Produktnews / Test: Mit der TRP DH-R EVO präsentiert TRP den Nachfolger der Quadiem G-Spec. Der Gravity-Stopper wurde unter anderem mit Input von Downhill-Legende Aaron Gwin entwickelt und setzt nicht mehr ausschließlich auf die Abfahrts-Kundschaft ab, sondern hat auch die E-Mountainbiker im Visier.
Mit der TRP Quadiem G-Spec unternahm Tektro Racing Products – dafür steht TRP – den Schritt unter die High-End MTB-Bremsen für die fordernsten Abfahrtsdisziplinen. Tektro selbst dürfte vielen für ihre zuverlässigen, günstigen, aber insgesamt doch eher weniger kraftvollen Scheibenbremsen im Einstiegs-Segment bekannt sein. TRP hingegen werden vor allem Rennrad-, Cross- und Gravelbiker kennen: Früher machte man sich mit hochwertigen, leichten Felgenbremsen einen Namen, heute stellt man mit der TRP Spyre eine der besten mechanischen Scheibenbremsen her. Aber Downhill? Um die Ernsthaftigkeit dieses Unterfangens zu unterstreichen, holte man als Fahrer damals niemand geringeres als Gravity-Legende Aaron Gwin ins Boot, dessen Input zur bewährten Quadiem G-Spec auch zu deren Weiterentwicklung führte. Das Resultat: Die neue TRP DH-R EVO.
Seit 2016 ist die Uhr der Fahrradwelt jedoch nicht stehengeblieben. Vor allem der fortwährende Boom von E-MTBs, nun auch in den Abfahrtsdisziplinen, hat seine Spuren hinterlassen – auch bei den Komponenten. So ist es nicht allzu überraschend, dass TRP die neue DH-R EVO mit ihrer hohen Bremskraft nicht nur für Downhillracer und Freeride-Piloten, sondern auch für Trail-liebende E-Mountainbiker entwickelt hat. Stein des Anstoßes für die Neu-Konzeption der TRP Bremse waren die Bremsscheiben: Schon 2018 experimentierte der Hersteller mit 223 mm großen und 2,3 mm dicken (reguläre Scheiben haben ca. 1,8 mm) Bremsscheiben, um vor allem die die Entwicklung im E-MTB-Segment zu reagieren. Die Gravity-Athleten bei TRP bekamen Wind davon und wollten diese Scheiben auch an ihren Downhill-Boliden fahren. Damit war der Weg eingeschlagen, an dessen Ende nun die DH-R EVO steht.
Wie es in einem solchen Prozess nunmal ist, führt das Eine zum Anderen: Nach den Scheiben wurde auch an der Ergonomie der Bremshebel getüftelt, die Zusammensetzung der Beläge wurde optimiert, neue Öl-Mischungen getestet und schließlich sogar das interne Übersetzungsverhältnis der Bremse erhöht, um noch mehr Bremspower aus dem System zu kitzeln. Dem Ergebnis ist seine enge Verwandtschaft zur Vorgängerbremse anzusehen und entsprechend haben sich auch die grundlegenden Eigenheiten nicht verändert: Gebremst wird auch bei der DH-R EVO mit Mineralöl, natürlich vier Kolben und per Drehrad lässt sich die Hebelweite am Geber auf die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Wir konnten den neuen TRP-Anker bereits an einem Conway eWME Testbike auf die Probe stellen und sind – direkt vorweg – ziemlich angetan. Während uns der Vorgänger nicht immer zu überzeugen wusste, gerade in puncto maximaler Bremspower und Hebelergonomie musste man sich dort klar hinter den Top-Bremsen der Konkurrenz einsortieren, wurde für bei der DH-R EVO an den richtigen Stellschrauben gedreht. Die neuen Bremsscheiben mit mächtigen 223 mm Durchmesser sind optisch zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber unsere Mountainbiker-Augen haben sich auch an Kassettenritzel mit 50 Zähnen und mehr gewöhnt – was sind da schon ein paar Millimeter an der Bremsscheibe? Unser Gefühl sagt uns jedoch, dass sie einen wesentlichen Anteil an der enormen Bremskraft der neuen TRP Downhill-Bremse haben – ja, richtig: Enorme Bremspower!
Diesbezüglich muss sich die Bremse beispielsweise mit der Magura MT7 messen, die in vielerlei Hinsicht momentan unser Benchmark für High-End Scheibenbremsen ist. Während die DH-R EVO bei den ersten Bremsungen hier noch ein klein wenig zurückliegt, blüht sie förmlich auf, sobald das System ein paar Bremsmanöver hinter sich hat und auf „Betriebstemperatur“ ist. Holla die Waldfee! Hier ist dann durchaus Fingerspitzengefühl beim Bremsen gefragt, um die Power auch auf den Trail zu bekommen. Positiv fiel uns ebenfalls auf, dass sich die Scheiben auch nach längeren Abfahrten wenig verzogen und schleiffrei blieben – das ist sicherlich auch der Dicke von 2,3 mm zuzuschreiben. Entsprechend hatten wir auch keine Probleme mit Fading.
Ein klarer Schritt nach vorn ist auch der neue Hebel. Durch kleine Bohrungen an der Spitze hat man mit und ohne Handschuhe guten Grip, auch bei Nässe. Durch die Hebelweiteneinstellung fanden wir auch eine komfortable Position für die Finger; man sollte jedoch beachten, dass der Hebel selbst recht lang ist und die gesamte Gebereinheit bei starkem Ziehen etwas flext. Wer also kurze 1-Finger-Hebel und knüppelharte Druckpunkte mag, sollte vor dem Kauf zunächst mal testen.