Bestenliste 2023: Laufradsätze fürs Gravelbike
Gravel ist längst Mainstream, und so gibt es so ziemlich jedes Produkt der Radbranche nun auch in einer Gravel-Version – Laufräder natürlich auch. Die Frage, was ein Laufrad Gravel-tauglich macht, lässt sich leicht beantworten: In erster Linie geht es ums Profil der Felgen. Die sollten nämlich eine gewisse Mindestbreite aufweisen und mit Tubeless-Systemen kompatibel ein.
Die optimale Innenweite
Los geht’s mit der Breite, besser gesagt mit der Maulweite, also dem Abstand der sogenannten Felgenhörner zueinander: Ist dieser in Relation zur Reifenbreite zu gering, wölbt sich der Reifen stark über die Felgenflanke hinaus. Der breite Reifen sitzt nicht gut auf der schmalen Felge; gerade bei etwas geringerem Luftdruck ist ein schwammiger Fahreindruck die Folge, was in der Kurve unangenehm ist. Zu breit darf die Felge freilich auch nicht sein– wird schlauchlos gefahren, droht sonst bei starken Seitenkräften plötzlicher Luftverlust, das „Burping“. Bei ruppiger Kurvenfahrt mit Schräglage kann der Reifen nach innen gedrückt werden und sich dabei kurzzeitig von der Felgenflanke lösen. Rennrad-Laufräder mit superschmaler Maulweite unter 15 mm gibt es praktisch nicht mehr. Bei Alu-Felgen sind heute 17 bis 18 mm das Minimum; aerodynamische Carbon-Laufräder haben teils Maulweiten von 20 mm und mehr. Solche Felgen sind auf 28 mm breite Reifen optimiert, die dann in etwa so breit sind wie die Felge selbst, wodurch Luftverwirbelungen reduziert werden.
Auch Cyclocross-Pneus mit 33 mm Breite harmonieren gut; für einen richtigen Gravel-Reifen um 40 mm Breite müssen aber andere Felgen her: Hier spielt die Musik zwischen 22 und 25 mm Innenweite. Letzteres ist nur für Reifen ab 35 mm empfehlenswert, stützt andererseits aber auch eine Zwei-Zoll-Walze problemlos ab; ersteres packt auch noch einen 28er Rennrad-Pneu – Stichwort „Allroad“.Einen kleineren Vorteil beim Reifensitz haben die sogenannten Hookless-Felgen, bei denen das nach innen ragende Felgenhorn wegfällt, unter dem sich bei konventionellen Felgen der Reifen verkrallt. Die hakenlose Felge schnürt den Reifen etwas weniger ein und stützt ihn dadurch noch besser ab. Damit kann eine Hookless-Felge auch ruhig etwas schmaler ausfallen, was wiederum den Vorteil hat, dass sie mehr Spielraum bei der Reifenbreite bietet. Allerdings gelten bei diesem Felgentyp geringere Maximaldrücke – bei 5 bar ist Schluss, sodass Reifen unter 28 mm Breite nicht gefahren werden können. Doch wer will das schon noch? In jedem Fall sollte man vor dem Kauf eines Gravel-Laufradsatzes überlegen, was für Reifen man fahren wird: Bleibt es bei den typischen 40-mm-Pneus, oder werden auch mal schmale Rennrad-Pellen aufgezogen?
Schlauchlos ist der neue Standard
Der zweite wichtige Aspekt betrifft die Tubeless-Kompatibilität. Während gerade Rennradfahrer meist noch mit Schlauch im Reifen unterwegs sind, hat sich im Gelände Tubeless durchgesetzt. Vorteile sind der deutlich größere Pannenschutz, da es den klassischen Durchschlag nicht mehr gibt – dabei wird der Schlauch zwischen Felge und Fahrbahn eingeklemmt und meist gleich zweifach punktiert. Das geringere Pannenrisiko erlaubt es, mit niedrigerem Luftdruck zu fahren, was wiederum Traktion, Stoß- und Vibrationsdämpfung und damit den Komfort verbessert; außerdem sinkt ohne Schlauch der Rollwiderstand, und etwas Gewicht spart man auch. Radsätze, die nicht Tubeless-kompatibel sind, findet man heute höchstens noch als Erstausstattung an einfachen Kompletträdern. Solche Laufräder sind meist auch recht schwer, was ein weiterer wunder Punkt ist. Überschätzen muss man den Faktor Gewicht nicht – 50 Gramm an der Felge oder am Reifen machen keinen spürbaren Unterschied aus. Doch mehrere Hundert Gramm wirken sich merklich aufs Handling aus und machen natürlich auch das Rad insgesamt schwerer, was man etwa beim Tragen merkt. Auch aus Aluminium werden inzwischen sehr leichte, dabei robuste und verlässliche Laufräder fürs Gravelbike angeboten. Wenn es zusätzlich auch noch aerodynamisch sein soll, müssen freilich Carbonfelgen her; die können nämlich auch mit tiefen, breiten Profilen ziemlich leicht ausfallen. Skeptiker mögen einwerfen, dass man mit dem Gravelbike nur selten so schnell fährt, dass die Aerodynamik (der Laufräder) eine Rolle spielt. Doch es muss nur windig genug sein, und schon ist die relative Geschwindigkeit des Fahrers zur Umgebungsluft hoch, dass aerodynamisch optimierte Bauteile einen Vorteil bringen können.
Spezialisten und Allrounder
Für unterschiedlichste Reifenbreiten geeignet, robust, leicht und aerodynamisch – kann man alles auf einmal bekommen? Die in unserer Bestenliste vorgestellten acht Laufradsätze machen Hoffnung. Einige sind Spezialisten mit dem Schwerpunkt auf einem oder zwei dieser Aspekte, andere können so ziemlich alles ziemlich gut. Und bei einem Preisbereich von rund 400 bis 2.000 Euro dürfte für alle Gravel-Fans etwas Passendes dabei sein.