Radsport: Nach den beiden letzten spannenden Etappen überschlugen sich heute die Ereignisse bei der Tour de France. Thomas De Gendt (Lotto Soudal) gewann die Etappe aus einer Ausreißergruppe heraus, doch dies geriet völlig in den Hintergrund. Durch ein vermutlich von Zuschauern gestopptes Begleitmotorrad kamen Chris Froome (Sky), Bauke Mollema (Trek-Segafredo) und Richie Porte (BMC) zu Fall. Daraufhin brach der Fahrradrahmen von Chris Froome und er joggte den Berg mehrere Meter hinauf. Die offizielle Entscheidung der Jury wurde rund eine Stunde nach dem Zieleinlauf getroffen: Chris Froome bleibt in Gelb und bekommt die gleiche Zeit wie Richie Porte und Bauke Mollema.
Die Franzosen wollen den Sieg
Heute fand am französischen Nationalfeiertag die prestigeträchtige Etappe von Montpellier hinauf zum Mont Ventoux statt. Leider wurde dieser 12. Teilabschnitt der Tour de France im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht, denn auf Grund heftiger Windböen wurde die Strecke um einige Kilometer gekürzt. So sollte der Zielstrich bereits beim Chalet Reynard, rund sechs Kilometer vor dem eigentlich geplanten Finish, aufgemalt werden. Das änderte jedoch kaum etwas an der Schwierigkeit, denn der noch über neun Kilometer lange zu bewältigende Anstieg weißt eine durchschnittliche Steigung von über neun Prozent auf. Natürlich schlichen sich einige Franzosen mit in die Spitzengruppe des Tages, darunter auch Bryan Coquard und Sylvain Chavanel (beide Direct Energie), Cyril Lemoine (Cofidis) und Cyril Gautier (AG2R). Ebenfalls mit dabei: André Greipel (Lotto Soudal), Serge Pauwels und Daniel Teklehaimanot (beide Dimension Data). Durch den starken Wind und die beiden Berge vor dem Mont Ventoux flogen bereits vor dem Etappenfinale einige Fahrer zurück, darunter auch Warren Barguil (Giant-Alpecin) und Thibaut Pinot (FDJ). Zum Verzweifeln war die Etappe bis zum Fuße des Berges für Fabio Aru (Astana), denn er musste mindestens dreimal sein Arbeitsgerät wechseln.
Nairo Quintana versucht es mehrfach
Noch bevor es in den Schlussanstieg hineinging, attackierte der deutsche Sprinter André Greipel. Es wäre wie ein Märchen gewesen, wenn der Topsprinter heute diese Bergankunft gewinnen hätte können, doch kaum wurde es richtig steil, wurde er von seinen Kollegen wieder gestellt. Da er jedoch nur die Vorarbeit für seinen Teamkollegen Thomas De Gendt leisten wollte, ging sein Plan vorerst auf. De Gendt setzte sich nämlich zusammen mit Pauwels und Navarro von seinen Begleitern ab und dieses Trio fuhr nun dem vorgezogenen Ziel entgegen. Der Tagessieger sollte aus dieser Dreiergruppe kommen, denn der Vorsprung betrug noch wenige Kilometer vor dem Ziel über sechs Minuten. Derweil attackierte aus dem Feld der Favoriten heraus Alejandro Valverde. Der Spanier wollte den Weg für seinen Kapitän Nairo Quintana im wahrsten Sinne des Wortes ebnen. Drei Helfer von Chris Froome (Sky) fuhren die Lücke jedoch problemlos wieder zu. Auch die zweite und dritte Attacke verlief ergebnislos. Unter anderem Roman Kreuziger (Tinkoff) und Daniel Martin (Etixx-Quick Step) konnten längst nicht mehr folgen. Dafür war Nachwuchsfahrer Adam Yates (Orica-BikeExchange) noch immer in der rund zehnköpfigen Favoritengrupe vertreten.
Unfassbare Szenen auf den letzten Kilometern
Rund vier Kilometer vor dem Ziel attackierte Chris Froome im Gelben Trikot höchstpersönlich. Ohne aus dem Sattel zu gehen forcierte er das Tempo so sehr, dass nur noch sein ehemaliger Teamollege Richie Porte (BMC) und Nairo Quintana mithalten konnten. Als er erneut einen Angriff forcierte, musste auch Nairo Quintana (Movistar) abreissen lassen. Während De Gendt im Ziel Pauwels im Sprint um den Tagessieg keine Chance ließ, konnte Bauke Mollema (Trek-Segafredo) auf Froome und Porte aufschließen. Nairo Quintana verlor immer mehr Zeit und es schien so, als würde er die Tour de France heute bereits verlieren. Doch dann spielten sich unglaubliche Szenen ab. Ein Begleitmotorrad wurde plötzlich aprupt aufgehalten, so dass Porte, Mollema und Froome ihm direkt hinten drauf fuhren. Durch die Zuschauermassen und die fehlenden Absperrungen staute sich alles und es wurden einige Fahrer aufgehalten. Mollema stieg als erster Fahrer wieder auf das Rad und fuhr dem Ziel alleine entgegen, während das Rad von Froome kaputt ging und er mehrere Meter als Jogger zurücklegen musste. Er wechselte auf ein neutrales Rad vom Mavic-Begleitfahrzeug, bis er endlich eines vom Sky-Teamwagen erhielt. Bis dahin waren Mollema, Porte und auch die Gruppe um Quintana und Yates aber längst im Ziel. Dadurch wurde zunächst der junge Brite Adam Yates als neuer Träger des Gelben Trikots gewertet.
https://www.youtube.com/watch?v=oubVHVnALH4
Jury-Entscheidung: Chris Froome bleibt im Gelben Trikot
Laut dem offiziellen Twitter-Account von Chris Froome, wird er im Gelben Trikot bleiben. Die Jury scheint sich dazu entschieden zu haben, Chris Froome und Richie Porte mit der gleichen Zeit zu wertden wie Bauke Mollema. Der Niederländer fiel ebenfalls zu Boden, rappelte sich aber am schnellsten wieder auf. Die restlichen Zeiten bleiben angeblich bestehen. Rund eine Stunde hat diese Entscheidung gedauert, die für alle Beteiligten wohl die fairste aller möglichen Lösungen darstellen dürfte.
Awaiting jury decision… @LeTour #TDF
— Chris Froome (@chrisfroome) 14. Juli 2016
Still in the #YellowJersey #TDF
— Chris Froome (@chrisfroome) 14. Juli 2016
Tour de France Etappe #12 – Das Tagesergebnis
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Thomas De Gendt | Belgien | Lotto Soudal | 4:31:51 |
2. | Serge Pauwels | Belgien | Dimension Data | +0:02 |
3. | Daniel Navarro | Spanien | Cofidis | +0:14 |
4. | Stef Clement | Niederlande | IAM | +0:40 |
5. | Sylvain Chavanel | Frankreich | Direct Energie | +0:40 |
6. | Bert-Jan Lindeman | Niederlande | LottoNL-Jumbo | +2:52 |
7. | Daniel Teklehaimanot | Eritrea | Dimension Data | +3:13 |
8. | Sep Vanmarcke | Belgien | LottoNL-Jumbo | +3:26 |
9. | Chris Anker Sörensen | Dänemark | Fortuneo-Vital Concept | +4:23 |
10. | Bauke Mollema | Niederlande | Trek-Segafredo | +5:05 |
Tour de France Etappe #12 – Die Gesamtwertung
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Christopher Froome | Großbritannien | Sky | 57:11:33 |
2. | Adam Yates | Großbritannien | Orica-BikeExchange | +0:47 |
3. | Bauke Mollema | Niederlande | Trek-Segafredo | +0:56 |
4. | Nairo Quintana | Kolumbien | Movistar | +1:01 |
5. | Romain Bardet | Frankreich | Ag2r | +1:15 |
6. | Alejandro Valverde | Spanien | Movistar | +1:39 |
7. | Tejay Van Garderen | USA | BMC | +1:44 |
8. | Fabio Aru | Italien | Astana | +1:54 |
9. | Daniel Martin | Irlan | Etixx-Quick Step | +1:56 |
10. | Joaquim Rodriguez | Spanien | Katusha | +2:11 |