Radsport: Zur Zeit läuft in Oman mit der Oman-Tour das letzte der drei Februar-Rennen im Nahen Osten. Doch bis auf die Region hat das Rennen mit seinen Pendants in Dubai und Katar nur wenig gemein. Die Oman-Tour ist mit ihrem abwechslungsreichen und anspruchsvollen Profil viel mehr mit europäischen Etappenrennen wie Paris-Nizza oder Tirreno-Adriatico vergleichbar. Nach drei Etappen führt Edvald Boasson Hagen die Gesamtwertung an, alle Klassementfahrer sind vor der Härteprüfung morgen in Schlagdistanz, nur ein Australier enttäuscht.
Vier Sekunden trennen Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) an der Spitze der Gesamtwertung von seinem Verfolger Vincenzo Nibali (Astana) – weitere zwei Sekunden später lauert mit Greg van Avermaet (BMC) ein weiterer Kandidat auf den Gesamtsieg. Der bisherige Verlauf der Oman-Tour 2016 war zumeist so, wie man ihn angesichts des Formbarometers und der Etappenprofile erwarten konnte. Die Etappen der ersten beiden Tage bevorzugten mit ihrem welligen Profil mit kurzen, aber schwierigen Anstiegen kurz vor dem Ziel explosive Fahrer im Feld, die ein starkes Team im Rücken haben.
Den Auftakt entschied Bob Jungels (Etixx – Quick-Step) für sich. Der 23-jährige Neuzugang aus Luxemburg konnte sich im letzten Anstieg kurz vor dem Ziel in der reduzierten Spitzengruppe halten und seine Verfolger in der Abfahrt mit einem 2km langen Soloritt überraschen. Doch nur einen Tag später musste Jungels das Führungstrikot bereits wieder abtreten: Der 2,8km lange und durchschnittlich 6,5% steile Anstieg kurz vor Schluss zog dem Luxemburger den Zahn und er verlor viel Zeit. Am Ende gewann Edvald Boasson Hagen vor Nibali und van Avermaet: Der Norweger in Diensten von WorldTour-Neuling Dimension Data übernahm die Gesamtführung. An Tag drei wartete die einzige Chance für die Sprinter, die Alexander Kristoff (Katusha) ergriff und sich den Tagessieg sicherte.
Durchaus überraschend war die enttäuschende Leistung von Richie Porte (BMC). Der Australier hatte sich bei der Tour Down Under in eigentlich starker Verfassung gezeigt, kämpft in Oman jedoch bei jedem Anstieg und verlor bereits am ersten Tag mehr als drei Minuten auf die Spitze und auch in der Folge lief es kaum besser. Doch der 31-jährige lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: „Ich bin nicht überrascht, dass ich Probleme habe,“ gibt der BMC-Neuzugang zu. „Es ist ein schweres Rennen, es ist heiß und schnell. Ich bin hier aber mit keinerlei Ambitionen angereist, sondern will einfach nur etwas für meine Form tun […] Mein nächstes großes Ziel ist Paris-Nizza.“
Morgen wartet die Königsetappe: Auf dem Jabal Al Akhdhar (oder auch Green Mountain) wird wohl die Entscheidung um die Gesamtwertung fallen. 7,5km bei 10,7% bei den hohen Temperaturen in Oman werden ein echter Härtetest für die Fahrer und die Kletterer im Feld wie Vincenzo Nibali oder Domenico Pozzovivo (AG2R) werden die Karten auf den Tisch legen müssen. Entschieden ist also noch lange nichts.
Bester Deutscher ist übrigens Emanuel Buchmann vom Zweitdivisionär Bora-Argon 18 auf Rang 16 mit 40 Sekunden Rückstand auf Boasson Hagen an der Spitze. Mit einer guten Leistung am Green Mountain morgen könnte der amtierende deutsche Straßenmeister in der Gesamtwertung einen großen Sprung nach vorne machen.