Test: Mit der Marke Storck verbindet man hauptsächlich leichte Carbon-Boliden mit entsprechendem Preisschild. Mit dem Zero2Seven und dem Zero2Nine hat die Marke aus Idstein aber nun ein 27,5“ bzw. 29“ Alu-Hardtail für den kleineren Geldbeutel im Portfolio. Der leichte Alu-Rahmen kommt mit einer Ausstattungsvariante, die mit 1.799€ zu Buche schlägt. Für den Test waren wir mit der 27,5“ Version in der Größe Large im Bayerischen Wald und im Brixental in Tirol unterwegs und konnten uns ein sehr gutes Bild von dem Bike machen.
Storck Zero2Seven G1: Der Rahmen
Optisch gesehen ist der Storck Rahmen auf jeden Fall ein Highlight: Die verschliffenen Schweißnähte und die Formen der Rahmenrohre in Kombination mit dem hochwertigen weißen Lack und der dezenten Rahmenaufschrift lassen den Rahmen hochwertig wirken. In dieser von Carbon-Rahmen beherrschten Nische ist der Storck Rahmen mal wieder ein gutes Beispiel, dass man auch mit dem Material Aluminium schöne und leichte Rahmen (ab 1500g) bauen kann. Moderne Standards vermisst man auch nicht: Der Rahmen kommt mit einem Tapered Steuerohr, 160 mm Postmount-Bremsen-Aufnahme und 142×12 mm Steckachse. Die Kabel sind durchgehend außen am Rahmen verlegt. Dies ist zwar optisch nicht die feinste Lösung, aber dafür gibt’s auch kein Klappern und zudem wird die Wartung erleichtert. Die Rahmenkonstruktion wurde so ausgelegt, dass der Rahmen an entsprechenden Stellen wie Tretlager genügend Steifigkeit bietet, aber auch der Komfort zum Beispiel durch flexende Sitzstreben nicht zu kurz kommt.
Storck Zero2Seven G1: Geometrie
Grundsätzlich wurden die Geometrien der 27,5“ Version und der 29“ Version gemeinsam konzipiert, damit zielt das 27,5“ Bike auf kleinere Fahrer (150 cm-182 cm) und das 29“ Bike auf größere Fahrer (ab 173 cm) ab. Durch die Überschneidung bietet Storck Bikern zwischen 173 cm und 182 cm die Möglichkeit je nach Vorliebe zwischen den beiden Laufradgrößen zu wählen. Für jede Laufradgröße werden drei Größen (S,M,L) angeboten. Insgesamt ein durchaus stimmiges und logisches Größen-Konzept bei dem man sicherlich ein passendes Bike findet. Getestet wurde die 27,5“ Version in der Größe Large. Bei genauerer Betrachtung der Geometriedaten fällt auf, dass das Bike ein stark abfallendes Oberrohr besitzt – man spricht hier auch von Sloping. Das heßt, dass das Sattelrohr verglichen mit der Oberrohrlänge sehr kurz ausfällt. Damit gibt es ordentlich Beinfreiheit, Fahrer Fahrer mit langen Beinen müssen dadurch allerdings auf ziemlich lange Sattelstützen zurückgreifen. Für seine Klasse hat der Storck Rahmen einen recht langen Reach – damit können kürzere Vorbauten verbaut werden, die das Handling verbessern. Die Agilität könnte dadurch zwar minimal leiden, doch überwiegen hier die Vorteile klar. Puristen und Biker, die klassische Racegeometrien gewohnt sind, müssen sich daran wohl zuerst einmal gewöhnen. Lenkwinkel (70,5°) und Sitzwinkel (73°) sind hingegen typisch für diese Klasse. Besonders der steile Lenkwinkel hilft beim Klettern – wenn es jedoch zwischendurch sehr steil berg ab geht, könnten Überschlagsgefühle aufkommen.
Storck Zero2Seven G1: Ausstattung
Die Ausstattung des Storck Zero2Seven G1 muss sich nicht vor den Platzhirschen in dieser Preisklasse verstecken. Es werden durchwegs solide und qualitativ hochwertige Teile verbaut. Bei Schaltung und Bremse wird komplett auf eine 2×10 XT-Schaltung aus dem Hause Shimano gesetzt. Ein Zweifachantrieb mag zwar bei der derzeitigen Entwicklung etwas altmodisch wirken, aber dank der beiden Kettenblätter besitzt man eine große Bandbreite für fast jedes Einsatzgebiet. Bei den Laufrädern verzichtet man auf Experimente und setzt auf den bewährten DT Swiss 1700 Laufräder. Ergänzt wird das Ausstattungpaket noch mit einer Fox F32 Gabel mit 100 mm Federweg. Lenker, Vorbau und Sattelstütze wurden von Storck selbst gelabelt und machen ebenfalls einen sehr soliden Eindruck. Für den nötigen Grip sorgen Rocket Rons von Schwalbe mit 2,25“ Breite. Mit diesem Ausstattungspaket kommt das Storck Hardtail auf 11,31 kg, was schon sehr ordentlich ist, aber durch einfache Tuningmaßnahmen kann man für vergleichsweise wenig Geld noch das eine oder andere Gramm herausholen.
Storck Zero2Seven G1: Auf dem Trail
Mit dem Storck Hardtail waren wir im Brixental/Tirol und im Bayerischen Wald unterwegs. Durch die kompakte Sitzpostion fühlt man sich schnell wohl auf dem Bike, obwohl am Testrad ein für unseren Geschmack etwas langer Vorbau verbaut ist. Auf den ersten Metern spürt man gleich die Vorteile der 27,5“ Laufräder. Zum einen ist das Rad dadurch sehr wendig und außerdem kommt man spürbar schneller in Fahrt. Als große Fans von 29“ Laufrädern (zumindest bei derartigen Bikes) waren wir dann doch wieder überrascht wie viel Spaß ein „klassisches“ 27,5“ Hardtail machen kann. Allerdings bereiteten uns lange steile Anstiege im Brixental eher weniger Spaß. Mit der kleinstmöglichen Übersetzung von 28 Zähnen vorne und 36 Zähnen hinten an der Kassette ist das Zero2Seven doch eher länger übersetzt. Fitte Racer stört das nicht, aber Tourenfahrer werden wohl auf Dauer damit hadern.
Ansonsten bewegt sich das Storck im Uphill tadellos und das Vorderrad hebt auch bei steilsten Passagen kaum. Das Rahmen fühlt sich sehr steif an und jedes Watt wird gefühlt in Vortrieb verwandelt.
Steifigkeit alleine macht ein Bike jedoch nicht schnell und daher ist bei Hardtails auch der Komfort wichtig – schließlich will das harte Heck ein wenig abgedämpft werden. Storck setzt hier auf leicht flexende Sitzstreben und zusammen mit einer weit ausgezogenen Sattelstütze ergibt sich dadurch ein komfortabler Hinterbau, der feine Schläge absorbiert und somit den Fahrer schont. Storck ist hier eine gelungene Kombination aus Steifigkeit und Komfort gelungen. Zum Komfort gehört auch die Gabel. Die F32 mit 100 mm Federweg aus dem Hause Fox überzeugt wie immer und steckt auch heftigere Schläge klaglos weg. Stein- und Wurzelfelder meistert die Gabel ohne Murren und steht gut im Federweg. Weniger überzeugend war jedoch der Lockout-Hebel mit den drei verschiedenen Einstellmöglichkeiten: Immer wieder mussten wir den Zug nachziehen, damit die Rasterung richtig funktionierte.
Durch seine Agilität und die 2.25“ breiten Reifen machte das Zero2Seven auch beim Downhill jede Menge Laune. Es lässt sich leicht durch enge Kurven manövrieren und ist auch im ruppigeren Gelände keineswegs überfordert. Das Cockpit macht auf dem Trail ebenfalls einen guten Eindruck. XT Bremse und Shifter sind mit einer Schelle montiert und sorgen für ein aufgeräumtes Cockpit. Die XT Bremsen lassen sich gewohnt leicht mit einem Finger bedienen und bieten genug Standfestigkeit mit 180 mm Scheibe vorne und 160 mm hinten. Einzig mit den Storck Griffe wurden wir nicht warm, denn bei längeren Fahrten zeigten sie sich ziemlich unkomfortabel.
Storck Zero2Seven G1: Fazit
Storck hat beim seinem Einstiegs-Hardtail Zero2Seven G1 richtig gute Arbeit geleistet. Für 1799€ bekommt man ein gut ausgestattetes, leichtes Hardtail mit einem hochwertigen Rahmen. Die stimmige Größenpolitik mit 27,5“ und 29“ Laufrädern ermöglicht es eigentlich jedem das passende Bike nach seinen Vorlieben für sich zu finden. Egal ob Tourenbiker oder Racer, der am Anfang seiner Marathon bzw. Cross Country Karriere steht – das Einstiegs-Storck ist auf jeden Fall eine gute Wahl.