Die im Spätsommer 2020 vorgestellte Gravel-Gruppe der Italiener war eine kleine Sensation und gab dem Traditionsunternehmen neuen Auftrieb. Nun wird eine zweite Version der 13-fach-Antriebsgruppe vorgestellt – mit kleinen, aber feinen Unterschieden. Und einen neuen Laufradsatz gibt es gleich dazu.
Auf das einzige serienmäßige 13-fach-Getriebe kann Campagnolo mächtig stolz sein, zumal die Ekar kein absolutes Nischenprodukt mehr ist, sondern am Markt deutlich stärker verbreitet ist als die Rennradgruppen der Firma. „Da geht noch was“, mag man sich in Vicenza gedacht haben – was den Erfolg der Gruppe etwas beeinträchtigen mag, ist nämlich ihr hoher Preis. Und so hat Campagnolo unlängst eine etwas einfachere Version der Gravel-Komponenten vorgestellt, die Ekar GT – und dazu gleich einen neuen Laufradsatz namens Zonda GT.
Mehr Abenteuer mit leichteren Gängen
Für Campagnolo steht freilich nicht der geringere Preis im Vordergrund, sondern eher die Ausrichtung. Die GT soll stärker auf „Adventure“ abgestimmt sein, also auf Langstrecken-Abenteuer und Bikepacking-Einsätze. Dafür zuständig ist vor allem eine neue Übersetzungsvariante: Zu den bekannten Kassetten 9-36, 9-42 und 10-44 der bisherigen Ekar kommt nun ein 10-48er Kranz; außerdem gibt es jetzt ein 36er Kettenblatt (bisher 38, 40, 42 und 44 Zähne). Der neue Kranz ist im schnellen Bereich ebenso abgestuft wie die bestehende 10-44er Kassette; nur die fünf größten Ritzel haben sich geändert:
10-11-12-13-14-16-18-21-25-30-36-42-48 (statt -24-28-33-38-44)
36 zu 48 ist natürlich eine deutlich leichtere Über- bzw. Untersetzung als 38 zu 44; mit der neuen Paarung von Kettenrad und Kassette bekommt man also einen zusätzlichen Berggang, ohne dass im schnellen Bereich eine Übersetzungsstufe wegfällt. Damit schließt Campagnolo die Lücke zur Konkurrenz, die ja 12fach-Gravel-Kassen mit 10-52 (SRAM) bzw. 10-51 Zähnen (Shimano) anbietet.
Eine zweite Neuerung ist der Kurbelsatz, der bei der GT aus Aluminium statt aus Carbon besteht. Nach wie vor verwendet Campagnolo die hauseigene „Ultra Torque“-Tretlagerwelle, die aus zwei miteinander verzahnten Hälften besteht; geändert haben sich jedoch Q-Faktor (jetzt 151 statt 145,5 mm) und Kettenlinie (47,5 statt 43,5 mm). Mit diesen Anpassungen ist die GT-Kurbel für Rahmen mit breiteren Hinterbauten geeignet, was wiederum zum „Adventure“-Aspekt passt. Zum Vergleich: 145,5 mm ist auch der Q-Faktor der Campagnolo-Rennradkurbeln, während 47,5 mm der Kettenlinie von SRAMs breiter „Wide“-Tretlagerwelle entspricht.
300 Gramm schwerer, 300 Euro günstiger
Der Alu-Kurbelsatz macht die Gruppe natürlich etwas schwerer sowie günstiger. Campagnolo gibt das Gewicht der GT-Komplettgruppe mit 2.700 Gramm an, während die klassische Ekar knapp 2.400 Gramm wiegt. Die Neue wiegt also 300 Gramm mehr, kostet aber auch 300 Euro weniger – 1.490 statt 1.790 Euro. Besitzer der bestehenden Ekar können ihre Gruppe nicht auf die neue Übersetzung umrüsten: Das Schaltwerk ist laut Campagnolo nicht mit dem 48er Ritzel kompatibel, außerdem hat sich der Lockkreisdurchmesser des Kurbelsatzes geändert.
Für diesen Betrag bekommt man zumindest äußerlich in vielen Details veränderte Komponenten. Die Griffgummis der Ergopower-Hebel haben eine andere Textur, das Schaltwerk ist hier und da etwas anders geformt und die Oberflächengestaltung wurde ebenfalls überarbeitet. Der Hersteller deutet auch funktionelle Verbesserungen an, ohne sich genauer darüber auszulassen; so soll etwa die Entspannungsfunktion des Schaltwerks zwar neu gestaltet worden sein, dabei aber wie bisher funktionieren. Unverändert geblieben sind jedenfalls die bestens funktionierenden Scheibenbremsen, ebenso die Schaltfunktion: Die schwereren Gänge werden einzeln geschaltet; in Richtung „leicht“ geht es auch in Dreierschritten.
Klar, so mancher hätte vielleicht lieber eine elektronische Ekar ESP gesehen als eine etwas reduzierte mechanische Gruppe. Wenn es jedoch darum geht, sich weitere Marktanteile zu sichern, könnte die Ekar GT ein geschickter Schachzug sein. Sie rückt Kompletträder um 3.000 Euro in den Bereich des Möglichen, und im Versandhandel könnte der Preis der neuen Gruppe die 1.000-Euro-Schwelle unterschreiten und an die mechanischen Gravel-Gruppen der Wettbewerber heranrücken. Ein Eigenbau-Gravelbike mit Campagnolo-Teilen wird damit deutlich interessanter.
Einen neuen Radsatz gibt’s dazu
Zur neuen Ekar GT hat Campagnolo gleich einen passenden Radsatz vorgestellt, den Zonda GT. Mit 1.690 Gramm (Herstellerangabe) recht leicht und mit 690 Euro nicht allzu teuer, bietet der Laufradsatz den Tubeless-Vorteil eines geschlossenen Felgenbettes; typisch Campagnolo ist die G3-Einspeichung mit 24 Speichen vorne wie hinten. Nicht ganz „Adventure“ ist freilich die Innenweite der Felgen, die mit 23 mm vergleichsweise gering ausfällt. Dafür können hier auch 25 mm schmale Rennradreifen montiert werden – doch wer will das heute noch?