Radsport: Julien Absalon schraubte beim UCI Mountainbike Weltcup presented by Shimano in Albstadt mit seinem Sieg seine Rekordmarke auf 30, Jolanda Neff flog mit Eleganz durchs Bullentäle zum dritten Weltcupsieg in Folge und 15000 Zuschauer sorgten am Sonntag im Bullentäle für eine großartige Kulisse.
Das Herren-Rennen in Albstadt, das war gewissermaßen eine Wiederholung von Nove Mesto. Die gleichen fünf Protagonisten auf dem Podium, die ersten Vier allerdings mit verteilten Rollen.
Das Duell an der Spitze hieß diesmal Nino Schurter (Scott-Odlo) gegen Julien Absalon (BMC Racing). Olympiasieger Jaroslav Kulhavy kommt mit den steilen, langen Anstiegen und auch mit den kurvenreichen Abfahrten nicht so gut zurecht und kämpfte dafür mit Florian Vogel um Rang drei.
Nachdem der Schweizer seinen Versucht mit seinem Landsmann Schurter und Weltmeister Absalon mitzugehen, in der dritten Runde abbrechen musste, setzte duellierten sich Absalon und Schurter. Die große Zuschauerkulisse erlebte ein packendes Duell, keiner der beiden Kontrahenten konnte aber einen entscheidenden Vorteil heraus fahren.
So kam es in der letzten Runde zum Showdown. Und zwar am letzten Anstieg. Julien Absalon wusste, dass er im Sprint die schlechteren Karten haben würde und griff mehrfach an. „Ich habe es probiert, aber ich habe ihn nicht von meinem Hinterrad bekommen“, schilderte Absalon. „Kurz vor dem höchsten Punkt ist er dann vorbei gesprintet.“
Schurter ging als Erster in die folgende, letzte Abfahrt und als er unten in den letzten Drop hinein fuhr, hatte er einige Sekunden Vorsprung. Der Drop ging gut, doch in der Schotterkurve danach, rutschte Schurter weg und stürzte. Das gab Absalon die Gelegenheit vorbei zu ziehen und mit elf Sekunden Vorsprung seinen 30. Weltcupsieg zu feiern.
„Ich habe in der Abfahrt viel riskiert, um dran zu bleiben und gehofft, dass Nino noch einen Fehler macht. So ist es gekommen. Ich bin sehr glücklich über diesen 30. Weltcupsieg, denn nach den gesundheitlichen Problemen im Frühjahr habe ich noch etwas Rückstand. Ich mag diesen Kurs in Albstadt einfach, er kommt mir entgegen“, kommentierte Absalon die Wiederholung seines Vorjahres-Sieges.
Nino Schurter musste fast über sich selber lachen, obschon ihn sein Knöchel schmerzte. „Das war ein dummer Sturz, aber so ist halt der Rennsport. Ich habe mich sehr gut gefühlt und hatte den Eindruck, dass ich der Stärkere war“, sagte Schurter.
Jaroslav Kulhavy, der Florian Vogel in der sechsten Runde überholt und sich Rang drei sichert, zeigt sich zufrieden mit seinem Rennen. „Der Kurs liegt mir nicht. Die Anstiege sind zu lang für mich und die Kurven nicht gut, weil mein Körperschwerpunkt zu hoch liegt. Deshalb bin ich damit sehr zufrieden“, meinte der tschechische Specialized-Fahrer.
Florian Vogel (Focus-XC) blieb, wie schon in Nove Mesto nur der vierte Platz, vor dem nächsten Schweizer Mathias Flückiger (Stöckli Pro Team) der in Tschechien auch schon Fünfter war.
Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) konnte seine Vorstellungen nicht in die Tat umsetzen und verfehlte einen Podiumsplatz als Achter deutlich. Mit einem besseren Start hätte es anders aussehen können, doch Fumic wurde in der Startphase eingeklemmt und musste sich einer Position jenseits der 20 erst langsam nach vorne kämpfen.
Allein 47 Sekunden verlor der Kirchheimer in der ersten von acht 4,2 Kilometer-Runden.
„Im Endeffekt bin ich mein Tempo gefahren. Ich habe mehr und mehr Leute geholt und habe versucht noch an die Top-Fünf ran zu kommen. Das hat leider nicht mehr gereicht. Mit dem schlechten Start war das heute das Maximum. Zufrieden sein kann ich damit aber eigentlich nicht“, so Fumic, der den Zielsprint um Rang sieben gegen den Schweizer Lukas Flückiger verlor und als Achter nach 34,36 Kilometer am Ende 2:53 Minuten Rückstand aufwies.
Moritz Milatz (Koch Engineering-Müsing) zeigte eine furiose Aufholjagd, die schließlich auf Rang 13 (+3:59) endete. Die war nötig geworden, weil sich der Freiburger zu Beginn gar nicht gut fühlte. „Ich habe heute Nacht schlecht geschlafen und war überhaupt nicht konzentriert, ganz benebelt. Der Biss hat am Anfang gefehlt“, erklärte Milatz. „Irgendwann ist die Konzentration dann gekommen und ich konnte gut aufholen. Die Beine waren in Ordnung. Das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen.“
Jolanda Neff fuhr bei den Damen zwei fulminante erste Runden. Die Stöckli-Pro-Fahrerin setzte sich bereits in der ersten Runde mit 30 Sekunden Vorsprung an die Spitze. Gefragt, ob sie so eine frühe Flucht geplant hätte, antworte sie mit einem Scherz.
„Wieso, ich habe doch die Startloop abgewartet. Nein, ich mag es, wenn ich meinen eigenen Speed fahren kann.“
Sie fliegt regelrecht durch den Kurs, baut ihren Vorsprung auf über eine Minute aus, bevor hinter ihr das Duo Catharine Pendrel (Luna Pro) und Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Multivan-Merida) zusammen arbeitete und den Rückstand immer mehr drückte.
„Ich bin halt meinen Speed gefahren, ohne ans Limit gehen zu müssen“, erklärte Neff, wie es zu ihrem souveränen Sieg kam.
„Ich bin sehr glücklich, dass es so gut gelaufen ist. Die vielen Zuschauer, darunter auch viele Freunde und Bekannte, das war cool und ich habe es genossen. Albstadt ist für mich ein besonderes Renne. Es ist gut organisiert und ich bin hier meinen ersten Elite-Weltcup gefahren und im letzten Jahr war ich Dritte“, kommentierte die 22-Jährige noch.
Sie gewinnt in 1:36:07 Stunden mit 28 Sekunden Vorsprung auf Gunn-Rita Dahle-Flesjaa, die das Finish gegen Weltmeisterin Catharine Pendrel um eine Sekunde gewinnen kann.
„Wir hatten beide einen schlechten Start, aber wir haben gut zusammengearbeitet“, erklärte Pendrel. „Jolanda war schon zu weit weg. Am letzten Anstieg habe ich versucht weg zu kommen, aber Gunn-Rita konnte mir folgen und ging auf der Wiese vorbei. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen und froh, dass der Abstand gegenüber Nove Mesto viel geringer ist“, kommentierte die Weltmeisterin.
Emily Batty (Trek Factory Racing) und Maja Wloszczowska (Kross Racing Team), die den Anschluss an Pendrel und Dahle-Flesjaa durch einen Ausklicken aus dem Pedal verloren hatte, komplettieren das Podium.
Aus deutscher Sicht gelang Helen Grobert (Ghost Factory Racing) noch eine Steigerung gegenüber ihrem neunten Rang in Nove Mesto. In ihren ersten Elite-Jahr fuhr sie ein großartiges Rennen, vor allem ein furioses Finish, das sie noch auf den sechsten Rang (+1:41) brachte.
Grobert positionierte sich zu Beginn zwischen Platz zehn und 15 und fuhr dann mit einem starken und stabilen Rhythmus gemeinsam mit Rebecca Henderson (Trek Factory Racing) an Sabine Spitz heran, die zu diesem Zeitpunkt auf Rang sieben lag.
Henderson und Grobert setzten sich von Spitz ab und in der letzten Runde blies Grobert noch mal zur Attacke. „Mein Bruder und mein Cousin haben mir das Signal gegeben“, berichtete die Freiburgerin.
Sie hängte nicht nur Henderson ab, sondern passierte auch noch Vize-Weltmeisterin Irina Kalentieva (Möbel Märki).
„Ich bin so überglücklich, dass ich meine Leistung von Nove Mesto bestätigen konnte und gezeigt habe, dass das keine Eintagsfliege war. Der Kurs hier ist so hart, da geht es immer Eins gegen Eins am Berg. Ich konnte mein Ding durchziehen, es ist einfach geil“, sprudelte es im Ziel aus Grobert heraus. Mit ihrem Ergebnis hat sie die Norm für die Olympischen Spiele in Rio bereits erfüllt
Sabine Spitz musste in der Schlussphase Tribut zollen. Sie wurde am Ende Elfte (+2:36). “Am Anfang war ich froh, dass ich ganz gut dabei war. Ansonsten sind natürlich die beiden Anstiege hammerhart, da geht es extrem an die Kondition. Und wenn man wie ich im Downhill schon schlechte Erfahrungen machen musste, hat man das schon auch im Hinterkopf“, erklärte Spitz.