Markt: Im Rahmen des Bike Festivals in Riva wurde heute das neue Cannondale Scalpel Si präsentiert. Der Nachfolger des Crosscountry Top-Bikes Scalpel wartet mit einigen bahnbrechenden Lösungen bei Rahmengeometrie und Systemintegration auf. Wir haben alle Infos zum neuen Arbeitsgerät der Cannondale-Profis um Manuel Fumic.
Das Cannondale Scalpel gehört seit seiner Markteinführung vor einigen Jahren zu den besten und schnellsten Crosscountry-Bikes überhaupt. Als Arbeitsgerät des Cannondale Factory Racing Teams um Manuel Fumic muss es sich zudem jedes Jahr aufs Neue in den harten Gefilden des Weltcups beweisen. Dies war unter anderem auch der Grund, weshalb der US-Hersteller das heute präsentierte neue Cannondale Scalpel Si entwickelte: Die Strecken des Worldcups haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Technischen Passagen mit hohen Stufen, engen Kehren und waghalsigen Downhills kommt immer größere Bedeutung zu – das stellt nicht nur an Fahrer, sondern eben auch an Material und Bikes ganz neue Herausforderungen.
Das Cannondale Scalpel Si kommt sowohl mit 27,5″ als auch mit 29″ Laufrädern – jedoch nicht in allen Größen. Wie andere Hersteller auch, wachsen beim neuen XC-Fully aus dem Hause Cannondale die Laufräder also mit dem Rahmen mit. Die Damenmodelle und das Herrenmodell in Größe S kommen demnach mit 650b Bereifung, während die übrigen Größen mit den gewohnte, großen 29″ Laufrädern ausgestattet sind.
Cannondale Scalpel Si – Ein Fahrrad, ein System
Mit diesem Hintergedanken im Kopf entstand also das neue Cannondale Scalpel Si – gebaut für die technisch anspruchsvolleren Strecken des Worldcups, aber dennoch durch und durch Racer: Geringes Gewicht, ungehemmter Vortrieb und clevere Detaillösungen bewahren den ursprünglichen Charakter des Scalpel. Der Zusatz Si im Namen des neuen Modells steht für System Integration. Mehr als noch zuvor war das Ziel der Konstrukteure, ein Fahrrad als ganzes zu schaffen, das mehr ist, als lediglich die Summe seiner Komponenten. Dass man mit der Lefty eine der leichtesten und performantesten Federgabeln überhaupt selbst entwickelt und die Cannondale Hollowgram Kurbel der federleichte Traum vieler Mountainbiker ist, kommt diesem Ansatz natürlich zu Gute. Doch man arbeitete ebenso Hand in Hand mit anderen Komponentenlieferanten wie beispielsweise Rock Shox.
Eigenbau-Verfechter und Dauerschrauber, die ihre Räder am liebsten selbst aufbauen und nach ihren Wünschen gestalten, mag ein solcher Ansatz zwar nicht schmecken, aber auch diese Traditionalisten werden gestehen müssen, dass ein solches, aufeinander abgestimmtes Gesamtsystem bei einem auf unbedingte Performance ausgelegtem Bike wie dem Cannondale Scalpel Si durchaus Sinn ergibt.
Cannondale Scalpel Si – OutFront Lenkgeometrie für mehr Kontrolle
Eine der Früchte, die dieser gesamtheitliche Ansatz trägt ist die sogenannte OutFront Geometrie. Durch ein mit 55mm verhältnismäßig großes Gabeloffset wird in Kombination mit einem leicht abgeflachten Lenkwinkel ein großer Abstand zwischen Fahrradmittelpunkt und Vorderradachse erreicht bei gleichzeitig geringem Nachlauf – das verbessert das Handling bergab enorm und geht dabei nicht auf Kosten der Agilität. Wer jetzt nur Bahnhof versteht – alles der Reihe nach:
Jeder Mountainbiker kennt das ätzende Gefühl an steilen Stellen, wenn man spürt, dass das Hinterrad langsam den Bodenkontakt verliert und ein Abgang über den Lenker droht. Hier hilft es oft nur noch, das Gesäß hinter den Sattel zu wuchten und damit für mehr Gleichgewicht zu sorgen. Doch auch die Fahrradgeometrie spielt in diesen Situationen eine ganz entscheidende Rolle. Denn desto näher sich die Vorderradachse am Mittelpunkt des Rads, also der Kurbel, befindet, desto schneller bekommt man dieses Überschlagsgefühl. Umgekehrt gilt natürlich ebenfalls, dass ein großer Abstand von Vorderradachse zu Kurbel ein sicheres Gefühl während steilen Passagen bietet. Üblicherweise beeinflussen die Hersteller dieses Maß durch den Lenkwinkel. Deshalb besitzen abfahrtsorientierte Bikes flache Winkel (Downhill z.B. im Bereich von 63°).
Jedoch erkauft man sich durch einen flachen Lenkwinkel auch einen nicht zu unterschätzenden Nachteil, nämlich einen großen Gabelnachlauf. Damit wird der Abstand von der Aufstandsfläche des Vorderrads zur verlängerten Achse des Ausfallendes bzw. der Nabenmitte bezeichnet. Ein großer Nachlauf führt dazu, dass das Vorderrad in Bergaufpassagen schnell an Haftung verliert und außerdem bekommt man ein relativ träges Kurvenverhalten.
Während der Entwicklung des Cannondale Scalpel Si hat man in eine neue Richtung gedacht und sich überlegt, wie man das entscheidende Maß, nämlich den Abstand von Vorderradachse zu Kurbel verlängern könnte, ohne aber die Nachteile eines großen Gabelnachlaufs einzukaufen. Die Lösung des Problems war die Erhöhung des sogenannten Gabel Offsets. Die Nabe sitzt bei der im neuen Scalpel verbauten Lefty nun 55mm vor der Lenkachse (Vergleich: Herkömmliche Federgabeln haben meist ein Offset von ca. 45mm). Damit kann man den Nachlauf verringern und gleichzeitig den Abstand von Kurbel zu Vorderrad vergrößern. Möglich wurde all das nur, weil die Entwicklung der Lefty-Federgabel eben im selben Haus stattfindet. So konnte man Hand in Hand auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Für Besitzer des aktuellen Scalpel F-Si sehr interessant: Trotz der teils beträchtlichen Veränderungen bei der Geometrie soll die Sitzposition auf dem Rad bei gleicher Größe nahezu unverändert bleiben.
Cannondale Scalpel Si – Asymmetrie sei Dank
Ein zweites wesentliches Merkmal des neuen Scalpel ist die Ai, die Asymmetric Integration. Durch einen asymmetrischen Hinterbau, von den Kettenstreben bis zur Umwerferaufnahme werden gleich mehrere Probleme moderner Räder gelöst: Zum einen können die Kettenstreben damit sehr kurz gehalten werden (435mm), ohne jedoch dadurch Kompromisse eingehen zu müssen. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Rädern mit derartig kurzen Streben passen in das Scalpel Si sowohl breite Reifen (bis 2,35″) und zudem lässt sich auch nach wie vor auch problemlos ein Umwerfer und ein zweifach Antriebssetup montieren.
Doch wieso überhaupt kurze Kettenstreben? Von einem kurzen Hinterbau profitiert das Handling des Bikes in mehrfacher Hinsicht: Der insgesamt kürzere Radstand erhöht die Agilität und macht das Rad besonders in engem und vertracktem Gelände deutlich besser zu kontrollieren. Zudem kann so der Hinterbau während Kletterpassagen sehr viel effizienter arbeiten.
Cannondale Scalpel Si – Leichtester Rahmen seiner Klasse
Das Scalpel gehörte schon immer zu den leichtesten Mountainbikes in seiner Klasse und auch das neue Scalpel Si macht wenig überraschend hier keine Ausnahme: Mit 2118g für den Rahmen inklusive Dämpfer und Steckachse in der leichtesten Hi-MOD Version unterbietet man das Gewicht des Vorgängers um über 80g und liegt sogar unter den ohnehin schon extrem leichten Specialized Epic S-Works und dem Trek Top Fuel. Daneben gibt es noch eine etwas schwerere Carbonvariante und sogar ein Modell mit Aluminiumrahmen.
Dass das Scalpel trotz des geringen Gewichts aber die Strapazen des Worldcups übersteht, dafür ist die sogenannte Ballistec Technologie verantwortlich. Auch wenn man sich bei Cannondale bezüglich technischer Details bedeckt hält, zeigt man sich durchaus stolz darauf, dass man es in dem Produktionsverfahren scheinbar geschafft hat, Faserdichte und weitere für Gewicht und Steifigkeit verantwortliche Faktoren punktuell und zuverlässig zu beeinflussen.
Clever ist auch die Konstruktion der Schwinge am Hinterbau: Diese wird mit mit einer expandierenden Steckachse zusammengeklemmt. Das macht eine mehrteilige Konstruktion obsolet und das für die Hinterbauperformance elementar wichtige Bauteil kann aus einem einzigen Stück, gewichtssparend und effizient hergestellt werden.
Rahmenhighlights Cannondale Scalpel Si
Cannondale Scalpel Si – Modelle und Preise
Herrenmodelle
Cannondale Scalpel-Si Black Inc
Schaltung: Shimano XTR Di2 2×11
Federgabel: Lefty 2.0 Carbon XLRFS 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch XX
Bremsen: Shimano XTR Race 160/160
Laufräder: Enve M50 Carbon / Lefty 60F / Chris King R
Preis: 11.999€
Cannondale Scalpel-Si Race
Rahmen: BallisTec Hi-MOD Carbon
Schaltung: Shimano XTR 1×11
Federgabel: Lefty 2.0 Carbon XLRFS 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch XX
Bremsen: Shimano XTR Race 160/160
Laufräder: Enve M50 Carbon / Lefty 60F / Chris King R
Preis: 8.499€
Cannondale Scalpel-Si Team
Rahmen: BallisTec Hi-MOD Carbon
Schaltung: SRAM XX1 / X01
Federgabel: Lefty 2.0 Carbon XLRFS 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch XX
Bremsen: SRAM Level Ultimate 180/160
Laufräder: Cannondale CZero Carbon
Preis: 8.999€
Cannondale Scalpel-Si Carbon 1
Rahmen: BallisTec Hi-MOD Carbon
Schaltung: Shimano XTR 1×11
Federgabel: Lefty 2.0 Carbon XLRFS 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch XX
Bremsen: Shimano XTR Race 160/160
Laufräder: Cannondale CZero SL Carbon
Preis: 6.999€
Cannondale Scalpel-Si Carbon 2
Rahmen: BallisTec Carbon
Schaltung: SRAM XX1 / X01
Federgabel: Lefty 2.0 Carbon XLRFS 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch XX
Bremsen: Shimano XT 160/160
Laufräder: Cannondale CZero Carbon
Preis: 5.999€
Cannondale Scalpel-Si Carbon 3
Rahmen: BallisTec Carbon
Schaltung: Shimano XT / XTR 1×11
Federgabel: Lefty 2.0 Carbon XLRFS 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch XX
Bremsen: Shimano XT 160/160
Laufräder: ZTR Crest / CZero
Preis: 4.999€
Cannondale Scalpel-Si Carbon 4
Rahmen: BallisTec Carbon
Schaltung: Shimano XT 2×11
Federgabel: Lefty 2.0 Carbon XLR 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch RL
Bremsen: Shimano XT 160/160
Laufräder: ZTR Rapid 25
Preis: 3.999€
Damenmodelle
Cannondale Scalpel-Si Carbon Women’s 1
Rahmen: BallisTec Carbon
Schaltung: SRAM XX1 / X01
Federgabel: Lefty 2.0 XLRFS 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch XX
Bremsen: Shimano XT 160/160
Laufräder: Cannondale CZero
Preis: 5.999€
Cannondale Scalpel-Si Carbon Women’s 2
Rahmen: BallisTec Carbon
Schaltung: Shimano XT 2×11
Federgabel: Lefty 2.0 XLR 100mm
Dämpfer: Rock Shox Monarch XX
Bremsen: Shimano XT 160/160
Laufräder: ZTR Rapid 25
Preis: 3.999€
Ob das Cannondale Scalpel Si auch wirklich hält was es verspricht, werden wir in Riva in den kommenden Tagen selbst testen. Unsere Erfahrungen lest ihr in Kürze auf Velomotion. Erhältlich sind die meisten Modelle bereits in den kommenden Wochen, lediglich die beiden Topmodelle Black Inc. und Team sowie das Alu-Modell werden erst im Spätsommer in den Handel kommen.
Web
www.cannondale.com