Test: Enduro, Trailbike, XC-Bike und viele weitere. Immer mehr Kategorien wurden in den letzten Jahren neu erfunden. Doch das klassische Tourenbike ist dabei etwas in Vergessenheit geraten. Das Storck Adrenic Pro hat sich in unserem Test als seltener und unerwarteter Vertreter dieser Gattung herausgestellt.
Storck Adrenic Pro: Rahmen
Beim ersten Kontakt mit dem Storck sticht einem sofort die überragende Farbe ins Auge. Storck nennt es Frosted Pepper. Wir würden es als lilablassgrau bezeichnen. Ein Farbton irgendwo zwischen grau und lila. Eine tolle Farbe, die dem Bike mit den weißen Akzenten einen sehr klassischen und edlen Look gibt. Die Rohre des Rahmens sind für einen Carbon-Rahmen sehr filigran gestaltet. Der Hinterbau setzt auf ein VPP-System, bei dem sich die Schwinge nicht um einen Drehpunkt dreht, sondern mittels zwei Gelenken um einen virtuellen Drehpunkt. Dies soll das Wippen des Hinterbaus erheblich reduzieren. Beim Material wird bei Hauptrahmen, Wippe und Hinterbau auf feinstes Carbon gesetzt. Das drückt das Rahmengewicht auf knapp über 2 kg (ohne Dämpfer).
Storck Adrenic Pro: Geometrie
In Zeiten von sehr wilden Geometrie-Konzepten bleibt Storck konventionell und setzt auf eine ausgewogene, wendige Tourengeometrie. Der Lenkwinkel ist je nach Rahmengröße um die 70°, also eher steil und damit ideal für ein Tourenbike. Der moderat steile Sitzwinkel sorgt für gute Klettereigenschaften. Die restlichen Geometriedaten ergeben ein stimmiges Tourenbike, ohne auffällige Werte.
Storck Adrenic Pro
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 380 | 400 | 440 | 480 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 549 | 568 | 584 | 602 |
Steuerrohr (in mm) | 90 | 95 | 100 | 105 |
Kettenstrebe (in mm) | 460 | 460 | 460 | 460 |
Lenkwinkel (in °) | 69,5 | 70 | 70 | 70,5 |
Sitzwinkel (in °) | 73 | 73 | 73 | 73 |
Reach (in mm) | 393 | 405 | 434 | 446 |
Stack (in mm) | 564 | 560 | 576 | 601 |
Storck Adrenic Pro: Ausstattung
Storck bietet für das Adrenic einige verschiedene Ausstattungs-Konfigurationen an, aber es wird auch auf Kundenwünsche eingegangen und die Ausstattung kann nach Wunsch angepasst werden. In unserem Test haben wir die Einstiegsvariante mit 2×11 Shimano XT Setup getestet. Wie sich vermuten lässt, verbaut Storck hier die solide und bewährte Shimano XT Schaltung mit vorne zwei Kettenblättern und hinten 11 Ritzeln. An der Kurbel werden Kettenblätter mit 28 und 38 Zähnen verbaut. Die Kassette hat eine Abstufung von 11-40. Nicht ganz so fitten Fahrern könnte wahrscheinlich eine Kurbel mit weniger Zähnen lieber sein. Passend zur Schaltung kommt auch die Bremse mit einer XT ebenfalls aus dem Hause Shimano. An der Front wird eine 180 mm Scheibe und am Heck eine 160 mm Scheibe verbaut, wobei unser Testbike vorn und hinten auf große Scheiben setzte. Das Fahrwerk für das Adrenic kommt von Fox. An der Front arbeitet eine Fox Float 32 mit 140 mm Federweg.
Am Heck bändigt ein Fox Float DPS den 120 mm Federweg-Hinterbau. Bei den Laufrädern setzt Storck auf die DT Swiss DT Swiss XM1501. Am Testbike waren die Laufräder mit 35 mm Felgenbreite montiert. Ideal für breite Reifen. Somit können problemlos Schwalbe Rocket Rons in der 2,6″ Ausführung montiert werden. Lenker und Vorbau kommen aus eigenen Hause. Der Lenker hat mit 760 mm eine angenehme Breite für Toureneinsätze. An eine absenkbare Stütze hat Storck ebenfalls gedacht und verbaut eine Magura Vyron eLect mit kabelloser Fernbedienung vom Lenker.
Rahmen | Storck Adrenic Pro G1 |
Federgabel | FOX F32 Grip |
Dämpfer | FOX Float DPS Performance |
Laufräder | DT Swiss XM1501 / 35 mm |
Reifen VR | Schwalbe Rocket Ron 2,6 |
Reifen HR | Schwalbe Rocket Ron 2,6 |
Schaltwerk | Shimano XT |
Schalthebel | Shimano XT |
Kurbel | Shimano XT |
Umwerfer | Shimano XT |
Bremse | Shimano XT |
Bremsscheiben | 180/180 mm |
Sattelstütze | Magura Vyron eLect |
Sattel | Selle Italia Monolink SLS |
Vorbau | Storck ST115 Aluminium |
Lenker | Storck LRB220 Carbon |
Storck Adrenic Pro: Auf dem Trail
Auf den ersten Metern fühlte sich das Bike mit den leichtläufigen Reifen und den leichten Laufrädern sehr sportlich und vortriebsorientiert an. Man merkte dem Bike nicht an, dass an der Front eine 140 mm Gabel schlummert. Die Sitzposition war sehr angenehm und man fühlte sich schnell sehr wohl auf dem Rad.
Im ersten Aufstieg bestätigte sich dann weiter der sportliche Eindruck vom Rad. Die Gabel lässt sich vom Lenker aus teilweise oder ganz blockieren. Leider gilt das nicht für den Dämpfer und somit muss man immer mit einer Hand nach unten greifen. In manchen Situation ist dies etwas nervig, zumal man die Remote-Bedienung auch noch nachrüsten könnte. Im Uphill kommt einem das leichte Setup zu Gute. Mit 12,2 kg hat Storck ein sehr gutew Gesamtpaket zusammengestellt. Trotz der 140 mm Fox Gabel bleibt die Front sehr niedrig und das Rad erinnert eher an ein Race-Fully als an eine Tourenfully bzw. All-Allmountain.
Dafür spricht auch der moderat steile Sitzwinkel, der das Bike gut pedalieren lässt. In den beiden offenen Dämpfermodi gab es etwas Pedalrückschlag im Wiegetritt, was aber ein bekanntes Problem bei Hinterbauten mit virtuellen Drehpunkt ist. Jedoch arbeite der Hinterbau insgesamt sehr zuverlässig. In technisch schwierigen Uphills beruhigte der Hinterbau das Rad und man konnte auch steile Steigungen erklimmen. Schwach waren die hauseigenen Storck Griffe. Die grobporige Struktur sorgt nach einer Zeit doch immer für Druckstellen an der Hand, auch mit dünnen Handschuhen.
Im Uphill hat sich das Bike sehr gut geschlagen. Natürlich haben wir das Storck Adrenic auch im Downhill erprobt und dafür ein grundsolides Bike kennengelernt. Unter Speed-Bolzern wird es wahrscheinlich keine Freunde finden, da sich diese flachere Lenkwinkel und einen längeren Reach für mehr Laufruhe wünschen würden. Allerdings stellt das Storck ein sehr wendiges Setup für Tourenfahrer da, welches trotzdem Sicherheit für schwierige Passagen vermittelt. Man sitzt zentral auf dem Bike und dann jederzeit genügend Druck auf Vorderrad bringen. Die 140 mm an der Front und die absenkbare Magura Vyron Sattelstütze bieten zusätzlich Reserven für schwierige Passagen. Auch die Shimano XT Bremsen sind verlässliche Stopper, auch auf langen Abfahrten, mit den 180 mm Bremsscheiben.
Manche werden sich wundern, warum eine 140 mm Fox Gabel mit 32 mm Standrohren verbaut wurde. Im Test konnten wir bei einem Körpergewicht von 80 kg keine Schwächen feststellen. Jedoch könnten wir uns vorstellen, dass schwerere Fahrer oder Fahrer, die Gabeln mit größeren Standrohren gewohnt sind, hier z.B. gerne eine Fox 34 verbauen würden. Die Kombi aus den 35 mm breiten Dt Swiss Felgen und den 2,6″ breiten Schwalbe Rocket Ron Reifen harmoniert gut. Auch mit wenig Luftdruck kippen die Reifen kaum auf der Felge. Bei blockierendem Hinterrad in der Abfahrt neigt der Rocket Ron etwas seitlich auszubrechen. In manchen Situationen sehr spaßig, aber ab und zu überraschend.