Radsport: Wenn am Samstag die Tour de France in Le Mont-Saint-Michel ins Rollen gerät, dann stehen zwölf deutsche Fahrer am Start. Vier davon sind echte Siegkandidaten, während die anderen acht vermutlich vorwiegend Helferdienste verrichten müssen.
Wie viele deutsche Siege werden wir bejubeln?
Nachdem in Deutschland ein Radsport-Boom durch Jan Ullrich und Erik Zabel Mitte der 90er Jahre entstand, kam es danach zu einem Tief. Aus diesem sind wir längst wieder heraus, denn die Erfolge in den vergangenen Jahren stehen denen von früher nichts nach. Marcel Kittel vom Team Etixx-Quick Step und André Greipel vom Team Lotto Soudal sind deutsche Fahrer und aktuell vermutlich die beiden besten Sprinter der Welt. Etappensiege sind dadurch quasi garantiert, denn ihre Teams konzentrieren sich voll und ganz auf die Massensprints und werden den Ausreißern kaum eine Chance lassen. André Greipel kann dabei auf die Hilfe von Marcel Sieberg bauen, der zu seinen wichtigsten Helfern gehört und ihm auch den Deutschen Meistertitel am Wochenende eingebracht hat. Marcel Kittel hingegen hat „The German Panzerwagen“ als Teamkollegen. Dieser wird ihm bei der Sprintvorbereitung helfen und die Ausreißer gnadenlos jagen. Zusätzlich ist der deutsche Fahrer auch noch der Topfavorit im Kampf gegen die Uhr. Das einzige flache Zeitfahren wird am 15. Juli auf der 13. Etappe von Bourg-Saint-Andéol nach Vallon-Pont-d’Arc ausgetragen. Die Deutschen haben einen weiteren Trumpf, wenn das Profil etwas welliger wird. John Degenkolb vom Team Giant-Alpecin wird sich zwar auch an Massensprints beteiligen, doch auf flachem Terrain sollte er den schnellsten Männern der Welt unterlegen sein. Wird es allerdings etwas hügeliger, dann ist der Sieger von Paris-Roubaix aus dem Jahr 2015 neben Peter Sagan, Greg Van Avermaet, Michael Matthews und Boasson Hagen der heißeste Siegkandidat. Ihm treu zur Seite stehen wird Simon Geschke, der bei einer nicht allzu schweren Bergetappe auch durchaus einmal in Ausreißergruppen zu finden sein wird. Es gibt also viele Etappen, auf denen man auf einen deutschen Sieger hoffen kann. Lediglich im Hochgebirge und damit im Gesamtklassement haben deutsche Fahrer keine Ambitionen.
Reine Helfer oder Fahrer mit Freiheiten?
Das deutsche Team Bora-Argon 18 wird sich, wie in unserem großen Velomotion-Teamcheck bereits beschrieben, vorwiegend auf Fluchtgruppen konzentrieren. Da im Team weder ein guter Sprinter, noch ein richtig starker Bergfahrer ausgemacht werden kann, wird man nicht bis zum Ziel warten. Drei deutsche Fahrer befinden sich im neunköpfigen Aufgebot, wobei Emanuel Buchmann sicherlich derjenige mit den größten Chancen auf einen Etappensieg ist. Der letztjährige Deutsche Meister hat seine Qualitäten am Berg und man könnte die Uhr danach stellen, wann er sich dort in einer Spitzengruppe platzieren wird. Andreas Schillinger und Paul Voss könnten sich auf Flachetappen oder in leicht hügeligem Terrain in einer Fluchtgruppe wiederfinden. Marcus Burghardt trägt das Trikot von BMC und wird dort kaum Freiheiten zugesprochen bekommen. Seine Aufgabe besteht darin, die Kapitäne Richie Porte und Tejay Van Garderen zu beschützen und im flachen Terrain für das nötige Tempo zu sorgen. Auch im niederländischen Team LottoNL-Jumbo drehen zwei deutsche Fahrer ihre Runden. Paul Martens könnte sich bei kurzen Bergsprints vorne platzieren, während Robert Wagner wohl für seinen Teamkollegen Dylan Groenewegen die Sprints anfahren muss.
Deutsche Fahrer und ihre Teams
Marcus Burghardt (BMC)
Emanuel Buchmann (Bora-Argon 18)
Andreas Schillinger (Bora-Argon 18)
Paul Voss (Bora-Argon 18)
Marcel Kittel (Etixx-Quick Step)
Tony Martin (Etixx-Quick Step)
André Greipel (Lotto Soudal)
Marcel Sieberg (Lotto Soudal)
John Degenkolb (Giant-Alpecin)
Simon Geschke (Giant Alpecin)
Paul Martens (LottoNL-Jumbo)
Robert Wagner (LottoNL-Jumbo)
Tour de France Teams – Die große Vorschau auf Velomotion
Tour de France Teams #1: Die Etappenjäger
Tour de France Teams #2: Die Mannschaften der Sprinter
Tour de France Teams #3: Fokus auf dem Gesamtklassement