Radsport: Anthony Turgis hat die neunte Etappe der Tour de France für sich entschieden. Der Franzose gewann im Sprint aus einer Fluchtgruppe heraus seine erste Tour-Etappe. Die GC-Favoriten neutralisierten sich trotz zahlreicher Attacken. Damit bleibt Tadej Pogacar im Gelben Trikot.
Turgis feiert seinen größten Erfolg
Er wurde schon Zweiter bei Mailand-Sanremo und Vierter bei der Ronde van Vlaanderen. Heute aber feiert er den größten Erfolg in seiner Karriere. Anthony Turgis (TotalEnergies) konnte die neunte Etappe der Tour de France nach 199 Kilometern mit Start und Ziel in Troyes für sich entscheiden. 14 Schotter-Sektoren, sechs davon im letzten Rennviertel konnten den Franzosen heute nicht stoppen. Im Sprint der Fluchtgruppe konnte er sich vor Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) und Derek Gee (Israel – Premier-Tech) durchsetzen. Die Favoriten konnten sich gegenseitig keine Zeit abnehmen, obwohl sie es immer wieder mit Attacken versuchten. Sehr stark unterwegs war heute auch Pascal Ackermann (Israel – Premier-Tech). Der Deutsche war in der Favoritengruppe stets vorn zu sehen und hätte bei einer möglichen Sprintentscheidung aus dieser Gruppe heraus möglicherweise Chancen auf einen Etappensieg gehabt.
Viele Angriffe zu Beginn des Rennens
Noch vor der ersten Schotter-Passage kam es zu zahlreichen Attacken. Zwischenzeitlich konnten sich – verteilt auf mehrere Gruppen – über 30 Mann aus dem Peloton lösen. Doch sie fanden auf Grund des hohen Tempos nicht zueinander. Viele Profis wurden vom Hauptfeld wieder eingeholt. Die Gruppe des Tages umfasste somit zwölf Fahrer, darunter Tom Pidcock (Ineos Grenadiers), Derek Gee (Israel – Premier-Tech) und Ben Healy (EF Education – EasyPost).
Roglic wird von Visma – Lease a Bike abgehängt
Nachdem der erste Schotter-Sektor relativ gemütlich vom Hauptfeld in Angriff genommen wurde, ging es bei der zweiten Passage bereits ordentlich zur Sache. Die Côte de Baroville hinauf reihte sich die Mannschaft Visma – Lease a Bike vorn ein und erhöhte das Tempo drastisch. Viele Fahrer, die weiter hinten positioniert waren, mussten sogar von ihren Rädern absteigen und den Hügel hinauf schieben. Daraufhin zerfiel das Peloton in viele kleine Gruppen. Während Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike), Tadej Pogacar (UAE) und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) aufmerksam waren, wurde Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) distanziert. Da auch Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) vorn mit dabei war, spannte sich seine Mannschaft zusammen mit Visma – Lease a Bike, um den abgehängten Slowenen nicht mehr herankommen zu lassen. Doch sie fuhren nicht mit letzter Konsequenz, so dass Bora – hansgrohe die Lücke wieder schließen konnte.
Pogacar greift früh an
Rund 100 Kilometer vor dem Ziel musste Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) eine Schrecksekunde überstehen. Der Däne erlitt einen Reifenschaden und musste das Fahrrad mit Teamkollege Jan Tratnik (Visma – Lease a Bike) tauschen. Zwölf weitere Kilometer später testete Tadej Pogacar (UAE) die Aufmerksamkeit seiner Kontrahenten, indem er mit einem plötzlichen Angriff versuchte, sie zu überraschen. Doch Visma – Lease a Bike blieb aufmerksam und reagierte prompt. Nicht gut war dieses ständig hohe Tempo im Peloton natürlich für die Fluchtgruppe. Der Vorsprung, der bereits bei knapp drei Minuten lag, wurde verkürzt auf unter eine Minute.
Auch Evenepoel versucht es früh
Wahrscheinlich inspiriert von der Attacke von Tadej Pogacar (UAE) hat wenig später auch Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) versucht, seine Gegner mit einem Angriff unter Druck zu setzen. Nach kurzem Zögern ist neben Pogacar auch Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hinterher gefahren. Als das Trio zusammenfand und sogar zur Spitzengruppe aufschließen konnte, wurden sie sich jedoch nicht einige. So wurde aus der Fluchtgruppe heraus wieder durch Derek Gee (Israel – Premier-Tech) attackiert. Der Kanadier konnte sich mit Tom Pidcock (Ineos Grenadiers), Jasper Stuyven (Lidl – Trek), Ben Healy (EF Education – EasyPost), Alex Aranburu (Movistar), Javier Romo (Movistar), Alexey Lutsenko (Astana) und Anthony Turgis (TotalEnergies) erneut lösen. Das GC-Trio ließ sich wieder in das dezimierte Hauptfeld zurückfallen.
Pogacar attackiert erneut
Weil das Tempo im Hauptfeld derart nachgelassen hat, bildete sich hinter der Spitze eine sieben Mann starke Verfolgergruppe um Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Biniam Girmay (Intermarché – Wanty). Doch trotz vereinten Kräften gelang es ihnen nicht, zur Spitzengruppe aufzuschließen. Im Gegenteil: Als 22 Kilometer vor dem Ziel Tadej Pogacar (UAE) erneut attackierte, sank der Vorsprung auf die Favoriten in sich zusammen. Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hatte zunächst Mühe zu folgen, kam dank Hilfe seines Teamkollegen Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) aber wieder an den Slowenen heran. Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) ließ eine durchaus große Lücke aufgehen. Doch auch diese Situation sollte sich wieder neutralisieren, da sich die Fahrer wie vorhin bereits nicht einig wurden.
Turgis und Co. fangen Stuyven noch ab
Zwölf Kilometer vor dem Ziel begann auch in der Spitzengruppe die Uneinigkeit. Mehrere Attacken scheiterten, ehe sich Jasper Stuyven (Lidl – Trek) mit einem beherzten Angriff dann doch lösen konnte. Der Vorsprung auf seine ehemaligen Begleiter betrug zwar immer nur etwa zehn Sekunden und obwohl der Belgier stets in Sichtweite war, konnten sie die Lücke einfach nicht schließen. Erst auf den letzten 1.000 Metern gelang der Zusammenschluss dann doch noch. Im Sprint erwies sich dann Anthony Turgis (TotalEnergies) als schnellster Mann vor Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) und Derek Gee (Israel – Premier-Tech). Der zuletzt genannte Kanadier darf sich neben Rang drei auch über einen Zeitgewinn von knapp zwei Minuten freuen. Damit darf er wieder ein Auge auf die Top 10 im GC werfen.
WHAT. A. STAGE.
Frenchman Anthony Turgis takes a pulsating Stage 9 sprint!#TDF2024 pic.twitter.com/XQCbOxzGWo
— Eurosport (@eurosport) July 7, 2024