Eurobike / Markt: E-Bike und sportiver Einsatz schließen sich inzwischen schon seit einiger Zeit nicht mehr kategorisch aus – dennoch: Auch bei modernen E-Bikes macht man sich wegen des hohen Systemgewichts durchaus ‚abhängig‘ vom integrierten Antrieb. Für all jene, die in manchen Situationen gerne etwas Motorunterstützung hätten, aber ihr Rad auch noch mit reiner Beinpower bewegen möchten, entwickelte der Tiroler Hersteller Vivax seinen innovativen Antrieb. Wir waren auf der Eurobike zu Besuch.
Die Idee
Die Idee hinter Vivax Assist war es, einen Antrieb zu entwickeln, der dem Fahrer oder der Fahrerin auf Knopfdruck eine temporäre Unterstützung bietet. Gründe dafür gibt es viele: Vielleicht, weil man eine Tour fahren möchte, die eigentlich 1000hm zu viel für den momentanen Leistungsstand hat. Vielleicht, weil man mit einer Gruppe unterwegs ist, deren Leistungsstand etwas höher ist als der eigene und man nicht der Bremsklotz sein möchte. Vielleicht auch, weil man eine Tour mit dem fitteren Partner zusammen bewältigen möchte.
Genau hier kommt Vivax Assist dann zum Einsatz. Auf Knopfdruck wird der im Sattelrohr sitzende Antrieb zugeschaltet, dessen Unterstützungsgrad in Abhängigkeit von der Trittfrequenz reguliert wird. Reicht die Kraft in den Beinen also nicht mehr aus, schaff ein einfacher Knopfdruck temporär Abhilfe. Ist der Anstieg bewältigt, wird die Unterstützung wieder per Knopfdruck deaktiviert und man hat wieder ein ‚ganz normales‘ Fahrrad – ohne Antrieb. Vivax spricht hier von einem Two-in-One Konzept.
Die Umsetzung
Diese Idee hinter Vivax Assist stellt ganz besondere Anforderungen an den Antrieb. Zum einen muss das Gewicht so gering wie möglich sein, damit das Treten mit reiner Beinkraft nicht elementar erschwert wird. Den Entwicklern in Tirol ist es auch tatsächlich gelungen, das Gewicht auf ein Rekordverdächtiges Niveau zu drücken: Der Antrieb wiegt inklusive eines 6Ah Akkus lediglich 1,8kg.
Eine weitere Anforderung war es, den Antrieb so zu entwickeln, dass der im ausgeschalteten Modus weder Schaden nimmt, noch zusätzlichen Widerstand erzeugt. Der Motor hat deshalb einen eingebauten Freilauf – ist der Antrieb deaktiviert, spürt man zu keinem Zeitpunkt, dass irgendwo ein Motor im System sitzt.
Zu guter Letzt spielt bei einem E-Bike natürlich auch die Optik immer eine Rolle und bei Vivax kann man mit Fug und Recht behaupten, dass kein anderes E-Bike optisch so unauffällig daherkommt. Der Motor verschwindet komplett im Sattelrohr, der Akku entweder in einer kompakten Satteltasche (MTB) oder sogar in einer Trinkflasche (RR). Auf den ersten (und auch zweiten) Blick ist ein Vivax Bike nicht als E-Bike zu identifizieren.
Die Eckdaten
Ein Blick auf die technischen Daten offenbart den besonderen Charakter eines Vivax-Assist-Bikes: Beide erhältlichen Akkus sind zwar sehr viel leichter (ab 850g!) und kompakter als die der Konkurrenz, fassen dafür aber mit 180Wh bzw. 270Wh auch wesentlich weniger Energie. Das zeigt: Dieser Antrieb ist nicht dafür gedacht, eine konstante Fahrunterstützung zu bieten, sondern lediglich dann, wenn er benötigt wird, zugeschaltet werden kann. Bei voller Unterstützung hält der kleine Akku 60 Minuten, der große immerhin 90 durch.
Der Antrieb selbst sitzt wie bereits erwähnt komplett im Sattelrohr und liefert 200 Watt Leistung. Bei der Bedieneinheit gibt es zwei Möglichkeiten: Die Standardvariante sitzt auf dem Lenker und zeigt per LED den Ladestand des Akkus und die Motorleistung an. Wer es lieber unauffällig mag, kann aber auch auf einen Funktaster zurückgreifen, der einfach im Lenkerende integriert wird und von hier das An- und Ausschalten des Antriebs ermöglicht.
Nachrüstset oder Komplettrad
Der Vivax Assist Antrieb kann in viele normale Fahrräder eingebaut werden. Der Motor wird hierbei in das Sattelrohr geschoben und mit einer Schraube fixiert. Die Bohrung hierfür muss natürlich erst noch gesetzt werden – deshalb muss der Einbau auch zwangsläufig von einem Vivax-Fachhändler durchgeführt werden. Ob ein Rad Vivax-Assist kompatibel ist, hängt von mehreren Kriterien ab:
- Rahmenmaterial Alu oder Stahl (Carbon nur bei Vivax-Spezialrahmen)
- gerades, durchgehendes Sattelrohr (Innendurchmesser 30,9mm oder 31,6mm)
- Sattelrohr zentrisch auf dem Tretlager
- Shimano Hollowtech II Kurbel
Wessen Rad diese Kriterien nicht erfüllt oder wer aus anderen Gründen lieber auf ein bereits für den Antrieb vorbereitetes Modell zurückgreift, der wird bei Vivax in fast jeder Kategorie fündig. Vom MTB-Fully über Hardtails, Trekkingbikes bis hin zum Straßenrenner aus Carbon gibt es in fast jeder Kategorie ein passendes Rad. Per Onlinekonfigurator kann auf der Vivax-Webseite das Wunschrad zusammengestellt werden.