Radsport: Was für ein Rennen! Wie in jedem Jahr hielt die Flandern-Rundfahrt was sie versprach. Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) gewann eine von Taktik geprägte Flandern-Rundfahrt mit einem 55 Kilometer langen Solo. Zweiter wurde Greg Van Avermaet (BMC) vor Niki Terpstra (Quick-Step Floors). Peter Sagan (Bora-hansgrohe) kam zu Fall, genauso wie Sep Vanmarcke (Cannondale-Drapac). Tom Boonen (Quick-Step Floors) spielte eine wichtige Rolle in der Taktik seines Teams, erlitt jedoch dann eine Panne. John Degenkolb (Trek-Segafredo) wurde als bester Deutscher hervorragender siebter.
Acht Fahrer mit der frühen Flucht
Schon vor 11 Uhr versammelten sich die Fahrer heute auf dem Grote Markt von Antwerpen und starteten in das über 260 Kilometer lange Eintagesrennen. Viel gekämpft wurde um die Ausreißergruppe des Tages nicht. Schnell waren sich die Teams einig, dass die acht Fahrer Julien Duval (Ag2r), Oliveiro Troia (UAE), Mark McNally (Wanty), Stef van Zummeren & Michael Goolaerts (Vérandas Willems-Crelan), Julien Morice (Direct Energie), Andre Looij (Roompot) und Baptiste Planckaert (Katusha-Alpecin) fahren gelassen werden. Die Top-Teams gönnten ihnen einen Vorsprung von etwas mehr als zehn Minuten. Vereinzelt versuchten sich weitere Fahrer vom Feld zu lösen, doch dieses Unterfangen war aussichtslos.
Sky & Quick-Step Floors versuchen es in der Mauer von Geraardsbergen
Als das Feld rund 95 Kilometer vor dem Ziel in die Mauer von Geraardsbergen hineinfuhr, wurde es spannend. Die Teams Sky und Quick-Step Floors setzten ihren taktischen Plan in die Tat um und forcierten das Tempo. Das Peloton wurde in mehrere Teile gerissen. In der 15-köpfigen Verfolgergruppe konnten sich mit Philippe Gilbert, Tom Boonen und Matteo Trentin gleich drei Profis von Quick-Step Floors platzieren. Auch Luke Rowe (Sky), Alexander Kristoff (Katusha-Alpecin), Sep Vanmarcke (Cannondale-Drapac), Arnaud Démare (FDJ) und Bryan Coquard (Direct Energie) haben den Sprung in diese starke Gruppe geschafft. Der Vorsprung auf das Hauptfeld wuchs schnell auf über eine Minute an. Vermutlich, weil Greg Van Avermaet (BMC) und Peter Sagan (Bora-hansgrohe) auf ihre bereits abgehängten Helfer warten mussten. Danach wurde die kontrollierte Verfolgung der gefährlichen Gruppe aufgenommen, die auf die acht Ausreißer schon aufgerollt war. Eine spannende Hetzjagd begann.
Quick-Step Floors setzt auf Gilbert als Solisten
Während vorn die Top-Fahrer alle selbst die Nase in den Wind streckten, konnten sich Van Avermaet und Sagan hinten ausruhen. Besonders die Teams BMC und Orica-Scott beteiligten sich an der Nachführarbeit. Peter Sagan schien auf nicht mehr viele Teamkollegen bauen zu können. Doch der Abstand sank bis zur zweiten Überfahrt des Oude Kwaremont 55 Kilometer vor dem Ziel auf rund 40 Sekunden. Dort löste sich Philippe Gilbert von seinen Mitstreitern und versuchte sich als Solist. Damit war die Luft raus aus der Gruppe. Boonen und Trentin führten nicht hinterher und die anderen Fahrer wurden sich nicht einig. Damit gab das Team Quick-Step Floors die zahlenmäßige Überlegenheit auf. Denn nach dem Paterberg konnten einige Piloten den Anschluss wiederherstellen, darunter Sagan und Van Avermaet. Nun begann die Verfolgung von Gilbert. Nicht mehr mit dabei war Sep Vanmarcke. Der Niederländer kam zu Fall und verlor viel Zeit.
Peter Sagan & Greg Van Avermaet attackieren 36 Kilometer vor dem Ziel
Fabio Felline (Trek-Segafredo) und Dylan Van Baarle (Cannondale-Drapac) setzten sich aus dem Hauptfeld ab. Dort nahm man deutlich das Tempo heraus. Die Helfer schienen platt zu sein. Gilbert konnte dadurch seinen Vorsprung auf 1:30 ausbauen. Peter Sagan wurde zu sehr getrödelt, so dass er bereits 36 Kilometer vor dem Ziel mit Greg Van Avermaet attackierte. Mit dabei waren auch Matteo Trentin (Quick-Step Floors), Yoann Offredo (Wanty) und Oliver Naesen (Ag2r) Gemeinsam mit Felline und Van Baarle machten sie sich nun zu siebt auf die Verfolgung von Gilbert, wobei sie natürlich vor allem Van Avermaet und Sagan die Tempoarbeit überließen. Raus aus dem Kampf um die vorderen Platzierungen war Tom Boonen. Der Belgier erlitt bei seinem letzten Auftritt bei der Ronde van Vlaanderen einen Platten und musste mehrfach sein Rad wechseln. Besser lief es für den Deutschen Meister André Greipel (Lotto Soudal), der sogar mehrfach attackierte.
Ein Sturz bremst die Verfolger ein – Philippe Gilbert triumphiert
Rund 18 Kilometer vor dem Ziel fuhr Gilbert mit einem Vorsprung von rund 55 Sekunden in den Oude Kwaremont hinein. Die Verfolgergruppe konnte den Abstand nicht verkürzen. Doch im Oude Kwaremont und dem Paterberg kann man bekanntlich viel Zeit verlieren. Ein Sturz zerstörte jedoch alle Hoffnungen. Als Peter Sagan das Tempo forcierte und Van Avermaet an seinem Hinterrad blieb, kamen sie zu Fall. Während die anderen Piloten sofort wieder auf ihr Rad springen konnten, verlor Sagan sein Vorderrad und damit alle Chancen auf eine vordere Platzierung. Philippe Gilbert wurde nicht mehr eingeholt. Der Belgische Meister gewann zum ersten Mal die Flandern-Rundfahrt. Dahinter sicherte sich Greg Van Avermaet (BMC) noch den zweiten Platz im Sprint vor Niki Terpstra (Quick-Step Floors) und Dylan Van Baarle (Cannondale).
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
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1. | Philippe Gilbert | Belgien | Quick-Step Floors | 6:23:45 |
2. | Greg Van Avermaet | Belgien | BMC | +0:28 |
3. | Niki Terpstra | Niederlande | Quick-Step Floors | st |
4. | Dylan Van Baarle | Niederlande | Cannondale-Drapac | st |
5. | Alexander Kristoff | Norwegen | Katusha-Alpecin | +0:52 |
6. | Sacha Modolo | Italien | UAE | st |
7. | John Degenkolb | Deutschland | Trek-Segafredo | st |
8. | Filippo Pozzato | Italien | Wilier Triestina | st |
9. | Sylvain Chavanel | Frankreich | Direct Energie | st |
10. | Sonny Colbrelli | Italien | Bahrain Merida | st |