Test / Trekkingbike – Pegasus Premio SL Disc 12: Das neue Topmodell im Non-E-Bereich kommt mit innovativer Schaltungstechnik und rundum hochwertiger Ausstattung. Velomotion erklärt, warum zwölf Gänge besser sind und was das Pegasus sonst so kann.
Das „klassische“ Trekkingbike mit Dreifach-Kettenblatt erfreut sich nach über drei Jahrzehnten am Markt bester Gesundheit, und auch Pegasus dekliniert die Gattung durch: Vom Oberklasse-Modell mit 3×9 Gängen bis hin zur günstigen Bike mit 3×6 setzt der Hersteller an praktisch allen Modellen mit Kettenschaltung auf das bewährte Getriebe. Nur eine einzige Ausnahme gibt es, und dabei handelt es sich um das absolute Topmodell der Marke im Non-E-Bereich: das Pegasus Premio SL Disc 12.
Wie üblich, verrät schon der Name etwas über die Eigenschaften des Bikes: „Premio“ weist auf seinen Oberklasse-Charakter hin, „SL“ deutet ein geringes Gewicht an, „Disc“ versteht sich von selbst und die Zahl steht für die Gänge der Kettenschaltung. Und hierin liegt das Besondere des neuen Pegasus: Wie alle modernen Mountainbikes der oberen Preisklassen ist es mit einem Kettenblatt vorne und zwölf Zahnkränzen hinten ausgestattet.
Pegasus Premio SL Disc 12: Weniger Gänge sind mehr
Im Vergleich zu 3×9 = 27 oder gar 3×10 = 30 Gängen klingt das erst einmal nach einer deutlichen Reduktion, doch das ist es nicht wirklich – und um das zu beweisen, muss man nur ein bisschen rechnen. Erst einmal zum Gesamtumfang der Schaltung: der wird in Prozent ausgedrückt und gibt an, wie groß das Spektrum der Gänge von der schwersten bis zur leichtesten Übersetzung ist. Bei einer Kassette mit 10-51 Gängen ist das einfach: Der Gesamtumfang beträgt 510 % – der größte Gang ist gut fünfmal so lang übersetzt wie der kleinste.
Vergleicht man damit die 3×9-Schaltung des Pegasus Premio SL Disc 27, ergibt sich folgendes Bild: Diese hat mit 48-11er Schnellgang und 26-34er Berggang einen Gesamtumfang von 573 %. Was bedeutet, dass dieses Getriebe an beiden Enden des Spektrums einen zusätzlichen Gang hat, der aber jeweils kaum einen Unterschied ausmacht, denn Schnellgang wie Berggang der Zwölffach-Kassette sind bereits sehr lang bzw. extrem kurz übersetzt.
Kein Nachteil bei der Abstufung
Hier hat das 1×12-Getriebe also keinen Nachteil, doch wie ist es mit der Abstufung? Je näher die einzelnen Ritzel beieinander liegen, desto flüssiger und gleichmäßiger kann man schalten – klar. In dieser Hinsicht liegen Neunfach- und Zwölffach-Kranz aber gleichauf, vor allem, wenn man nicht nur auf die Zähnezahlen an sich schaut, sondern auch auf die prozentualen Gangsprünge. Selbst der Unterschied von je sechs Zähnen bei den Berggängen (33-39-45-51) ist in dieser Hinsicht nämlich nicht extrem groß – in Prozent gerechnet, ist der Sprung vom 33er aufs 39er identisch mit jenem vom 11er aufs 13er.
Theoretisch kann man mit einem Dreifachkettenblatt kleinere Gangsprünge erreichen – indem man nämlich permanent hinten und vorne gleichzeitig schaltet, um die jeweils optimale Kombination zu erhalten. Das ist allerdings ziemlich umständlich und wird in der Praxis kaum gemacht. Eher ist es so, dass die Radler auf dem mittleren Kettenblatt bleiben und damit nur ein Drittel ihres Getriebes nutzen.
Der Zwölffach-Kranz lässt sich dagegen schnell und präzise durchschalten, und das auch unter Last (was mit den drei Kettenblättern nicht geht); sein Potenzial wird damit tendenziell voll ausgenutzt. Überdies fällt eine Menge an Technik weg: zwei Kettenblätter, der Umwerfer samt Zug und Hebel sowie diverse Befestigungsteile am Rahmen. Damit kann man auch auf diverse Fehlerquellen verzichten, außerdem wirkt das 1x-Bike aufgeräumter und ist leichter zu reinigen.
Neue Technik in der Top-Klasse
Einziger Nachteil der neuen Technik ist, dass sie gerade beim Trekkingbike noch recht teuer ist und meist den Topmodellen vorbehalten bleibt – wobei etwa die Pegasus-Schwestermarke Bulls attraktive Modelle mit 1×10 Gängen auf die Beine stellt.
Auch die Optik des Pegasus Premio SL Disc 12 gibt dem Mono-Kettenblatt Recht: Das Rad mit dem kantigen, modern gestalteten Rahmen wirkt überaus „clean“, wozu auch die im Unterrohr geführten Leitungen beitragen. Ein Hingucker ist der Kurbelsatz mit geschraubtem Alu-Kettenschutzring und steifer Hohlwelle –Fahrradtechnik auf höchstem Niveau. Sehenswert ist auch das Ausfallende des Rahmens mit kurzem Tunnel für den Schaltzug und Befestigungspunkten für den MonkeyLink-Gepäckträger, der auf diese Weise gekonnt integriert wirkt.
Hochwertig ausgestattet
Das trifft auch auf die Federgabel zu, die sich dank der Lackierung in Rahmenfarbe perfekt einfügt. Dem Preis des Bikes angemessen, handelt es sich um eine Luftfedergabel, die sensibel anspricht und etwas leichter ist als eine mit Stahlfeder; allerdings sollte man gelegentlich den Luftdruck prüfen. Auch sonst verbaut Pegasus am Premio Top-Material: Die Schwalbe-Reifen vom Typ G-One Allround kommen vom Gravelbike und vereinen leichten Lauf auf der Straße mit überraschend viel Grip auf lockerem Untergrund. Der Fuxon-Strahler wiederum ist mit satten 70 Lux ausgesprochen hell – mehr Licht, als er zu bieten hat, braucht man im Alltag und auf Touren eigentlich nie. Einen sehr soliden Eindruck machen schließlich die Aluminiumschutzbleche mit den biegefesten Streben vorne.
Als Trekking- und Alltagsrad ist das Pegasus zwar auf eine eher aufrechte Körperhaltung abgestimmt, wer jedoch den verstellbaren Vorbau nutzt oder gar austauscht, kann deutlich sportlicher sitzen – denn auch das würde dem Rad gerecht werden. Mit seiner Ausstattung und Details wie dem nur leicht abgewinkelten Lenker (an dessen Enden hochwertige ergonomische Griffe zu finden sind), nicht zu vergessen der Rahmenform mit deutlich abfallendem Oberrohr, hat es nämlich durchaus ein bisschen was vom Mountainbike. Schließlich lässt es sich sehr spritzig bewegen, wobei die Bedienung der Schaltung wie der bissigen Scheibenbremsen viel Spaß macht.
Nächstes Mal also „einfach“ statt „dreimal x“? Hat man es einmal ausprobiert, ist die Sache klar – bleibt nur der Fakt, dass die innovative erst einmal der absoluten Topklasse vorbehalten ist…