielereien auf dem Weg zum Trail merkt man, dass man ein sehr steifes, aber auch verspieltes Chassis unter sich hat. Geht es auf Schotterwegen berghoch, wippt sehr Hinterbau doch etwas. Aber kein Problem, mit einem kurzen Griff an den Dämpfer kann dieser verriegelt werden und der Hinterbau wird sehr antriebsneutral. Durch das gefühlt sehr steife Tretlager und den steilen Sitzwinkel fühlt es sich so fast wie auf einem XC-Bike an. Auch in flachen Überführungsetappen ließ sich das Bike gut pedallieren und man kann damit auch längere Strecken zwischen den Trails bewältigen. Wenn es technisch im Uphill, dann spielt das Hope erst so richtig seine Trümpfe auf. Mit der Kombination aus ausgeglichener Sitzpostion mit breitem Lenker, aktivem Fahrwerk und grobstolligen Maxxis-Reifen lassen sich technische Uphill-Passagen fast schon spielerisch auf dem 52er Blatt der Sram X01 Kassette klären. Zwar nicht im XC-Speed, aber sehr kontrolliert und sicher . Nur im Low-Setting muss man mit den 175 mm langen Kurbelarmen etwas darauf achten den Bodenkontakt zu vermeiden. Wobei man sagen muss, dass wir die meiste Zeit im Low-Setting unterwegs waren, weil damit die Uphillfähigkeiten völlig ausreichend waren und das Low-Setting im Downhill doch etwas mehr Spaß verspricht.
Genug Uphill, jetzt geht es auf dem Trail bergab. Wie gesagt haben wir zumeist auf das Low-Setting gesetzt und damit hat uns das Bike auch im Downhill wirklich überzeugt. Die ausgeglichene Geometrie des HB.130 überträgt sich auch auf den Trail. In High-Speed Passagen bleibt das Bike extrem stabil lässt sich entspannt fahren. Wird es etwas enger in den Kurven lässt sich das Bike gut drumherum manövrieren. Auch für Sprünge und Drops vermittelt das Bike das nötige Vertrauen. Generell fühlte sich das Hope HB.130 nach mehr Federweg also die 140/130 mm auf dem Papier an. Zum Einem scheint die Steifigkeit des Rahmens genau richtig, denn in ruppigen Sektionen lag das Bike sehr gut und man konnte es wie an einer Schnur durch Steinfelder ziehen. Außerdem reagierte das Bike schnell auf Richtungsänderungen durch den Fahrer und man konnte so die Linienwahl extrem genau gestaltet werden. Dazu passend war auch die 36er Fox-Gabel an der Front, die gut mit dem Rest des Bikes harmonierte. Das Fahrwerk an sich war perfekt für das Bike. Wir waren letztlich mit ca. 26% am Heck und mit der von Fox empfohlenen Einstellung an der Gabel unterwegs. So war das Fahrwerk zu Anfang sensibel genug, aber hatte auch genug Reserven für härtere Hits. Auch die stabilen Maxxis Reifen lieferten nicht nur Grip sondern auch die nötige Stabilität für härteres Gelände. Wie schon erwähnt waren am Testbike Schläuche montiert, mit einem Tubeless-Setup könnte man die Performance noch etwas verbessern. Einzig, die am Testbike verbauten Bremsscheiben mit 180 mm an Heck und Front, könnten bei schwereren Fahrer an ihre Grenzen kommen. Da darf zumindest vorne was größeres ran.
Ingesamt ist das Bike ein richtiger Allrounder, so wie ein aktuelles Trailbike sein sollte. Klar es hat nicht die Reserven im Downhill im ein Enduro, doch es steckt einiges Weg und versierte Fahrer werden damit in dieser Ausstattung auch die meisten Enduro-Trails rocken. Zumal man das Bike auch echt gut hochtreten kann und man nicht unbedingt auf einen Lift angewiesen ist. Das macht es auch für trailorientierte Tourenfahrer interessant, mit Hinblick auf das mögliche High-Setting der Geometrie. Aber auch verspielte Bikepark-Shredder werden mit dem Hope HB.130 Spaß auf den Hometrails haben.
Wenn wir uns noch etwas wünschen dürften: liebe Hope-Crew, macht doch eine günstigere Variante mit etwas einfacheren Komponenten und einem Alu Rahmen. Dann ist das Hope HB.130 vielleicht für noch mehr Biker erreichbar, denn es würde zu vielen Bikern passen.