Noch nie war die E-Bike-Auswahl so groß wie in diesem Jahr. Und noch nie gab es so viele sportliche, durchgestylte und technisch ausgereifte Modelle. Velomotion.de gibt Ihnen einen Überblick über Neuerscheinungen und wichtige Insider-Tipps zum Kauf.
Die elektrische Unterstützung am Rad hat bei der Verbreitung und beim Image in den letzten Jahren gewaltige Sprünge gemacht. Die E-Bikes der Saison (vom Kunstwort „Pedelec“ verabschieden wir uns an dieser Stelle fürs Erste) sind ausgereifte, topmoderne Produkte, die eine immer jüngere Kundenschicht ansprechen. „Vor allem im urbanen Umfeld entdecken immer mehr jüngere Menschen die vielfältigen Chancen und Einsatzmöglichkeiten eines E-Bikes in der Alltagsmobilität“, bestätigt der Zweirad-Industrie-Verband. Rund 1,6 Millionen Elektroräder sind laut ZIV derzeit auf deutschen Straßen unterwegs; in den kommenden Jahren rechnet der Verband mit rund 600.000 verkauften E-Bikes pro Jahr.
Die Kunden werden jünger und sportlicher
Am beliebtesten sind die Elektroräder, neben der Gruppe der Senioren, inzwischen vor allem bei den 40- bis 49-Jährigen. Und auch bei der Nutzung zeigen sich Veränderungen: Nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag von Bosch eBike Systems können sich 23 Prozent der Erwerbstätigen vorstellen, mit einem E-Bike zur Arbeit zu fahren und das Auto auch mal stehen zu lassen. Zehn Prozent der Umfrageteilnehmer sehen im E-Bike inzwischen ein potenzielles Sport- oder Fitnessgerät. „Unter Tourenradlern und Sportlern werden Sinn und Unsinn der Elektrounterstützung am Rad oft kontrovers diskutiert“, so Reiner Kolberg, Betreiber der Plattform www.e-bikeinfo.de. „Wenn man aber gängige Vorurteile beiseite lässt, stellt man schnell fest, dass Cross- und Mountain-E-Bikes enorm viel Spaß machen und selbst Rennräder mit Motorunterstützung ihren Sinn haben.“
Typsache: Das richtige Elektrorad
Auf bis zu 2.000 verschiedene E-Bike-Modelle schätzen Brancheninsider den Markt. Wie soll man da den Überblick behalten? Unser Tipp: Fragen Sie sich, was Sie mit Ihrem E-Bike künftig am liebsten machen wollen. Nutzen Sie das Rad als Verkehrsmittel in der City, oder lieber für die gemütliche Fahrradtour? Eher auf kurzen oder langen Strecken? Eher auf der Straße oder gern auch mal auf landwirtschaftlichen Wegen oder Schotterstrecken? Oder soll es richtig ins Gelände gehen? „Für jeden Einsatz stellt die Industrie geeignete Modelle, zum Teil mit unterschiedlichen Ausstattungs-, Schaltungs- und Motorvarianten her“, erläutert Journalist und Radsportler Caspar Gebel. „Eine Recherche auf der Webseite des Herstellers und detaillierte Vergleiche lohnen.“
Gut angelegt: Investition in Qualität
Eine vielfach geäußerte Kritik bei E-Bikes ist der Preis. Dabei bekommt man inzwischen immer mehr (E-)Rad fürs Geld. „Egal ob bei einem normalen Fahrrad oder einem E-Bike: hohe Qualität, geringes Gewicht und leistungsstarke belastbare Komponenten, die den hohen Anforderungen beim Sport und im Alltag gerecht werden, kosten einfach Geld“, betont der erfahrene Fahrradfachmann und Herausgeber verschiedener Fachmagazine Marcus Degen. „Für ein ordentliches E-Bike muss man deshalb mit rund dem zweieinhalbfachen eines vergleichbaren Fahrrads rechnen.“ Damit ist man nach der Erfahrung des Experten auch schnell in Bereichen von 2.500 Euro und aufwärts – und zum Beispiel bei vollgefederten Hightech E-Mountainbikes oder schnellen S-Pedelecs, auch schnell deutlich darüber.
Kein Selbstzweck: gutes Material
Fachleute wie der Tester und E-Bike-Sachverständige Ernst Brust weisen immer wieder darauf hin, dass Pedelecs schneller gefahren sowie öfter und härter und mit höherem Eigengewicht abgebremst werden als konventionelle Fahrräder. „Die mechanischen Betriebslasten sind dadurch größer“, erläutert der Sachverständige. Besondere Belastungen sind damit vor allem Rahmen, Gabel und Lenker ausgesetzt. Dieser Tatsache tragen Qualitätshersteller mit ihren Rädern Rechnung, was sich natürlich ebenfalls im Preis niederschlägt.
Tipp: auf die Komponenten schauen
„Kaufinteressenten sollten beim E-Bike immer ein Auge auf die Komponenten werfen und neben der Schaltung besonders auf die Bremsen, die Beleuchtung und die Reifen achten“, betont Christian Malik vom E-Mountainbike-Spezialisten Haibike. „Hydraulische Felgen- oder Scheibenbremsen bieten zum Beispiel auch bei höheren Geschwindigkeiten und langen Gefällstrecken eine gute Verzögerung. Wenn man daran gewöhnt ist, sollte man ruhig auch ein Rad mit Rücktrittbremse wählen, aber immer nur als Ergänzung.“
Wichtig ist auch eine gute Beleuchtung. Leistungsstarke und wartungsfreie LED-Lampen mit Standlichtfunktion, wie zum Beispiel von Busch & Müller, Axa, Trelock oder Herrmans sorgen dafür, dass die Wegstrecke gut ausgeleuchtet wird. Bei den Reifen sollte vor allem auf eine guten Pannenschutz geachtet werden. Innovativ und eine Empfehlung für Vielfahrer ist der neue luftlose und damit unplattbare Reifen Serenity von Hutchinson. Insgesamt bieten die verbauten Komponenten auch gute Anhaltspunkte, um die Güte eines E-Bikes einzuschätzen. „Gerade Anbieter von vermeintlichen Schnäppchen sparen hier gerne“, so Malik.
Qual der Wahl beim Motor
Große Unterschiede gibt es vor allem beim Motor. Hierzulande immer beliebter werden die etwas teureren, dafür sehr harmonischen Mittelmotoren. Gemessen an den Verkaufszahlen hat hier Bosch die Nase vorn, aber auch andere große Hersteller wie Panasonic (verbaut zum Beispiel bei den Schweizer Flyer-Modellen) oder die Cloppenburger Derby Cycle Werke mit ihrem hauseigenen Impulse 2.0-Antrieb (Marken u.a. Kalkhoff, Raleigh, Focus), haben erprobte und leistungsstarke Modelle im Programm. In diesem Frühjahr neu auf dem Markt ist der Schaltungsspezialist Shimano mit seinem „Steps“ genannten Mittelmotorkonzept das zuerst bei E-Bikes der Marken Hercules, Falter und Pegasus erhältlich sein wird.
„Neben Vorderradnabenmotoren, die vorzugsweise bei preiswerten Cityrädern zum Einsatz kommen, sind aber auch Hinterradmotoren eine interessante Alternative – vor allem für sportliche Räder und Mountainbikes“, betont Josef Haider vom Hersteller KTM. Die Österreicher setzen zum Beispiel beim Modell eRace auf den kleinen und leistungsstarken Panasonic-Hinterradnabenmotor, der im Gelände jede Menge Fahrspaß verspricht.
Akku ist nicht gleich Akku
In den letzten Jahren hat die Leistungsfähigkeit der Batterien weiter zugenommen und Hersteller werben gern mit immer mehr Reichweite. In der Praxis lösen jedoch vor allem die Produzenten von Discount-E-Bikes diesen Anspruch nur selten ein, wie Vergleichstests beweisen. Eine Untersuchung der Sachverständigenorganisation Dekra hat kürzlich zudem gezeigt, dass E-Bike-Akkus eines Discount-Pedelecs im Gegensatz zu Modellen von Qualitätsherstellern bei niedrigen Temperaturen deutlich nachlassen. Unser Tipp für die Praxis: Aufschluss bringt der Vergleich der Wattstunden (Wh). Ist die Zahl vom Hersteller nicht angegeben kann sie leicht durch die Multiplikation der Voltstärke (V) und der Amperestundenzahl (Ah) errechnet werden.
Mehr Sicherheit bitte
Für Fahrer von schnellen S-Pedelecs (Unterstützung bis 45 km/h) gibt es eine Helmpflicht. Aber auch für alle anderen E-Bike-Fahrer ist das Tragen eines Helms eine gute Empfehlung, da sie in der Regel nicht nur häufiger und auf längeren Strecken, sondern auch mit höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten unterwegs sind. Gute Helme gibt es inzwischen in den verschiedensten modischen Varianten: vom funktionalen Cityhelm von Abus (Modelle Urbanaut oder Pedelec von Abus, ab 69,99 Euro), über den coolen Helm im Skaterdesign (Modelle Stoker oder Muni von Bell), bis hin zum sportlichen Visierhelm für den schnellen EBike-Fahrer (Evolution von Cratoni, www.cratoni.de 119,00 Euro). Empfehlenswert ist auch funktionelle Radkleidung, die bequem ist und durch leuchtende Farben und reflektierende Details die Sichtbarkeit erhöht, wie zum Beispiel vom deutschen Hersteller Protective, der eine eigene Kollektion für die Bedürfnisse von E-Bikern auflegt.
Sicherheit beim Abstellen bietet ein gutes Schloss, mit dem Rahmen und Hinterrad an einem festen Gegenstand angeschlossen werden sollten. Gute Testnoten erreichen Bügelschlösser oder praktische Faltschlösser, zum Beispiel von Abus oder Kryptonite. Experten empfehlen zudem die Verwendung von zwei unterschiedlichen Schlosstypen, um spezialisierten Dieben die Arbeit zu erschweren. Ideal für den heimischen Garten sind spezielle Fahrradboxen wie die BikeBox von WSM (ab 1.009 Euro inkl. Lieferung), mit denen das E-Bike blick-, wetter- und diebstahlgeschützt geparkt werden kann. Eine Empfehlung ist natürlich auch eine gute Versicherung, wie die spezielle E-Bike-Versicherung von Enra, die nicht nur vor Diebstahl, sondern unter anderem auch vor Vandalismus, Akku- und Unfallschäden schützt und sogar einen Pick-up-Service bietet.
Beratung und Service gibt’s im Fachhandel
Natürlich kann mein ein E-Bike auch im Internet oder im Baumarkt kaufen. Qualifizierte Beratung, die Möglichkeit zur Probefahrt, persönliche Anpassungen und den wichtigen Service nach dem Kauf bietet allerdings nur der qualifizierte Fahrradfachhandel. Unser Tipp: Bei Vorjahresmodellen kann man das ein oder andere Schnäppchen machen.