Radsport: Während sich die Tour de France Teams der Sprinter und die Ausreißer gegenseitig das Leben schwer machen, nehmen die Teams der Klassementfahrer meist die Beine hoch. Sie beteiligen sich nicht an der Nachführarbeit und konzentrieren sich während der drei Wochen voll und ganz auf ihren Kapitän. Bloß kein Zeitverlust, nur nicht stürzen. Vor allem acht Tour de France Teams haben es sich zum Ziel gesetzt, in die Top 10 zu fahren, das Podium zu erreichen oder sogar die Tour de France zu gewinnen.
Trek-Segafredo (USA)
Im Trikot von Trek-Segafredo wird der Schweizer Fabian Cancellara seine letzte Tour de France bestreiten. Natürlich wünscht er sich da einen Etappensieg, doch seine Siegchancen im Zeitfahren sind durch die Teilnahme von Tony Martin natürlich nicht allzu groß. Es würde also nicht überraschen, wenn er sich eine andere Etappe ausgesucht hat und kurz vor Schluss den Sprinterteams das Leben zur Hölle machen wird. Da im neunköpfigen Aufgebot kein Top-Sprinter ausgemacht werden kann, wird sich Trek-Segafredo automatisch auf Fluchtversuche konzentrieren müssen. Jasper Struyven kann sich zwar an Massensprints beteiligen, wird aber eine vordere Platzierung im Normalfall nicht erreichen. Viel besser aufgestellt ist die Mannschaft für die Berge. Die routinierten Haimar Zubeldia, Frank Schleck und Peter Stetina fühlen sich dann wohl, wenn die Straße ansteigend ist. In der Gesamtwertung wird man für Bauke Mollema fahren. Der Niederländer konnte in den vergangenen drei Jahren die Top 10 erreichen, doch über Platz 6 kam er bislang nie hinaus. Dies soll sich in diesem Jahr ändern.
Das Aufgebot:
Fabian Cancellara, Markel Irizar, Bauke Mollema, Grégory Rast, Frank Schleck, Peter Stetina, Jasper Struyven, Edward Theuns, Haimar Zubeldia
Ag2r La Mondiale (Frankreich)
Ag2r gehört zu den Tour de France Teams wie das Fahrrad zum Radsport. Seit 1997 stehen sie ohne Pause jedes Jahr mit am Start. Dabei treten im Trikot von Ag2r meist franösische Fahrer in die Pedale. In diesem Jahr sind es sechs an der Zahl. Der namhafteste unter ihnen ist sicherlich Romain Bardet. Nach den Plätzen 15, 6 und 9 in den vergangenen drei Jahren möchte der Franzose endlich das Podium der Tour de France ins Auge fassen. Im letzten Jahr gewann er die Rote Rückennummer des aktivsten Fahrers, was für seine Angriffslust spricht. Auch dieses Mal wird er auf ein starkes Team zurückgreifen können. Jan Bakelants, Cyril Gautier, Alexis Vuillermoz und vor allem Domenico Pozzovivo befinden sich als Helfer an seiner Seite. Dabei werden alle Fahrer auf bestimmten Etappen ihre Freiheiten bekommen. Ag2r zeigt sich seit jeher häufig in Ausreißergruppen. Vor allem wenn die Straße ansteigt.
Das Aufgebot:
Jan Bakelants, Romain Bardet, Mickael Cherel, Samuel Dumoulin, Ben Gastauer, Cyril Gautier, Alexis Gougeard, Domenico Pozzovivo, Alexis Vuillermoz
FDJ (Frankreich)
Das französische Team FDJ ist ebenso ununterbrochen seit 1997 bei der Tour de France vertreten. In diesem Jahr sollen sieben Franzosen und zwei Schweizer für die gewünschten Ergebnisse sorgen. Die beiden Schweizer Steve Morabito und Sébastien Reichenbach werden dabei aber über die Helferrolle nicht hinauskommen. Alles wird sich auf Kapitän Thibaut Pinot konzentrieren, der in den vergangenen Monaten noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht zu haben scheint. Er gewann in diesem Jahr das Critérium International und je eine Etappe bei der Tour de Romandie und dem Critérium du Dauphiné. Zudem wurde er Gesamtzweiter bei der Tour de Romandie. Im vergangenen Jahr wurde er nur 16. in der Gesamtwertung, was nach Rang drei im Jahr zuvor eine herbe Enttäuschung war. 2016 soll er das Podium erneut angreifen. Für Etappensiege gut sind bei FDJ vor allem Anthony Roux und Arthur Vichot auf hügeligen Etappen und Jérémy Roy auf Bergetappen.
Das Aufgebot:
William Bonnet, Matthieu Ladagnous, Steve Morabito, Cedric Pineau, Thibaut Pinot, Sébastien Reichenbach, Anthony Roux, Jérémy Roy, Arthur Vichot
Astana Pro Team (Kasachstan)
Wie bei jeder Rundfahrt muss das kasachische Team Astana zu den stärksten gezählt werden. So auch wenn wir alle gemeldeten Tour de France Teams betrachten. Mit Fabio Aru, Jakob Fuglsang und Vincenzi Nibali befinden sich mindestens drei Top 10 Kandidaten im Aufgebot. Fraglich dabei ist jedoch, ob die Fahrer mit der entsprechenden Form zur Tour de France anreisen können. Vincenzo Nibali hat den Giro d’Italia nicht nur in den Beinen, sondern er hat die italienische Landesrundfahrt in einem spannenden Kampf sogar gewinnen können. Dass das Double Giro & Tour nur sehr schwer zu realisieren ist, erkannte man in den vergangenen Jahren immer wieder. Vermutlich wird er deshalb nur auf Etappensiege schielen und in der Gesamtwertung das Feld seinem italienischen Landsmann Fabio Aru überlassen. Im vergangenen Jahr wurde dieser beim Giro d’Italia Gesamtzweiter und gewann die Vuelta a Espana. Damit verbesserte er sich im Vergleich zum Vorjahr von den Rängen 3 auf 2 und von 5 auf 1. Nun steht sein erster Start bei der großen Schleife auf dem Programm und er ist definitiv zum erweiterten Favoritenkreis zu zählen. Sein größter Erfolg diese Saison war ein Etappensieg beim Critérium du Dauphiné. Um die drei Klassementfahrer herum wurde das Aufgebot des Tour de France Teams mit erstklassigen Bergfahrern aufgefüllt. Tanel Kangert, Diego Rosa und Luis Leon Sanchez können ein Fahrerfeld im Hochgebirge sprengen.
Das Aufgebot:
Fabio Aru, Jakob Fuglsang, Andriy Grivko, Tanel Kangert, Alexey Lutsenko, Vincenzi Nibali, Diego Rosa, Luis Leon Sanchez, Paolo Tiralongo
BMC Racing Team (USA)
Mit der Doppelspitze Richie Porte und Tejay Van Garderen möchte das Team BMC in diesem Jahr das Podium der Tour de France angreifen. Mit Rang zwei bei der Tour Down Under, dem dritten Platz bei Paris-Nizza und einem guten Critérium du Dauphiné hat sich der Australier Richie Porte vermutlich in die Kapitänsrolle gefahren. Rohan Dennis und Damiano Caruso sollen die beiden Klassementfahrer mit allen Kräften in den Bergen unterstützen. Für hügelige Etappen hat man zudem den Belgier Greg Van Avermaet nominiert. Er wird sich auf entsprechenden Teilstücken dann mit Peter Sagan, Michael Matthews und John Degenkolb um den Tagessieg streiten dürfen.
Das Aufgebot:
Brent Bookwalter, Marcus Burghardt, Damiano Caruso, Rohan Dennis, Amael Moinard, Richie Porte, Michael Schär, Greg Van Avermaet, Tejay Van Garderen
Tinkoff (Russland)
Beim russischen Team Tinkoff peilt man in diesem Jahr gleich den Gewinn von zwei Trikots an. Auf das Grüne Trikot scheint Peter Sagan sowieso schon ein Abo abgeschlossen zu haben. Nach vier Siegen in Folge möchte er nun die Fünf vollmachen. Damit würde er nur noch einen Sieg hinter Erik Zabel liegen. Wie viel Unterstützung er dabei von seinen Teamkollegen bekommen wird, ist jedoch ungewiss, da Alberto Contador für das Gelbe Trikot viene Helfer beanspruchen wird. Roman Kreuziger, Rafal Majka und Robert Kiserlovski sind in jedem Fall für die Arbeit in den Bergen nominiert worden, während Michael Valgren, Oscar Gatto, Maciej Bodnar und der schon 42-jährige Matteo Tosatto ihre Stärken vor allem in der Ebene haben. Die zuletzt genannten sollen zum Einen für Peter Sagan arbeiten und zum Anderen aber auch Alberto Contador in den flachen Teilstücken aus dem Wind halten. Sollte Oleg Tinkoff sogar alle drei Führungstrikots anpeilen, dann wird er vermutlich Roman Kreuziger oder Rafal Majka auf die Bergwertungen hetzen. Der Pole Rafal Majka gewann die Bergwertung bereits im Jahr 2014. Er hat allerdings bereits den Giro d’Italia in den Beinen, den er auf Rang fünf beendete.
Das Aufgebot:
Maciej Bodnar, Alberto Contador, Oscar Gatto, Robert Kiserlovski, Roman Kreuziger, Rafal Majka, Peter Sagan, Matteo Tosatto, Michael Valgren
Movistar (Spanien)
Das spanische Team Movistar setzt voll auf die Berge. Um Kapitän Nairo Quintana scharen sich acht gute Bergfahrer, von denen mindestens eine Hand voll der Weltklasse zuzuordnen ist. Alejandro Valverde gilt als absoluter Edelhelfer und ist wohl der beste Fahrer der letzten 20 Jahre. Daniel Moreno, die Izagirre-Brüder, Winner Anacona und Jesus Herrada kommen dann noch hinzu. Das Team Movistar kann in den Bergen ein Feld völlig auseinanderreißen. Dies scheint auch der Plan zu sein, denn wenn Quintana die Tour de France 2016 gewinnen möchte, dann muss er in den Bergen Chris Froome Zeit abnehmen. Es ist eher nicht davon auszugehen, dass die Helfer von Quintana besonders viele Freiheiten bekommen werden. Ab und an wird sicherlich jemand in eine Ausreißergruppe geschickt, doch dann fungiert er dort als Relais-Station für Quintana. Lediglich Valverde könnte in seiner Funktion als zweite Speerspitze attackieren dürfen und die gegnerischen Tour de France Teams somit zur Nachführarbeit zwingen.
Das Aufgebot:
Winner Anacona, Imanol Erviti, Jesus Herrada, Gorka Izagirre, Ion Izagirre, Daniel Moreno, Nairo Quintana, Nelson Oliveira, Alejandro Valverde
Sky (Großbritannien)
Traditionell gehört auch das britische Team Sky zu den immer gut aufgestellten Tour de France Teams. Die Mission ist klar: Chris Froome soll zum dritten Mal das Gelbe Trikot mit nach Hause nehmen. Dafür wurde ihm eine starke Mannschaft zusammengestellt, die sowohl in den Bergen als auch im flachen Terrain das Tempo hochhalten kann. Ian Stannard und Luke Rowe sind richtige Allrounder, während Wouter Poels, Mikel Nieve und Sergio Henao in den Bergen ihr Zuhause haben. Mögliche Top 10 Kandidaten wären sogar die Helfer Geraint Thomas und Mikel Landa. Häufig sehen werden wir an der Spitze des Feldes die Lokomotive Vasil Kiryienka. Der Weißrusse besticht durch die Qualität, eine sehr lange Zeit ein Feld anzuführen und gegen Wind und Wetter anzufahren. Sowohl im Flachen als auch im Gebirge möchte man nicht Teil einer Ausreißergruppe sein, wenn Kiryienka sich im Feld vorne eingespannt hat. Alles in Allem hat das Team Sky nur ein Ziel: Das Gelbe Trikot muss gewonnen werden. Diesem Ziel wird sich jeder Fahrer unterordnen müssen. Freiheiten sind eher nicht zu erwarten, so lange Chris Froome in der Gesamtwertung realistische Chancen auf den Titel hat.
Das Aufgebot:
Christopher Froome, Sergio Henao, Vasil Kiryienka, Mikel Landa, Mikel Nieve, Wouter Poels, Luke Rowe, Ian Stannard, Geraint Thomas
Tour de France Teams – Die große Vorschau auf Velomotion
Tour de France Teams #1: Die Etappenjäger
Tour de France Teams #2: Die Mannschaften der Sprinter
Tour de France Teams #3: Fokus auf dem Gesamtklassement