Test: Scott präsentierte kürzlich das neue E-Spark mit Shimano Antrieb und komplett neuem Rahmen. In Riva hatten wir die Gelegenheit, das neue Scott E-MTB auf die spaßigen Trails des Gardasees zu entführen und einige erste Fahreindrücke zu sammeln.
Das Scott Spark ist als schnelles, universelles Bike mit viel Vortriebsdrang aber genügend Reserven für die meisten Trails vielen Bikern zweifellos schon ein Begriff – nicht zuletzt auch, weil Nino Schurter auf eben jenem Rad 2016 die Goldmedaille in Rio holte. Vor zwei Jahren präsentierte man dann auch eine E-Version des Erfolgsmodells, damals noch mit Bosch Antrieb und Akku auf dem Unterrohr. Für das Modelljahr 2017 verpasst man dem E-Spark nicht nur eine Frischzellenkur, sondern dreht alles einmal auf Links und stellt ein komplett neues E-MTB vor. Neue Kinematik, Plusreifen, Shimano E8000 Antrieb und ein insgesamt etwas potenterer Charakter sind die Eckdaten des neuen Scott E-Spark.
Scott E-Spark: Sportlich universell – auch dank TwinLoc
Bevor wir nun aber zu den technischen Finessen des neuen E-MTBs im Scott-Stall kommen, möchten wir einige Worte zum Charakter und zur Ausrichtung des neuen E-Spark verlieren. Wofür wurde das Rad konzipiert? Wo sehen die Entwickler das Bike? Mit 130mm Federweg an der Front und (maximal) 120mm am Heck ist das E-Spark wie sein nicht-motorisiertes Pendant eher mit weniger Federweg ausgestattet. Das heißt jedoch keinesfalls, dass man mit dem E-Spark Ausflüge ins Gelände scheuen sollte – im Gegenteil!
Mit potenten Plusreifen und einer sportlich-modernen Geometrie mit gemäßigt flachem Lenkwinkel und langem Hauptrahmen positioniert man das E-Spark ganz klar in der Kategorie der angesagten Trailbikes. Besondere Erwähnung verdienen die Kettenstreben, die mit 445mm für ein E-MTB sehr kurz ausfallen und das Scott Bike damit kompakt halten und vor „Sattelschlepper-Feeling“ bewahren. Möglich macht das neben einer ausgeklügelten Rahmenkonstruktion im Tretlagerbereich auch der äußerst kompakte Shimano Motor, der den Konstrukteuren ein wenig mehr Luft für das Rahmengeröhr lässt.
Scott E-Spark Geometrie
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 400 | 440 | 490 | 540 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 580 | 610 | 640 | 660 |
Steuerrohr (in mm) | 110 | 120 | 130 | 140 |
Kettenstrebe (in mm) | 445 | 445 | 445 | 445 |
Radstand (in mm) | 1142 | 1173 | 1204 | 1226 |
Lenkwinkel (in °) | 67.5 | 67.5 | 67.5 | 67.5 |
Sitzwinkel (in °) | 73.8 | 73.8 | 73.8 | 73.8 |
Reach (in mm) | 406 | 433 | 460 | 478 |
Stack (in mm) | 597 | 607 | 616 | 625 |
Ein elementarer Teil der Scott-schen Philosophie ist seit Jahren das Twin Loc System, das sicherlich einigen schon ein Begriff sein dürfte. Eine Lenkerfernbedienung steuert dabei das gesamte Fahrwerk – also Dämpfer und Gabel – und lässt dem Fahrer die Wahl zwischen drei Fahrmodi: Im Climb-Modus werden Gabel und Dämpfer komplett gelockt und das Bike für lange Anstiege maximal effizient ausgerichtet. Der ‚mittlere‘ Traction Modus reduziert den Federweg am Heck auf 85mm mit einer etwas strafferen Kinematik und schält an der Gabel eine Plattformdämpfung zu. Der goldene Mittelweg für gemäßigtes Gelände und viel Vortrieb. Der komplett offene Modus sprengt dann schließlich die Ketten am Fahrwerk, gibt den kompletten Federweg frei – für’s Grobe. Insgesamt wurde die Hinterbaukinematik so gestaltet, dass man bis zum Sag-Punkt ein plüschiges Gefühl für viel Traktion auch bei leichten Schlägen bekommt. Danach wird die Kennlinie zunehmend progressiv, damit das Fahrwerk auch bei härteren Geländegängen aktiv bleibt und nicht an seine Grenzen stößt.
Scott E-Spark: Systemintegration auf höchstem Niveau
Besonders stolz ist man bei Scott auf die Systemintegration am neuen E-Spark, die mehr als nur optische Vorzüge bietet. Aber klar, auf den ersten Blick sticht natürlich gerade das für ein E-MTB sehr cleane Erscheinungsbild ins Auge. Hauptverantwortlich dafür ist der in das Unterrohr integrierte 500Wh Akku. Ein sicherer Verschlussmechanismus von Abus und das bis ins Detail optimierte Unterrohr halten den Akku sicher an Ort und Stelle. Auch bei heftigeren Trails soll kein Klappern oder Rütteln bemerkbar sein. Schutzabdeckungen sorgen dafür, dass der Akku über hochfliegende Steine nur müde lächeln kann und die gleichmäßige Gewichtsverteilung wirkt sich positiv auf das Fahrverhalten aus.
Ebenso hat man im Unterrohr Platz geschaffen für sämtliche Kabel und Leitungen – auch hier wirkt sich das natürlich zunächst positiv auf die Optik aus, doch sind sie dort auch deutlich besser vor Witterungseinflüssen geschützt und auch bei Stürzen besteht keine Bruch- oder Rissgefahr. Neben der Integration des Akkus stellt auch der Motor selbst die Konstrukteure immer vor große Herausforderungen: So muss die Antriebseinheit einerseits gut geschützt sein, darf jedoch nicht zu heiß werden und soll möglichst kompakt bleiben, um Platz für Dämpfer, Kurbel und eventuelle Lager zu schaffen. Hier kommen die Vorzüge des neuen Shimano E-8000 Antriebs zum Tragen, der deutlich kompakter ausfällt als beispielsweise die Konkurrenz von Bosch.
Am E-Spark kommen insgesamt drei Motorabdeckungen zum Einsatz: Auf der linken Seite sind sämtliche Kabel integriert und hier sitzen wie auch auf der rechten Seite Belüftungskanäle. Die Unterseite ist besonders Verstärkt, damit der Motor auch bei Aufsetzern keinen Schaden nimmt. Ohnehin hat man bei Scott viel Wert auf Details gelegt: So sitzt beispielsweise der Geschwindigkeitssensor des Shimano Antriebs im Lockring der hinteren Bremsscheibe und der Syncros FL 1.0 Carbonlenker bietet die Option, die Kabel für den Antrieb im Inneren zu verlegen.
Scott E-Spark: Erste Fahreindrücke
Beim Bikefestival in Riva konnten wir das neue Scott E-Spark bereits für eine kurze Probefahrt auf den abwechslungsreichen Trails rund um den Gardasee entführen. Was neben der gelungenen Optik zuerst auffällt, ist die sportliche Geometrie mit langem Reach und den kurzen Streben. Während man bei E-MTBs hier in der Vergangenheit oft Abstriche auf Grund des großen Motors, langer Streben und entsprechendem Radstand machen musste, könnte die Geometrietabelle des E-Spark auch von einem nicht-E-Bike stammen. Die Sitzposition ist schön zentral, das kurze, breite Cockpit passt gut dazu und der nicht zu flache Lenkwinkel hält das Bike reaktionsschnell.
Wir waren mit dem knapp 7.000€ teuren Topmodell der Serie unterwegs, das mit Fox Factory Fahrwerk, Transfer Stütze und Shimano XT Di2 Schaltung bezüglich Ausstattung nun wirklich kaum Wünsche offen lassen sollte. Mit etwas mehr als 22kg ist es für ein E-Fully zudem auch recht leicht. Besonders gelungen empfanden wir das Zusammenspiel zwischen der Di2 Schaltung und dem E8000 Antrieb: Es kommen zwei baugleiche Trigger zum Einsatz – rechts bedient man das Schaltwerk, links wechselt man die Unterstützungsmodi des Antriebs. Im ersten Moment muss man seine Finger am Lenker jedoch kurz sortieren: Mit zwei Triggern, Remote für die Variostütze, TwinLoc, Bremsen und dem guten Display seitlich des Vorbaus ist hier wirklich nur noch wenig Platz. Montiert man zusätzlich noch einen Radcomputer, wird es etwas unübersichtlich.
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Das Fahrwerk vermittelt im Zusammenspiel mit den Plusreifen von Maxxis das Gefühl, auf einem Rad mit deutlich mehr Federweg zu sitzen. Gerade im offenen Modus klebt das E-Spark förmlich am Boden und saugt auch den groben Untergrund der typischen Gardasee-Trails reaktionsschnell auf und vermittelt viel Sicherheit. Im Traction Modus bekommt man etwas mehr Spritzigkeit und spürbar mehr Feedback vom Trail – außerdem klettert das E-Spark so noch eine Spur besser als ohnehin schon. Wir waren die meiste Zeit in dem sehr gelungenen Trail-Modus des Shimano Antriebs unterwegs, der die Unterstützungsleistung dynamisch je nach Druck auf dem Pedal und einigen anderen Faktoren anpasst. So bekommt man ein dynamisches, sehr natürliches Fahrgefühl und vergisst schnell, dass man eigentlich auf einem E-Bike sitzt.
Geht es Berg auf, hat man die Qual der Wahl zwischen den drei Fahrwerksmodi, die der TwinLoc am Lenker zu Verfügung stellt. Im technischen Uphill waren wir hier meist im Traction-Modus unterwegs, bei gröberen Stellen auch gerne komplett offen; schön ist die neue Remote, mit der sich die Modi auch während der Fahrt schnell wechseln lassen. Den Climb Modus sehen wir vor allem für längere Auffahrten auf Schotter oder Asphalt. Geröllige Stufen, ausgewaschene Rinnen, steile Rampen: Das Terrain am Gardasee ist fordernd, vor allem wenn man plötzlich die Trails in die umgekehrte Richtung fährt – nämlich nach oben! Das klappt mit dem E-Spark hevorragend und macht jede Menge Laune. Vorsicht ist jedoch bei eventuellem Gegenverkehr geboten. Übrigens: Wer so einen technischen Trail mit dem E-MTB erklommen hat, wird nie wieder behaupten, E-Bike fahren sei kein Sport und nicht anstrengend…
Scott E-Spark: Modelle, Preise und Gewichte
Neben den drei E-Spark Varianten 700 Plus Tuned, 710 Plus und 720 Plus bietet man bei Scott mit der E-Contessa Variante auch ein Frauen-spezifisches E-MTB – leider noch eine echte Seltenheit auf dem Markt. Gemeinsam haben alle Räder den Shimano E-8000 Antrieb, den 500Wh Akku und das TwinLoc System.
Schaltung: Shimano XT Di2
Federgabel: FOX 34 Float Factory
Dämpfer: FOX Nude Trunnion
Bremsen: Shimano XT
Sattelstütze: FOX Transfer Factory
Gewicht: 22,1kg
Preis: 6.999€
Schaltung: Shimano XT
Federgabel: FOX 34 Float Performance Elite
Dämpfer: FOX Nude Trunnion
Bremsen: Shimano XT
Sattelstütze: FOX Transfer Performance
Gewicht: 22,2kg
Preis: 5.799€
Schaltung: Shimano SLX
Federgabel: RockShox Sektor RL
Dämpfer: X-Fusion Nude Trunnion
Bremsen: Shimano Deore
Sattelstütze: Syncros 31.6mm
Gewicht: 22,4kg
Preis: 4.599€