Carver 2025: Der deutsche Hersteller mit Firmensitz in Frankfurt und Produktion in Herford geht breit aufgestellt ins neue Jahr. E-Bikes in allen Kategorien und interessante Gravelbikes sind nun auch im eigenen Online-Shop erhältlich.
Das ausgehende 20. Jahrhundert war in der Fahrradbranche eine spannende Zeit. Ein Innovationsschub bei den Mountainbikes, neue Schaltsysteme, Vollfederungen am Alltagsrad und ein wachsendes Interesse am Radrennsport sorgten dafür, das Radfahren in aller Munde war. Und die ersten Elektroräder, die Interessierte in der Fachpresse gezeigt bekamen, erlaubten einen Ausblick darauf, wie die Fahrradwelt der kommenden Jahrzehnte aussehen würde.
Kurzum: Für die Gründung einer Fahrradmarke war 1999 ein gutes Jahr – eben jenes Jahr, in dem Carver das Licht der Welt erblickte. Das Frankfurter Unternehmen richtete sich von Anfang an sportlich aus: Neben flotten Trekkingbikes, wie sie in den kommenden Jahren einen Boom erleben sollten, standen gerade Mountainbikes im Fokus des jungen Unternehmens. Frühe Modelle wie das SL 9000 basierten noch auf relativ schlichten Federungssystemen; mit der Baureihe Drift gab es später einen Viergelenker, der in der Fachpresse großen Anklang fand. Neue Wege beschritt Carver mit dem „Internet Community Bike“: Mit dem Feedback von Nutzerinnen und Nutzern wurden Geometrie, Rahmen-Features und Spezifikationen festgelegt; das Ergebnis war ein auch bergauf gut fahrbares Trailbike mit langem Federweg. Und nicht zuletzt machte sich Carver mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis bei Radsportlern beliebt. Carbonrahmen, elektronische Schaltung und leichte Systemlaufräder für unter 3.000 Euro – da gingen so manchem Mitbewerber die Argumente aus.
Sportlich ausgerichtete Marke mit dem Fokus auf E-Bikes
Die sportliche Ausrichtung der Marke war wohl der Grund dafür, dass sich Carver erst 2016, also relativ spät dem E-Bike zuwandte. Und auch bei den Frankfurtern brach damit eine neue Zeitrechnung an. In dem Maße, wie sich der Marktanteil der Elektroräder erhöhte, verschob sich die Gewichtung weg vom „Bio-Bike“, und wie bei den meisten Herstellern ist das Portfolio von Carver 2025 stark aufs E-Bike ausgerichtet. Mit der Plattform Strict ist derzeit ein einziges Hardtail in vier Varianten verfügbar; die Basis Trekking Sport umfasst zwei flotte Alltagsräder mit den neuen Shimano-Cues-Komponenten.
Carver Strict.E: Hardtail mit Bosch-CX-Motor
Die elektrische Alternative heißt Strict E. und ist aktuell in vier Varianten verfügbar. Erkennungszeichen des E-Hardtails ist der komplett vom Rahmen eingefasste Motor; bei allen Modellen kommt der Bosch Performance CX zum Einsatz, kombiniert mit unterschiedlichen Akkus. So kann die günstigste Version, das Strict E.510 mit 500-Wh-Akku, bereits für deutlich unter 3.000 Euro angeboten werden. Alle Modelle verfügen über 120 mm Federweg vorne, wobei das Topmodell Strict E.540 mit einer RockShox-Luftfedergabel ausgestattet ist, außerdem mit Shimano-Zwölfgangschaltung.
Einen AllMountain-Allrounder mit Viergelenks-Hinterbau bietet Carver in Form des Drift-E an, wiederum mit Bosch CX ausgestattet und mit 160/150 mm Federweg auf schweres Terrain ausgerichtet. Beim E-Fully fehlt auch die absenkbare Sattelstütze nicht, die auf schweren Downhills eine optimale Positionierung des Körperschwerpunkts ermöglicht.

Carver SUV E. LR und FS: Grenzgänger zwischen Trekking und MTB
Natürlich liegt es nahe, die jeweiligen Plattformen auch für das Format E-SUV zu nutzen. So hat Carver mit dem SUV E. FS ein Fully konzipiert, das mit etwas reduziertem Federweg von 130/130 mm gut an die Nutzung im Alltag und auf Touren angepasst ist. Mit E.510, E.530 und E.550 sind drei Modelle im Portfolio, von denen bereits das günstigste mit einer Luftfedergabel ausgestattet ist. Zu den weiteren Merkmalen des Carver SUV.E FS gehören der stabile Heckträger sowie ein aufgeräumtes Cockpit dank ab dem Vorbau integrierter Leitungen.
Auch die SUV-Hardtails von Carver basieren auf dem drehmomentstarken Bosch-CX-Motor, flankiert von den aktuellen „Smart System“-Komponenten wie LED Remote und dem großen Kiox-Display. Im Angebot sind 2 x 3 Modelle, nämlich SUV E.510, E.530 und E.550 in der normalen und der LR-Variante, was für „Long Range“ steht. Der Unterschied liegt im Akku – bei dem LR-Varianten gibt es im Sinne größerer Reichweite 750 statt 625 Wattstunden. je nach Modell gibt es zehn oder zwölf Gänge sowie eine Stahl- oder Luftfedergabel mit 120 mm Weg.
Zwei Touren-Modelle für den Alltag
Im Bereich E-Trekking unterscheidet Carver zwischen „Komfort“ und „Sport“, was den Modellfamilien „Tour“ und „Route“ entspricht. Ersteres sind zwei Bikes mit Nabenschaltung, Tour E.420 und Tour E.410, die sich hinsichtlich der Ausstattung deutlich unterscheiden. Los geht’s beim Rahmen – das 420 verfügt bereits über die modernere Variante mit der praktischen Ladebuchse am Oberrohr. Dazu ist dieses Bike mit dem starken Bosch Performance Line ausgestattet, außerdem der E-Bike-spezifischen Fünfgangnabe Shimano Inter-5E mit an die Unterstützung angepassten Gangstufen. Der teilintegrierte Akku ist mit 545 Wh schon recht reichweitenstark.
Das Carver Tour E.410 stellt sozusagen die abgespeckte Variante dar, was den sehr attraktiven Preis von aktuell knapp 2.000 Euro möglich macht. Im wertigen Alu-Rahmen arbeitet der harmonische Bosch Active Line, der flotte Beschleunigung und solide Unterstützung an mittleren Steigungen bietet. Mit seinem 400-Wh-Akku ist das E.410 durchaus auf die tägliche Nutzung zugeschnitten. Bewährt und solide ist die Achtgang-Getriebenabe von Shimano, und mit solidem Heckträger, sicheren Bremsen und leicht laufenden 50-mm-Reifen verbaut Carver auch an der Peripherie hochwertiges Material.
Carver Trekking Sport: neun Modelle von „Einsteiger“ bis „High-end“
„Trekking Sport“ steht bei Carver für neun Modelle mit Kettenschaltung, die sich grundlegend hinsichtlich Motorisierung und Rahmenform unterscheiden. Zwei Produktlinien lassen sich unterscheiden, Route E.5 und E.4; erstere Kategorie bietet den drehmomentstarken Bosch Performance CX mit vollintegriertem Akku; dazu kommt die ins Oberrohr integrierte Ladebuchse. Das Route E.510 ist die einfachste Variante mit 500-Wh-Akku, Zehngang-Kettenschaltung und Stahlfedergabel; das Topmodell E.540 wartet mit 625-Wh-Akku und Zwölfgangschaltung auf. Die sonstige Ausstattung der vier Bikes ist erfreulicherweise gleich – das bezieht sich etwa auf die hellen Scheinwerfer und die pannenfeste Schwalbe-Bereifung. Dabei werden die zwei Topmodelle durch Luftfedergabeln aufgewertet.
Unter dem Route E.5 rangiert das E.4, das in fünf Varianten verfügbar ist. E.400 und E.410 mit Neungang-Kettenschaltung sind mit dem „Bosch Active Line“-Motor ausgestattet; der Unterschied zwischen den zwei Modellen liegt im Akku mit 400 bzw. 500 Wattstunden Kapazität. Es folgen drei Modelle mit dem starken Bosch-Performance-Motor, der sehr ausgewogene Fahrleistungen bietet: Beim E.420 gibt es bereits eine Zehngangschaltung sowie einen 545-Wh-Akku; ab diesem Modell sind außerdem die modernen „Smart System“-Komponenten von Bosch Standard. E.430 und E.440 verfügen über zwölf Gänge und eine hellere Frontleuchte; das 440 ist außerdem mit dem großen 800-Wh-Akku auf extra viel Reichweite getrimmt.
Carver 2025: Preiswerte Alu-Gravelbikes mit schönem Rahmen
Komplett aufs E-Bike ausgerichtet ist Carver freilich nicht. Mit dem Gravelbike wurde die Chance ergriffen, wieder Räder mit Rennlenker ins Modellprogramm aufzunehmen, und die in Frankfurt ansässigen Produktentwickler der Marke haben ihren Job ziemlich gut gemacht. Das Portfolio umfasst zwei „Gravel Street“-Modelle mit Vollausstattung und viermal „Gravel Sport“, wobei alle Bikes auf einem schön gemachten Alu-Rahmen basieren. Seine im „Liquid Aluminium“-Verfahren ausgeführten Rohrübergänge sorgen für organische Formen in Carbon-Optik – eleganter kann man das Material nicht verarbeiten.
Graveln im Alltag und beim Sport mit unterschiedlichen Ausstattungsvarianten
Bei den vollausgestatteten Modellen Gravel 220 Street und 210 Street zeigen sich teils deutliche Unterschiede in der Komplettierung, die für den Preisunterschied von 400 Euro sorgen (1.799 vs. 1.399 Euro): Das 220 kommt mit kompletter Shimano GRX 2×11, hellem Supernova-Strahler und Continental-Reifen in 40 mm Breite. Beim 210 mit 2×10-Schaltung und FSA-Kurbelsatz sind viele Bauteile etwas einfacher gehalten, wobei wichtige Merkmale – der Nabendynamo, der kompakte Heckträger sowie die integrierten Schaltzüge an beiden Modellen gleich sind.
Die sportlichen Modelle Gravel 210 und Gravel 220 sind wie die entsprechenden Street-Versionen aufgebaut. Das Gravel 220 1BY ist mit breit abgestuftem Zwölffach-Kranz (10-51 Zähne) die rennmäßigste Variante, und mit dem 230 ist ein Topmodell mit der kompletten Shimano GRX-RX820 verfügbar, das 2×12 Gänge schaltet.
Zahlreiche Gewindeösen machen das Rad rundum Bikepacking-tauglich; dazu lockt Carver mit attraktiven Preisen aufs Gravelbike: Das Einstiegsmodell Gravel 210 kostet gerade mal 1.200 Euro; das Gravel 210 1BY liegt bei knapp 1.500 Euro. Ein Merkmal aller Gravelbike der Marke ist die komplette Innenverlegung von Zügen und hinterer Bremsleitung ab dem Vorbau; Steckachsen sind ebenso selbstverständlich wie eine Carbongabel mit der Möglichkeit, Gepäckhalter zu montieren.
Komplette Montage im eigenen Werk
Zahlreiche Radhersteller bekommen ihre Fahrräder gar nicht mehr zu Gesicht. Die in Fernost zusammengebauten Bikes werden im Karton angeliefert und an den Händler weitergeleitet, der das Rad auspackt und die Endmontage vornimmt. Das läuft bei Carver anders: Sämtliche Fahrräder und E-Bikes werden im eigenen Werk in Herford montiert. Das umfasst auch zeitaufwendige Arbeiten wie die erwähnte Innenverlegung der Züge und Leitungen beim Gravelbike. Auch vor diesem Hintergrund ist das Preis-Leistungs-Verhältnis der Marke beachtlich – bei der Leserwahl der Plattform „Nimms-rad“ musste sich der Hersteller aus Frankfurt nur dem großen Wettbewerber Cube geschlagen geben und verwies Direktversender Canyon deutlich auf den dritten Platz.
Seit 2024 auch per Direktvertrieb erhältlich
Wobei sich Carver, bisher als reine Fachhandelsmarke aufgestellt, seit 2024 auch diesem Vertriebsweg geöffnet hat. Wer will, kann im Online-Shop ordern – praktisch etwa dann, wenn kein Vertragshändler in der Nähe ist. Aktuell lohnt es sich angesichts diverser Sondermodelle besonders, einmal auf der Homepage verbeizuschauen – wie anderswo in der Branche muss auch Carver Bestände abbauen, um Platz für kommende Modelljahrgänge zu schaffen. Bei diesen wird man sich über die eine oder andere interessante Neuheit freuen können; es lohnt sich also, zu verfolgen, wie sich die innovative Marke weiterentwickeln wird.