Test: Vor einigen Wochen präsentierte Scott das neue Genius 2018. Das ist nicht nur spannend, weil es eines der dienstältesten Modelle im Portfolio ist, sondern auch ein wenig der „Posterboy“ unter den Scott Mountainbikes. Wir konnten den Allrounder mit 150mm Federweg im Rahmen der Eurobike Media Days erstmals auf Herz und Nieren testen und sind überzeugt, dass auch mit dem 2018er Modell der Mythos Scott Genius weiterleben wird.
Produktnews: Scott Genius 2018: Der nächste Geniestreich?
Markt / MTB: Drei Jahre nach seinem letzten Facelift erhält das Scott Genius 2018 ein neues, großes Update: Fast alles ist neu, nur die Ausrichtung ist gleich geblieben. Scott Genius 2018: Die Pflicht und die Kür 13 Jahre sind ein stolzes Alter für ein Fahrradmodell – insbesondere in einem so schnelllebigen Markt. 2004 gab man […]
Wir durften für unseren Testride im schönen Südtirol auf dem Topmodell Scott Genius 900 Tuned mit 29″ Laufrädern Platz nehmen. Standesgemäß mit Carbonrahmen, edler Ausstattung bestehend aus Fox Factory Fahrwerk, SRAM XX1 Eagle Schaltung und Laufrädern von DT Swiss. Noch stehen die Preise nicht zu 100% fest, doch man sagte uns, dass sie sich grob in den Bereichen bewegen werden, wo das Genius auch momentan liegt. Das heißt, das von uns getestete Topmodell wird mit ca. 8.000€ zu Buche schlagen – ein stolzer Preis, der jedoch angesichts der edlen Ausstattung und der wirklich hervorragenden Performance durchaus gerechtfertigt scheint. Wer sich mit einem Rahmen aus Aluminium und weniger teuren Komponenten begnügen kann, dürfte auch schon für deutlich weniger in den Genius-Genuss kommen.
Zu den einzigartigen Features des Genius zählt schon seit einiger Zeit Scotts eigenes TwinLoc System. Per Lenkerremote lassen sich damit Dämpfer und Gabel gleichzeitig ansteuern und auf Terrain und Fahrstil anpassen. Das Besondere an TwinLoc ist dabei, dass man nicht wie bei der Konkurrenz nur die Druckstufe modifiziert, sondern auch den Federweg selbst. Möglich macht es eine zweite Luftkammer in Gabel und Dämpfer, die auf Knopfdruck abgetrennt wird. So reduziert sich der Federweg und das Rad steht automatisch höher im Federweg, was sich wiederum auf die Sitzposition auswirkt. Der Preis den man für so viel Komfort und Technik zahlen muss, ist ein zusätzlicher Hebel und zwei Leitungen am Lenker.
Apropos Lenker: Hier gibt’s am Topmodell des neuen Genius etwas ganz Besonderes zu sehen: Das Syncros Hixon iC. Dabei handelt es sich um eine Lenker-Vorbau Kombination komplett aus einem Stück Carbon. Das sieht nicht nur unglaublich gut aus, sondern spart auch ordentlich an Gewicht: Die Standardvariante, die einem herkömmlichen Setup mit 50mm Vorbau und 760mm Lenker entspricht, kommt auf gerade einmal 290g. Klar ist jedoch auch: Hier muss alles von Anfang an passen, denn Vorbaulänge anpassen oder Lenker drehen ist nicht mehr möglich.
Scott Genius 900 Tuned: Erste Impressionen vom Trail
Auch das neue Scott Genius musste sich auf dem selben Test Trail beweisen wie all unsere Testräder während der Eurobike Media Days. Der Piz de Plaies Freeride Trail ist technisch nicht unbedingt sonderlich anspruchsvoll, verlangt dem Rad aber mit seinen extrem steilen Anliegerkurven und unzähligen Richtungswechseln einiges ab. Der eine oder andere Wurzelausflug stellt das Fahrwerk auf eine harte Probe. Der Weg zurück nach oben ist teilweise extrem steil und hier muss das Bike seine Kletterfähigkeiten unter Beweis stellen.
Extrem beeindruckt waren wir zunächst von der enorm starken Kletterperformance des Genius. Vor allem wenn man per TwinLoc in den mittleren Traction Modus wechselt, geht das 150mm Fully extrem gut nach oben. Das klappte so gut, dass wir danach sogar auf den Trail wechselten und dort die Anliegerkurven nach oben düsten. Hier kommt sogar so etwas wie Uphill Flow auf – ein Begriff, den man sonst eher mit E-Bikes in Verbindung bringt.
Dass sich das Scott auch auf dem Weg nach unten extrem gut schlägt, hatten wir so schon fast erwartet: Angesichts der für ein Trailbike doch stark abfahrtslastigen Geometrie mit einem 65° Lenkwinkel war das sichere und stabile Fahrverhalten keine allzu große Überraschung. Das sehr leichte Bike lässt sich spielend um die Kurven zirkeln und mit sehr viel Dynamik in die Anlieger drücken. Auch wenn es mal richtig steil und etwas technischer wird, ist man mit dem Genius keinesfalls aufgeschmissen: Dank der flachen Front und des langen Hauptrahmens sind auch Steilstufen kein allzu großes Problem.