MTB-News: Überraschenderweise gaben der amtierende Downhill World Cup Champion Aaron Gwin und sein Team Specialized heute bekannt, den laufenden Kontrakt nicht zu verlängern und in der kommenden Saison getrennte Wege zu gehen. Knackpunkt war wohl das Geld – Specialized war nicht bereit, die Gehaltsvorstellungen des US-Amerikaners zu erfüllen.
Es war nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick. Als Aaron Gwin 2013 als amtierender World Cup Sieger von Trek zu Specialized wechselte, waren die Erwartungen riesig. Doch sowohl 2013 als auch 2014 waren nicht die Jahre des zweifellos außergewöhnlich begabten Downhill-Racers. Nach zwei Saisons stand lediglich ein mickriger World Cup Erfolg zu Buche – das war nicht nur gemessen an den Erwartungen zu wenig. Doch 2015 platzte endlich der viel-zitierte Knoten: Aaron Gwin bretterte über die Downhill-Pisten wie einst zu seinen besten Zeiten. Das entscheidende Rennen in Leogang gewann er unter unglaublichen Bedingungen: Wenige Sekunden nach dem Start riss die Kette an seinem Specialized Demo. Gwin fuhr alles oder nichts, gewann das Rennen und den World Cup.
Wieso also jetzt die Entscheidung, den Vertrag nicht zu verlängern? In der entsprechenden Pressemitteilung heißt es, beide Seiten wären übereingekommen, kein neues Arbeitspapier für Gwin aufzusetzen. „In einer perfekten Welt wollten wir unbedingt zusammen weitermachen und dieses Gefühl war zu einem großen Teil beidseitig. Jeder, der allerdings bereits einmal im Bereich Sportmarketing gearbeitet hat oder Entscheidungen zum Wohle eines Unternehmens treffen musste, weiß, dass so etwas selten so einfach ist, wie es von außen aussieht,“ beschreibt Gavin Noble Specializeds Entscheidung.
Bereits aus dieser etwas verklausulierten Aussage lässt sich der Grund herauslesen, weshalb es mit Gwin und Specialized über 2015 hinaus nicht klappen wollte. Letzte Zweifel räumt der Fahrer selbst im Interview mit dem US-Portal pinkbike aus: „Es ging nicht darum, ob wir die Zusammenarbeit fortsetzen wollen. Es ging eher um meine Vorstellungen, was ich dem Unternehmen wert sein sollte. Es ist ganz normal für Profisportler in jedem Bereich, dass sie hin und wieder Teams oder Ausrüster wechseln – nicht, weil sie nicht zusammen weitermachen wollen, sondern weil diese Vorstellungen über den Wert des Athleten voneinander abweichen. Bei mir war es so: Ich habe geäußert, wo ich meinen aktuellen Marktwert sehe – beim Team hatte man diesbezüglich andere Ansichten. Man muss hier nicht emotional oder wütend werden – es war eine einfache Meinungsverschiedenheit.“
Unter dem Strich bleibt jedoch stehen: Aaron Gwin, amtierender Downhill World Cup Champion, ist auf der Suche nach einem neuen Team für die kommende Saison. Noch hüllt er den Mantel des Schweigens über seine Zukunftspläne. Wir werden aber sicherlich bald erfahren, wo es den US-Boy hinziehen wird.