Radsport: Enrico Gasparotto (Wanty Groupe Gobert) konnte heute zum zweiten Mal nach 2012 das Amstel Gold Race gewinnen. Der 34-jährige Italiener setzte sich im Zweiersprint gegen Michael Valgren (Tinkoff) durch – Sonny Colbrelli (Bardiani CSF) fuhr dahinter auf Rang Drei. Die großen Favoriten Michal Kwiatkowski (Team Sky) und Philippe Gilbert (BMC) enttäuschten.
Große Emotionen beim Amstel Gold Race 2016 – nicht nur, dass es Enrico Gasparotto nach 2012 (damals noch für Astana) bereits zum zweiten Mal gelang, hier zu triumphieren, sondern der Sieg ließ auch bei seinem Team Wanty Groupe Gobert alle emotionalen Dämme brechen. Vor drei Wochen war Wanty-Profi Antoine Demoitié bei Gent-Wevelgem tödlich verunglückt und das Team hatte ihm die restliche Saison gewidmet – das macht einen solchen Sieg umso schöner.
Als Radsportfan wurde man in den letzten Wochen auch von einer unfassbar packenden Flandern-Rundfahrt und dem wohl spektakulärsten Paris-Roubaix seit vielen Jahren verwöhnt. Verglichen damit war das heutige Amstel Gold Race leider eher ereignisarm und gerade die großen Teams wirkten zeitweise fast ein wenig gehemmt. Es dauerte einige Kilometer, bis sich die erste Ausreißergruppe zusammenfand und entscheidend absetzen konnte. Am Bergsweg waren es dann schließlich zehn Fahrer, die eine Lücke reißen konnten – darunter Matteo Montaguti (AG2R), Fabien Grellier (Direct Energie), Alex Howes (Cannondale) und Kevin Reza (FDJ). Rasch wuchs die Lücke auf mehrere Minuten und die Kilometer plätscherten ein wenig dahin.
Im Peloton waren es vor allem Team Sky und BMC, die an der Spitze das Tempo kontrollierten und ihre Favoriten Michal Kwiatkowski und Philippe Gilbert schützten. Ungefähr 80km vor dem Ziel attackierte ein weiteres Quartett aus dem Feld, darunter auch Björn Thurau (Wanty Groupe Gobert), und den vier Fahrern gelang es innerhalb kurzer Zeit, die Spitzengruppe einzuholen, die inzwischen einige Auflösungserscheinungen zeigte.
Die erste große Überraschung kam etwas mehr als 20km vor dem finalen Anstieg hinauf zum Cauberg, als Philippe Gilbert plötzlich abreißen lassen musste und ganz an das Ende des Felds zurückfiel. Es schien nicht der Tag des ehemaligen Weltmeisters zu sein. Für kurze Zeit avancierte damit Sky-Kapitän und Vorjahressieger Michal Kwiatkowski zum alleinigen Topfavoriten, doch auch der Pole fiel nur wenige Kilometer nach Gilbert weit zurück und konnte das Tempo der Spitze nicht mehr gehen.
Pünktlich mit dem Passieren der 15km-Marke kam dann Leben in das Rennen. Die verbleibenden Ausreißer wurden gestellt und nur kurze Zeit später attackierte Roman Kreuziger (Tinkoff). Der Die Sieghoffnungen des Tschechen fanden jedoch ein jähes Ende: Lotto-Soudal Profi Tim Wellens powerte an dem verdutzten Kreuziger vorbei und fuhr in beeindruckender Manier schnell einen Vorsprung von über 15 Sekunden heraus, den er bis zum Fuße des Caubergs erfolgreich verteidigen konnte.
Gasparotto grabs surprise win in Amstel Gold Race https://t.co/4uyJlqVxDQ pic.twitter.com/UNxVVgENKg
— CyclingTips (@cyclingtips) 17. April 2016
Doch noch in den ersten Kurven holte ihn die Verfolgergruppe ein, wo vor allem Orica-GreenEDGE mit dem frisch gebackenen Paris-Roubaix Sieger Mathew Hayman und Michael Matthews den Ton angaben. Die entscheidende Attacke kam jedoch überraschenderweise dann von Enrico Gasparotto, der mit einem starken Antritt die Gruppe hinter sich ließ – lediglich Michael Valgren konnte mithalten. Das Duo arbeitete dann in der Folge gut zusammen und im Finale konnte der völlig entkräftete Valgren Gasparotto schließlich nichts mehr entgegensetzen.
Fahrer | Land | Team | Zeit | |
---|---|---|---|---|
1. | Enrico Gasparotto | Italien | Wanty-Groupe Gobert | 06:18:02 |
2. | Michael Valgren | Dänemark | Tinkoff | |
3. | Sonny Colbrelli | Italien | Bardiani-CSF | 00:00:03 |
4. | Bryan Coquard | Frankreich | Direct Energie | |
5. | Michael Matthews | Australien | Orica GreenEDGE | |
6. | Julian Alaphilippe | Frankreich | Etixx - Quick-Step | |
7. | Diego Ulissi | Italien | Lampre-Merida | |
8. | Giovanni Visconti | Italien | Movistar | |
9. | Loic Vliegen | Belgien | BMC | |
10. | Tim Wellens | Belgien | Lotto Soudal |