Allgemein / Spektrum: Wir blicken auf die Geschichte und Entwicklung von M1 Sporttechnik – der Hersteller aus Oberbayern ist seit seiner Gründung Anfang der 90er an der Speerspitze der Bike-Technik. Die Gründe dafür reichen jedoch weit zurück – und haben mit Skiern, mit Surfbrettern und Traktorverdecken zu tun.
Der Name M1 Sporttechnik dürfte dem fahrradaffinen Leser sicherlich ein Begriff sein. Im Jahr 2019 steht dieser fast stellvertretend für Hightech, für Carbon und nicht zuletzt für die derzeit wohl kräftigsten Serien E-Bikes auf dem Markt. Den wenigsten dürfte jedoch bewusst sein, dass M1 unter dem Dach eines wesentlich größeren, international agierenden Konzerns zuhause ist. Wer nun jedoch ein unübersichtliches Geflecht aus kryptischen Holdings in der Hand kapitalgetriebener Investoren erwartet – wie es bei so manch anderem Fahrradhersteller der Fall ist – dürfte positiv überrascht sein: M1 Sporttechnik gehört nämlich zur Fritzmeier Firmengruppe, die ebenfalls in Oberbayern zuhause ist, auf eine über 90-jährige Geschichte zurückblicken kann und wo bis heute die Gründerfamilie am Ruder steht.
Konsequent Hightech: Ski, Segelboot, Surfbrett – E-Bike?
Fritzmeier? Wo hab ich den Namen denn schon einmal gehört? Wintersportfans älterer Semester werden sich vielleicht erinnern: In den 70er Jahren gab es Skier unter diesem Namen. Auch Olympiasiegerin Rosi Mittermeier war einige Zeit darauf unterwegs. Das war Mitte der 70er – doch reicht die Geschichte des Traditionsunternehmens noch um einiges weiter zurück. Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens legt Georg Fritzmeier im Jahr 1926 im oberbayerischen Großhelfendorf im Südosten von München. Der Sattlermeister macht sich selbständig und beweist bereits wenige Jahre später seinen Geschäftssinn und ein feines Gespür für künftige Entwicklungen. Er konzentriert sich ab Anfang der 1930er Jahre auf die Sitzpolster von Traktoren – damals noch wenig verbreitet, sollten sich wenige Zeit später die Landwirtschaft entscheidend prägen. In den folgenden Jahren wurde das Portfolio von Fritzmeier um Planenverdecke für eben jene Traktoren erweitert. Da diese auch befestigt werden mussten, ist auch gleich der Überrollbügel dabei entstanden.
Mittlerweile hatte im Unternehmen Georg Fritzmeiers Sohn Rupert die Zügel in der Hand. Wie sein Vater agierte auch er mit viel Weitsicht und gründete 1971 Fritzmeier Composite als eigenen Unternehmensbereich. Rupert Fritzmeier war geradezu vernarrt in Kunststoffe und ihre Möglichkeiten: 1974 wurde hier der weltweit wohl erste Ski aus Vollkunststoff mit einlaminierter Stahlkante entwickelt. Jener Ski, den auch Rosi Mittermeier einige Jahre fuhr. Gleichzeitig wurden die Composite Materialien auch in eigenen Sport-Segelbooten (Dyas) verbaut und 1980 begann die Produktion von Surfbrettern unter dem Namen Mistral, auf denen niemand geringeres als Surf-Legende Robby Naish 15 WM-Titel einfuhr. Ungefähr zehn Jahre später wagte man sich bei Fritzmeier an den damals noch bahnbrechend neuen Werkstoff Carbon und gründete in diesem Zuge 1990 M1 Sporttechnik.
Vom Traktorsitz zum Hightech-Bike: Ein zeitlicher Abriss
1926 – Die Fritzmeier GmbH wird als Sattlerei gegründet
1970 – Produktion erster Segelboote
1971 – Gründung von Fitzmeier Composite GmbH
1975 – Erster Composite Ski überhaupt aus dem Hause Fritzmeier
1980 – Unter dem Namen Mistral werden Hightech Surfbretter produziert
1990 – Gründung von M1 Sporttechnik
1994 – M1 entwickelt den ersten Carbon Monocoque Rahmen, das Magma Red Hot
1998 – Gemeinsam mit Daimler wird das teilbare M1 Duo entwickelt
2010 – Erste Carbon E-Bikes gehen in Serie
2013 – M1 Sporttechnik bringt erste S-Pedelecs auf den Markt
2014 – Kooperation mit TQ Systems beginnt – Geburtsstunde des M1 Spitzing
2019 – Die nächste Entwicklungsstufe des stärksten R-Pedelecs der Welt: Das M1 Spitzing Evolution
M1 Sporttechnik – Kompromisslos Carbon
Fünf Jahre sollte es dauern, bis unter diesem Namen das weltweit erste im Monocoque Verfahren hergestellte Carbon Mountainbike das Licht der Welt erblickte. Das Magma Red Hot polarisierte bei seiner Markteinführung 1994 optisch wie technisch, ist heute jedoch ein absoluter Klassiker und ein fester Teil der modernen Fahrradgeschichte. Nicht nur der Rahmen selbst, auch die Anbauteile, insbesondere das Cockpit, schienen ihrer Zeit voraus zu sein. Vorbau und Lenker bestanden aus einer Einheit, es gab sogar eine Variante mit integriertem Tacho. Optisch vielleicht nicht ganz so elegant wie die modernen Carbon-Cockpits dieser Tage, der Grundgedanke erlebt jedoch seit ein, zwei Jahren ein Revival. Amüsantes Detail: M1 bewarb das Magma Red Hot damals mit dem Slogan Back to the Future.
https://www.youtube.com/watch?v=ZKckVb0k8cU
Der zweite Meilenstein der M1-Geschichte ist das M1 Duo. Entwickelt wurde es gemeinsam mit Daimler – das komplett in zwei Teile zerlegbare Rad sollte in den Kofferraum des damals brandneuen Mercedes SLK passen. Auch wenn Daimler nach einiger Zeit aus der Kooperation ausstieg, kam das Rad 1998 auf den Markt – und ja: Natürlich passte es in den kleinen Kofferraum moderner Sportwagen!
M1 E-Bikes: Vom teilbaren Rad bis zum Race-Pedelec
Im Jahr 2010 wurde nicht nur bei M1 Sporttechnik, sondern wohl in der gesamten Industrie ein neues Zeitalter eingeläutet und der endgültige Siegeszug der E-Bikes begann. Bei M1 kamen diese natürlich, wie sollte es auch anders sein, mit einem Carbonrahmen. Das war damals noch eine absolute Ausnahmeerscheinung. Mit dem 2013 erschienenen Secede E-Bike griff man dann eine 15 Jahre alte Idee auf: Wie das Duo von 1998 war das Secede nämlich komplett teilbar und ließ sich damit sehr einfach transportieren.
https://www.youtube.com/watch?v=L-nXiB8-ZOY
Im Jahr 2014 kam es dann schließlich zur Kooperation mit dem ebenfalls in Bayern ansässigen Motorenhersteller TQ Systems und es war die Geburtsstunde des auch bis heute wohl kräftigsten Serien E-Bikes überhaupt: Dem M1 Spitzing. In seiner R(=Racing) Variante liefert der Motor gewaltige 920W Leistung bei 120Nm Drehmoment. Geschwindigkeiten jenseits der 50km/h sind damit kein Problem und deshalb darf es im Bereich der StVZO auch nicht gefahren werden, sondern ist ein reines Sportprodukt. Natürlich ist das Rad auch als gewöhnliches S-Pedelec bis 45km/h oder als Pedelec mit maximal 25km/h erhältlich. Im Vorjahr hievte M1 sein Spitzing dann auf eine neue Entwicklungsstufe: Das Spitzing Evolution vereint die Power seines Vorgängers mit einem deutlich schlankeren Carbonrahmen mit integriertem Akku und einem neuen Hinterbau, der unsere Tester ins Schwärmen brachte.
Natürlich blieb auch beim Mutterkonzern Fritzmeier die Zeit nicht stehen: Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen über 2.000 Mitarbeiter in mehreren Ländern – an der Unternehmensspitze sitzt übrigens Georg Fritzmeier. Sohn von Kunststoff-Fan Rupert Fritzmeier und Enkel von Firmengründer Georg Fritzmeier.
Das aktuelle Portfolio von M1 Sporttechnik
Mittlerweile hat sich M1 Sporttechnik komplett dem Thema E-Performance verschrieben. Alle fünf derzeit erhältlichen Modelle setzen auf einen Mittelmotor – vier davon auf den kräftigen TQ Motor, beim Zell vertraut M1 auf den aktuellen Brose Antrieb. Wer den Artikel bis hierhin gelesen hat, dürfte ebenfalls wenig überrascht sein, dass alle aktuellen M1 E-Bikes einen Rahmen aus Carbon besitzen.
M1 Spitzing
Das Spitzing läutete bei seiner Markteinführung 2014 ein neues Zeitalter bei M1 Sporttechnik ein. Es war das erste Rad das aus der Kooperation mit TQ Motors hervorging und ist bis heute eines der kräftigsten E-Bikes auf dem Markt. Bis zu 120Nm Leistung bringt der Mittelmotor, dem dank des bis zu 1.050Wh großen Akkus auch während längerer Touren nicht die Puste ausgeht. Mit der Plus-Bereifung und 160mm Federweg können zudem auch bergab fordernde Trails unter die Räder genommen werden. Das Spitzing und das Spitzing Plus sind als Pedelec, S-Pedelec und R-Pedelec erhältlich, das Spitzing World Cup ausschließlich als R-Pedelec.
M1 Spitzing Evolution
Das im Vorjahr vorgestellte Spitzing Evolution bewahrt die Qualitäten und beeindruckenden technischen Daten des „Ur-Spitzing“, kommt aber mit einem komplett neu entwickelten Carbonrahmen samt integriertem Akku, der auch hier bis zu 1.050Wh fasst. Alle wichtigen Infos und ein ausführlicher Fahreindruck findet ihr in unserem Testbericht.
Das M1 Spitzing Evolution im Test: Unbändige Power – und mehr!
E-MTB / Test: Mit dem M1 Spitzing Evolution hatten wir ein ungewöhnliches und ausgesprochen spannendes E-MTB im Test. Mit TQ 120S Mittelmotor, Carbonrahmen und riesigem Akku hebt es sich von der Masse ab und macht vieles anders als die Konkurrenz. Ob die Rechnung aufgeht? Carbonrahmen mit TQ Motor Das „Ur“-Spitzing von M1 sorgte bei seiner […]
M1 Sterzing
Das Sterzing ist gewissermaßen das Hardtail- bzw. Tourenpendant zum Fully Spitzing. Die Rahmenform erinnert übrigens durchaus an das Magma Red Hot aus dem Jahr 1994 – auch hier zeigt sich: Die Oberbayern waren damals ihrer Zeit voraus. Mit seiner 130mm Gabel und breiter Bereifung ist das Sterzing übrigens auch für den einen oder anderen Trail gerüstet. Spannend: Die GT Variante kommt voll-ausgestattet mit Schutzblechen, Gepäckträger und Beleuchtungsanlage – das perfekte Pendler-Bike? Das Sterzing CC ist als Pedelec, als S-Pedelec und R-Pedelec erhältlich. Das für Alltag und Straße konzipierte Sterzing GT kommt ausschließlich als legale Pedelec- und S-Pedelec-Variante.
M1 Sterzing Evolution
Analog zum Spitzing bekam auch das Sterzing im letzten Jahr mit dem Sterzing Evolution eine Version mit im Rahmen integrierten Akku. Nicht geändert hat sich dabei die Trennung zwischen sportivem Sterzing Evolution CC für Tour und Trail und Sterzing Evolution GT für Alltag und Pendelstrecke.
M1 Zell
Das Zell fällt im Portfolio von M1 Sporttechnik ein wenig aus der Reihe. Mit seinem Brose Mittelmotor ist es nicht so stark wie seine TQ-Pendants, dafür jedoch ein gutes Stück leichter und auch nicht ganz so hochpreisig. Auch hier ist der Akku im Rahmen integriert – 497Wh fasst er in diesem Modell, womit der sparsame Brose Motor problemlos auch längere Ausfahrten bewältigt. Beide Varianten sind als Pedelec und als S-Pedelec erhältlich.