Test Kinderrennrad Frog Road 67: Das britische Kinder-Rennrad von Frog steht für den frühen Einstieg in den Straßen- bzw. Cross-Sport. Die Frage, ob ein spezialisiertes Rad dafür bereits mit acht oder zehn Jahren Sinn macht, stellt sich beim Frog angesichts konzeptioneller Schwächen besonders deutlich.
„So einen Lenker will ich auch!“ Na, schon mal gehört? Wo die Eltern Rennrad fahren, wollen es ihnen die Kinder früher oder später nachtun. Doch das, was den Renner auf den ersten Blick auszeichnet, ist auch das Problem dabei: Handling, Griffpositionen und das Bremsen sind schon für ungeübte Erwachsene nicht einfach; jemand, der altersbedingt noch mit dem Radfahren an sich vollauf beschäftigt ist, tut sich damit naturgemäß noch schwerer. Und auch die Sitzhaltung ist so eine Sache: Sich eher gestreckt auf dem Rad zu positionieren, den Kopf im Nacken, ist alles andere als altersgerecht. Gerade jüngere Kinder sollten nämlich möglichst aufrecht sitzen; aufgrund ihres deutlich kleineren Gesichtsfeldes sind sie auf maximale Übersicht im Verkehr angewiesen. Das bedeutet in der Regel, dass der Lenker deutlich höher steht als der Sattel, was am Rennrad natürlich schwierig ist.
Das Frog 67 ist ein gutes Beispiel dafür, wie kompliziert es ist, ein kindgerechtes Rennrad zu konstruieren. Los geht es schon damit, dass das Größenspektrum zwangsläufig sehr eingeschränkt ist – die Briten behelfen sich also damit, dass sie ihr Anfänger-Modell mit 20-Zoll-Laufrädern ausstatten und darüber zwei Renner mit 24- bzw. 26-Zoll-Rädern stellen, die sich in der Ausstattung und etwas in der Oberrohrlänge unterscheiden. Die Modellbezeichnungen 58, 67 und 70 beziehen sich dabei auf die minimale Innenbeinlänge des kleinen Fahrers, was bedeutet, dass man mit spätestens elf oder zwölf Jahren aus dem hier vorgestellten mittleren „Rennfrosch“ herausgewachsen ist.
Altersgerechte Ausstattung
Damit bis dahin für Fahrspaß gesorgt ist, ist die Ausstattung robust und schlicht gehalten. Neungang-Kettenschaltung und Cantilever-Bremsen deuten darauf hin, dass dies kein reines Rennrad ist: Mit breiteren, profilierten Reifen geht es als Querfeldeinrad durch – bereit für eine anspruchsvolle, aber auch spielerische Disziplin, die Kindern durchaus Spaß macht. Mit 32er Kettenblatt und 12 bis 27 Zähnen hinten ist es durchaus aufs Gelände vorbereitet, außerdem zeigt das Frog ein Merkmal, das bis vor dem Siegeszug der Scheibenbremsen typisch für Crossräder war: die zusätzlichen Bremshebel am Lenker, umgangssprachlich „Froglegs“genannt, was aber nichts mit diesem Hersteller zu tun hat. Die Extrahebel ermöglichen es, die Hände dauerhaft am Oberlenker zu lassen, wodurch man so aufrecht sitzt, wie es dieses Rad eben zulässt. Außerdem ist in dieser Position die Bremswirkung am größten. Die Microshift-Schaltbremshebel sind auf kleine Hände zugeschnitten – „die“ deshalb, weil auch der linke Shifter verbaut ist. Mit einigem Aufwand könnte man das Rad also auch auf 2×9 Gänge umzurüsten. Praktisch an der vorliegenden Spezifikation sind die Kettenschutzscheiben, die ein Abspringen der Kette sowie das Einklemmen verhindern.
Unpassende Geometrie verdirbt den Rennradspaß auf dem Frog Road 67
So weit, so gut – Kopfzerbrechen bereitet freilich die Rahmengeometrie des britischen Kinder-Renners, an der besonders zwei Dinge auffallen. Zum einen ist das Steuerrohr extrem kurz; damit der Lenker hoch genug positioniert werden kann, stapeln sich gleich vier Spacer unterm Vorbau. Das sieht unschön aus und bedeutet zusammen mit dem nach oben orientierten Vorbau, dass man den Lenker höchstens absenken, aber nicht mehr anheben kann.
Punkt zwei und das deutlich größere Problem ist das extrem hoch positionierte Tretlager. Der Abstand zwischen der Mitte der Kurbelwelle und dem Erdboden beträgt ganze 275 mm – einen knappen Zentimeter mehr als bei einem ausgewogenen Erwachsenen-Rennrad mit 28-Zoll-Laufrädern. Denkt man sich nun noch Offroad-Reifen ans Frog, wandert das Tretlager noch einmal um einige Millimeter nach oben. Was das bedeutet, kann man sich leicht ausmalen: Bei optimaler Einstellung der Sattelhöhe sitzt das Kind weit über dem Boden; damit es diesen im Sitzen beidseitig mit dem Vorderfuß erreichen kann, muss der Sattel im Grunde so tief gestellt werden, dass der Kniewinkel beim Treten zu eng wird und die Kraftübertragung beeinträchtigt wird.
Noch einmal zum Vergleich: Bringt man bei Papas Rennrad mit 175-mm-Tretkurbeln diese in eine senkrechte Position, befindet sich die Spitze der unteren Kurbel etwa 9 cm über dem Boden. Beim Frog 67, das mit 130 mm langen Kinder-Kurbeln ausgestattet ist, beträgt dieser Abstand ganze 15,5 cm. Das Tretlager könnte also problemlos um 6 bis 7 cm abgesenkt werden, was sich auch positiv auf den Höhenunterschied zwischen Sattel und Lenker auswirken würde.
Kann ein Kinderrennrad überhaupt funktionieren?
So aber fragt man sich, ob es sinnvoll ist, ein junges Kind per Frog aufs Rennradfahren vorzubereiten. Wenn sich zur Gewöhnung an den Rennlenker eine insgesamt problematische Haltung auf dem Rad gesellt, könnte die Freude am Sportrad schnell vergehen. Angesichts des recht hohen Preises für das Frog ist man geneigt, den Nachwuchs lieber noch ein paar Jahre auf eines solides, gut konstruiertes Kinder-MTB zu setzen, das man für einen vergleichbaren Geldbetrag sogar auf 1×11-Schaltung umrüsten kann. Hier kann das Frog dann nur noch durch sein geringes Gewicht punkten: 8,8 Kilo mit Pedalen sind ein wirklich guter Wert. Schade, dass das optisch ansprechende Rad dort, wo’s drauf ankommt, solche Schwächen zeigt.