Test: Was kommt heraus, wenn ein Hersteller mit großer Expertise im Bereich Cyclocross und Straße ein Gravel-Bike entwickelt? Zum Beispiel das Ridley X-Trail. Velomotion ist Probe gefahren.
Ridley ist hierzulande bekannt als Hersteller der Räder, die André Greipel verdammt schnell fortbewegen kann. In Belgien ist die Firma eine große Nummer, und durch die Erfolge des Teams Lotto-Soudal wächst die Bekanntheit auch international. Wie es sich für einen belgischen Hersteller gehört, hat Ridley traditionell auch Cyclocrosser im Programm. Mit dem X-Trail gehen die Produktentwickler nun neue Wege und präsentieren das erste Gravel-Bike. Diese Mischung aus Komfort-Rennrad und Cyclocrosser kommt zuletzt aus den USA nach Europa und findet bei verschiedenen Herstellern Aufnahme in die Produktpalette.
Das X-Trail beschreibt Ridley als Alleskönner: schnell auf der Straße, begeisternd im Gelände und solide beim täglichen Weg zur Arbeit. Basis ist ein Carbonrahmen, der in mattem Grauschwarz mit blauen Farbtupfern daher kommt. Während Oberrohr, Sitz- und Kettenstreben filigran wirken, sind der Steuerrohr-Bereich sowie Unter- und Sitzrohr eher massiv geraten. Die Leitungen sind vollständig in den Rahmen und die Carbongabel intgriert. An den Gabelscheiden und über den Ausfallenden am Hinterbau sind Gewinde versteckt, welche die Montage von Schutzblechen erlauben. Ein sinnvolles Detail, wenn man das Rad bei allen Jahreszeiten so nutzen möchte, wie es gedacht ist: im steten Wechsel zwischen asphaltierten Wegen und Off-Road-Passagen.
Probefahrt
Bei dem getesteten Modell handelte es sich um ein X-Trail C20 mit mechanischer Shimano Ultegra-Ausstattung und DT Swiss-Laufrädern mit Steckachsen. Diese waren mit Challenge GravelGrinder-Reifen in 38 Millimetern Breite bestückt. Sorgen vor steilen Anstiegen braucht man sich keine machen: Die Kassette mit 11-32 Zähnen macht zwar ein langes Schaltwerk notwendig, bietet aber entsprechende Reserven für Steigungen – auch auf Schotter. Bergab kann man es krachen lassen, die hydraulischen Scheibenbremsen RS805 von Shimano mit 160 Millimeter-Scheiben vorne und 140mm hinten verzögerten jederzeit sicher und perfekt dosierbar. Die Anbauteile stammen von 4ZA und machten einen soliden Eindruck.
Die Geometrie erschien aufrecht und entspannt, ließ aber ein Rennrad-Gefühl nicht vermissen. Auf der Straße ging es zügig voran, nicht zuletzt aufgrund der hohen Steifigkeitswerte und des verhältnismäßig geringen Gewichts. Und auf dem Testparcours der Eurobike konnte man bereits erahnen, wieviel Spaß das X-Trail abseits befestigter Wege bereit hält. Wer einen hochagilen Geländeflitzer sucht, wäre aber vermutlich mit einem der klassischen Cyclocrosser von Ridley besser bedient. Für Marathonisti, die auf der Straße eine angenehme Sitzposition schätzen und darauf auch bei Ausflügen auf Waldautobahnen und unbefestigten Wegen nicht verzichten wollen, ist das X-Trail ein treuer Begleiter. Es eröffnet neue Horizonte abseits der alltäglichen Routen, ist aber schnell genug, um auch als reine Straßenmaschine herzuhalten.
Ausstattungen und Preise
Ridley gelingt mit dem X-Trail tatsächlich ein Alleskönner. Ob man das eine Rad sucht, das alles kann, oder doch zwei Räder für unterschiedliche Einsatzgebiete, muss natürlich jeder für sich entscheiden – nicht zuletzt aus Kostengründen. Für die erste Variante wäre das X-Trail von Ridley eine gute Wahl.
Das X-Trail wird es in fünf verschiedenen Ausstattungen geben. Das Top-Modell X-Trail C10 mit Shimanos Ultegra DI2 und der hydraulischen Scheibenbremse RS805 kostet 4.699 Euro, die Einstiegsversion X-Trail C50 mit mechanischer Shimano 105 und TRP-Spyre-Bremsen 2.399 Euro. Das getestete X-Trail C20 kommt auf 3.499 Euro. Die Räder sind ab Anfang Dezember verfügbar.