TEST: 10.000 Lumen sind eine Ansage gegen die Dunkelheit. Die Silva Spectra A macht die Nacht förmlich zum Tag. Das hat aber auch seinen Preis. Wir testen das ultrahelle System im Traileinsatz.
Test der Silva Spectra A – alle Infos & Daten zur Helmlampe im Überblick
800 Euro für eine Helmlampe ist eine Menge Geld! 10.000 Lumen Lichtstrom aber auch, und diese liefert die Spectra A von Silva. Damit sollte die Nacht fast schon zum Tag werden. Die ungewöhnliche Form der Lampe erinnert an einen plattgedrückten Würfel – wirkt aber durchaus ansprechend. Natürlich benötigen acht verbaute LEDs einen gewissen Platz. Das Design ermöglicht außerdem einen Kühlkörper direkt rückseitig der LEDs für eine sinnvolle Wärmeabfuhr. Zudem ist die Spectra A kein spezifisches Fahrradlicht, sondern wird als Multi-Aktivitäts-Licht verkauft. Demnach muss sie auch im Einsatz an einem Stirnband funktionieren – auch hier bietet das flache Design Vorteile. Dem Preis entsprechend ist die Spectra A sauber und hochwertig verarbeitet. Die Kabel sind dick, aber flexibel und der Akku ist mit 16,5 x 8 cm und einer Dicke von 2,5 cm ziemlich groß. Aber auch hier ist klar: 10.000 Lumen brauchen eine Menge Strom und der muss irgendwo untergebracht werden.
Nicht ganz durchdacht wirkt der Lieferumfang des Sets: Als Multi-Aktivitäts-Licht kommt die Spectra A nur mit Helmhalterung, kann also nur an einem Helm eingesetzt werden. Die im Set enthaltene Bluethooth-Fernbedienung kommt dagegen mit Armband – kann also nicht am Lenker montiert werden. Somit ist deren Einsatz beim Biken und in unserem Test eher ausgeschlossen, Silva bietet allerdings entsprechendes Zubehör an, auf das wir später eingehen. Für den Fall eines Schadens bietet Silva übrigens einen Reparaturservice an. Das möchte man bei dem hohen Anschaffungspreis der Spectra A auch erwarten.
Datenblatt
Leuchtstärke | 10.000 lm |
Leuchtmodi | 5 (10000 lm, 5000 lm, 2500 lm, 800 lm, 80 lm) |
Leuchtdauer | 3 h, 3:10 h, 3:30 h, 11 h, 80 h |
Ladezeit | 4 h |
Ladesteckeranschluss | Ladegerät 2 A |
Montagemöglichkeiten & Adapter | Helm |
Leistung Akku | 6700 mAh |
Ersatzakku | 200,00 € |
Fernbedienung | Ja, Bluetooth, Lenkerhalterung nicht enthalten |
Gewicht Lampe & Halterung | 244 g |
Gewicht Akku & Halterung | 538 g |
Kabellänge Lampe | 30 cm |
Kabellänge Akku | 60 cm |
Kabellänge Verlängerung | 93 cm |
StVZO Zulassung | Nein |
Farbtemperatur | 5700 K |
Preis | 800,00 € |
Lieferumfang
Die Spectra A kommt in einer robusten, wertigen Pappschachtel. Für eine Helmlampe in diesem Preissegment würde man allerdings erwarten, dass sie mit Aufbewahrungstasche kommt. Diese muss jedoch für 45 € nachgekauft werden, wenn man denn eine besitzen möchte. Aus ökologischen Gründen ist das sicher sinnvoll, denn nicht jeder braucht diese Tasche – unerwartet ist es dennoch. Zur Aufbewahrung eignet sich jedoch auch die Pappschachtel, in der sich folgender Lieferumfang befindet:
- Spectra A Helmlampe
- Helmhalterung
- 6700 mAh Akku
- Verlängerungskabel 93 cm
- Bluetooth-Fernbedienung
- Ladegerät 2A
- Internationale Adapter für Ladegerät
Zubehör & Erweiterung
Erweiterungsmöglichkeiten und Zubehör bietet Silva reichlich, günstig ist dies jedoch nicht. Zusätzliche Helmhalterungen gibt es für je 30 €, eine GoPro-Halterung bekommt man für 25 €. Ebenfalls 25 € kostet ein Set aus Lenkerhalterung für Lampe und Lenkerhalter für die Bluetooth-Fernbedienung. Warum zumindest die Halterung für die Fernbedienung nicht einzeln erhältlich ist, erschließt sich uns nicht. Eine für die Montage der Lampe am Lenker passende Akkuhalterung kostet 25 €. Wer ohne Rucksack fahren möchte, bekommt eine spezielle Weste mit Platz für zwei Akkus für 50 €. Ergänzend dazu gibt es für den besonders krassen Einsatz einen Double Battery Connector (25 €), um zwei Akkus gleichzeitig zu betreiben und sich damit das Umstecken zu ersparen. Außerdem ist für den Einsatz außerhalb des Bikesports ein Stirnband (40 €) erhältlich. Damit ist das Spectra-System äußerst vielseitig, der Geldbeutel dafür im Inhalt deutlich minimiert.
Test: Die Silva Spectra A im Einsatz
Montage und Befestigung
Die Helmhalterung der Spectra A ist groß. Auf unserem Testhelm (Uvex Finale) sitzt sie gut und stabil. Aufgrund ihrer Größe kann es bei anderen Helmformen möglicherweise zu Passproblemen kommen. Die abstehende Schiene, auf die man die Lampe aufsteckt, trägt zum Gesamtbild einer sehr großen Helmhalterung bei. Diese möchte man längerfristig lieber nicht auf dem Helm belassen. Wie schon erwähnt, wird die Spectra A auf ein Schienensystem aufgesteckt. Blind und über dem Kopf funktioniert das fast ausschließlich mit mindestens zwei Händen und erfordert etwas Übung. Hat man diese, funktioniert das Aufstecken intuitiv und leichtgängig. Der Mechanismus rastet sauber ein und die Lampe lässt sich ohne viel Kraftaufwand wieder abstecken. Dennoch sitzt sie fest und sicher in der Halterung.
Bedienung
Die Bedienung der Spectra A erfolgt über zwei große Tasten. Durch drücken der Plus-Taste schaltet sich die Helmlampe umgehend mit 2500 lm ein. Ausgeschaltet wird sie durch längeres Drücken der Minus-Taste. Der Prozess ist intuitiv, die Tasten schön groß, aber nur geringfügig haptisch abgesetzt. Letzteres trifft besonders auf die Minus-Taste zu – hier drückt man schon mal daneben. Mit Handschuhen verstärkt sich das Problem und erfordert etwas Übung. Ebenfalls problematisch kann die Montageposition der Lampe auf dem Helm sein: Befindet sich diese zu weit oben, so muss die Spectra A für die richtige Ausleuchtung des Trails weiter nach vorne gekippt werden. Dadurch verkleinert sich der Spalt zwischen LED-Gehäuse und Bedienelementen. Die Folge ist, dass letztere schlechter erreichbar sein können. Hier empfehlen wir, vor dem Kauf den Helm entsprechend zu analysieren.
Akku & Laufzeit
Silva beschreitet bei der Angabe der Leuchtdauer einen ehrlichen Weg und gibt diese für unterschiedliche Temperaturen an: Bei 20° C beträgt die Leuchtdauer mit vollen 10.000 lm Leistung etwa 3 h. Bei -5° C hingegen ist es nur 1 h. Für die zweite Stufe mit 5000 lm ergeben sich entsprechend die Werte 3:10 h und 1:30 h. Die niedrigeren Stufen mit 2500, 800 und 80 lm sind angeblich mit 3:30 h, 11h und 80 h nicht von den Temperaturunterschieden betroffen. Ein längerer, winterlicher Einsatz kann also nicht mit konsequent hoher Lichtleistung durchgeführt werden. Mit diesem Problem dürfte aber auch die Konkurrenz mehr oder weniger stark zu kämpfen haben. Und zugegeben: Bei Temperaturen über Null Grad macht ein Nightride mehr Spaß und mit jedem Grad steigt auch die Leuchtdauer der Spectra A. Fällt der Akkustand unter 10 %, so schaltet die Spectra A automatisch in einen Reservemodus, der mit 250 lm für 1 h leuchtet. Das ist eine durchaus sinnvolle Funktion, um noch mit Licht den Weg aus dem gröbsten Gelände zu finden, falls man mal den Akkustand aus dem Blick verlieren sollte.
Ist der Akku leer, so wird er mittels beiliegendem Spezialladegerät in 4 h geladen. Mit 18 V und 2 A Output hat es schon fast die Spezifikationen eines Notbook-Ladegerätes. Der spezielle Stecker von Silva beschränkt die Nutzung des Systems folglich auf sich selbst.
Gewicht & Traileinsatz
Fast 250 Gramm hoch über dem Kopf: Die machen sich bemerkbar. Ein deutliches Trägheitsmoment ist spürbar, wenn sich die Spectra A auf dem Helm befindet. Unsere Testfahrer hat das im Einsatz aber nicht wirklich gestört. Die beiden Taster zur Helligkeitsregelung haben sich mit Handschuhen nicht immer gleich finden und bedienen lassen. Testweise haben wir auch die Fernbedienung am Handgelenk ausprobiert: Der Griff zum Helm stellt sich aber während der fahr als sicherer heraus, obwohl sich die Spectra A über die Fernbedienung komfortabler regeln lässt. Das Gewicht des Akkus mit über einem halben Kilo ist in einem leichten Rucksack schon wahrnehmbar – das ist der Preis für die gigantische Leuchtstärke.
Das Lichtfeld der Spectra A
Hier ist einfach alles hell: Die Spectra A strahlt weitwinklig ab und beleuchtet auch die Randbereiche des Trails entsprechend stark. Der Lichtstrahl ist wenig gebündelt und mag im Vergleich zu anderen Helmlampen so wirken, als hätte er weniger Reichweite. Das rührt wie eingangs erwähnt daher, dass die Spectra A als universelle Helmlampe entworfen wurde. Entgegen dem Bikesport sind manch andere Sportarten nämlich weniger auf einen stark gerichteten Lichtstrahl angewiesen. Die Leuchtkraft bei voller Leistung mit 10.000 lm sorgt fast schon für tagähnliche Zustände auf dem Trail. Farben und Schattierungen sind klar und deutlich wie bei keiner anderen Helmlampe in unserem Test wahrnehmbar. So kann man sich sorglos in jeden noch so schnellen Trail stürzen, Gaps springen und bedenkenlos vollgas über jeden Kicker heizen.
Auch die niedrigeren Stufen mit 5000 und 2500 lm sind heller, als viele andere Helmlampen mit ihrer höchsten Leistungsstufe. Dementsprechend reichen diese für viele Abfahrten schon aus und schonen gleichzeitig den Akkustand. Die niedrigste Stufe mit 80 lm reicht zwar gerade so für langsame Uphills, strengt aber auf Dauer die Augen an. Besser fährt es sich mit 800 lm.
Der direkte Vergleich zwischen voller und minimaler Leistung bringt die Kameratechnik an ihre Grenzen: Der Helligkeitsunterschied ist so groß, dass die Kamera die geringste Helligkeitsstufe fast schwarz darstellt. Die 80 lm dieser Stufe sind aber gerade hell genug, um sie für einen gemütlichen Uphill einzusetzen.