Kosten-Check E-Bike-Fahren: Ist elektrisch Rad zu fahren ein teures Vergnügen oder eher preiswert? Velomotion rechnet nach und kommt zu dem Schluss: Nach der Anschaffung sind die Kosten überschaubar, und den Strom kann man ganz vernachlässigen.
Mobilität war schon immer ein teurer Spaß, und Besserung ist nicht in Sicht. Eher im Gegenteil: Laut einer Studie des Verkehrsclubs Deutschland e. V. aus dem Jahr 2020 wurden Bus und Bahn von 2010 bis 2018 um 79 % teurer; beim Autofahren gab’s ein Plus von 36 %. Und das E-Biken?
Erst einmal muss man feststellen: Elektroräder werden (wie alles andere auch) von Jahr zu Jahr teurer. Lag der Durchschnittspreis für ein E-Bike 2019 noch bei 2.200 Euro, waren es vier Jahre später bereits 2.950 Euro. Hier spielt es sicher auch eine Rolle, dass das Qualitätsbewusstsein der Verbraucher gestiegen ist und man heute stärker auf hochwertiges Material achtet. Aber auch das Aufkommen des Bike-Leasings hat diese Entwicklung begünstigt. Wenn mit Monatsraten im mittleren zweistelligen Bereich ein Premium-E-Bike finanziert werden kann, relativieren sich die hohen Anschaffungskosten, zumal die Leasing-Konditionen insgesamt deutlich attraktiver sind als beim Kfz. Und so wird eher zu einem hochwertigen Modell gegriffen.
Baumarkt-Bikes: Wer billig kauft, kauft zweimal
Wirkt sich das auf die Folgekosten aus? Klar ist: Wer sich ein Elektrorad aus dem Baumarkt zulegt oder auf fragwürdige China-Importe setzt, wird früher oder später Ärger mit primitiver Technik und mangelnder Ersatzteilversorgung haben – aber keinen kompetenten Ansprechpartner. Am Fachhandel oder den etablierten Versendern führt also kein Weg vorbei, denn die dort angebotenen Bikes basieren auf der Antriebs- und Fahrradtechnik namhafter Hersteller, sodass auch in den günstigen Preisbereichen hohe Qualität geboten wird. Beispiel Pegasus Ancura E7R HS: Für knapp 2.200 Euro bekommt man hier „Bosch Active Line“-Motor und Siebengang-Nabenschaltung.
Die laufenden Kosten sind bei einem günstigen E-Bike nicht anders gelagert als bei einem Premium-Modell bzw. einem unmotorisierten Fahrrad. Los geht’s mit einem jährlichen Check, der beim E-Bike rund 70 Euro kostet. Dabei werden sämtliche Bauteile kontrolliert und bei Bedarf kleinere Arbeiten wie das Zentrieren der Laufräder vorgenommen. Die Werkstatt checkt auch alle Verschleißteile und tauscht sie nach Absprache aus, was natürlich zusätzlich kostet. Für die Erneuerung der Bremsbeläge kann man 50-60 Euro veranschlagen, 40-50 Euro kostet die Montage einer neuen Kette (jeweils mit Material). Zwei neue Reifen zu montieren kostet rund 30 Euro zuzüglich der Kosten für die Reifen selbst – hochwertige Ausführungen sind ab 35 Euro pro Stück erhältlich.
Werkstattkosten sind auch nutzungsabhängig
Die aufgeführten Arbeiten summieren sich auf rund 200 Euro (plus Check); wie oft sie fällig werden, hängt stark von der Kilometerleistung und den individuellen Nutzungsbedingungen ab – Faktoren wie Witterung, Fahrweise und Bremsverhalten. In größeren Abständen müssen weitere Teile erneuert werden (Bremsscheiben, Zahnkranzkassette/Ritzel), sodass man pro Jahr mit Werkstattkosten um 200 Euro rechnen kann. Ein E-Bike mit Getriebeschaltung und Riemenantrieb dürfte in dieser Hinsicht günstiger sein, kostet aber in der Anschaffung mehr.
Wird bei jedem Wetter gefahren, leiden natürlich auch alle anderen Bauteile am Rad, Motor und Akku inbegriffen. Wer das E-Bike regulär kauft und eine lange Nutzung plant, könnte also gut daran tun, Rücklagen zu bilden – etwa für den Fall, dass der Akku das Ende seiner Lebenszeit erreicht. Neben der Zahl der Ladezyklen – bei aktuellen Akkus meist 1.000 komplette Ladevorgänge – ist auch das Alter der Batterie ausschlaggebend. Chemische Prozesse reduzieren ihre Kapazität nach und nach, und zwar unabhängig von der Nutzung; auch eine ungünstige Lagerung – etwa wenn der Akku im Winter dauerhaft draußen am Rad bleibt – schränkt die Lebensdauer ein. Nach sechs bis sieben Jahren ist die Akku-Kapazität dann so stark reduziert, dass keine sinnvollen Reichweiten mehr möglich sind.
Teuer: ein neuer Akku
Ob man dann noch Lust hat, in einen neuen Akku zu investieren, der je nach Bauart 600 bis 1.000 Euro kostet, hängt vom Gesamtzustand des e-Bikes ab. Dazu gehört auch der Motor, der üblicherweise auf eine Lebensdauer von 10.000 bis 20.000 Kilometer ausgelegt ist, wobei es stark auf die Nutzungsintensität ankommt. Ein Defekt am Motor bedeutet aber nicht das Ende des E-Bikes – längst gibt es Unternehmen, die sich auf die Reparatur des Antriebs spezialisiert haben. In dieser Hinsicht ist das E-Bike näher am Fahrrad als am Kraftfahrzeug: Reparieren lässt sich eigentlich alles, selbst der Rahmen kann theoretisch ausgetauscht werden. Und so sind der Nutzungsdauer kaum Grenzen gesetzt.
Kosten E-Bike: Minimale Stromkosten
Und wie sieht es mit den Verbrauchskosten aus? Dieser Faktor kann beim E-Bike-Fahren getrost vernachlässigt werden. Geht man von einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde aus, kostet es 30 Cent, einen 750-Wh-Akku voll aufzuladen. Im Schnitt kommt man damit 75 Kilometer weit – der Kilometerpreis liegt also unter einem halben Cent…
Fazit E-Bike-Kosten
Fassen wir zusammen: Einen Anschaffungspreis von 3.000 Euro sowie 200 Euro Werkstattkosten pro Jahr vorausgesetzt, fallen bei fünf Jahren Nutzungsdauer Gesamtkosten von 800 Euro pro Jahr an – plus Stromkosten von unter fünf Euro pro tausend Kilometer. Wird das E-Bike nach dieser Zeit weiterverkauft, reduzieren sich die jährlichen Kosten; der Erlös auf dem Second-Hand-Markt ist allerdings schwer einzuschätzen – realistisch sind um die 500 Euro.
Ziemlich transparent werden die Kosten des E-Bike-Fahrens übrigens beim Leasing. Die Verträge enthalten nämlich standardmäßig umfangreiche Versicherungs- und Serviceleistungen, wozu auch Inspektionen und Ersatzteile gehören. Mehr als die Monatsrate muss man also in keinem Fall zahlen, und bevor größere Reparaturen fällig werden, sind die drei Jahre der Leasingdauer um und das Bike kann zurückgegeben werden (oder man übernimmt es für einen Bruchteil des Neupreises). So ist E-Biken wirklich nicht teuer.