Scott Spark 720 Plus – Rahmen und Geometrie
Das Scott Spark stand lange Jahre lang für die Speerspitze des technisch möglichen im XC-Bereich. Das tut es zwar noch immer – schließlich fuhr Nino Schurter im letzten Jahr in Rio auf dem Scott Spark RC zu Olympiagold – doch hat man den Tellerrand des Sparks für das Modelljahr 2017 großzügig erweitert. Aus dem einstigen Cross Country Spezialisten wurde nun eine ganze MTB-Plattform, die von XC über Marathon bis zum Trailbike verschiedenste Möglichkeiten bietet.
Natürlich haben wir uns für unseren Test mit dem Scott Spark 720 Plus eines der Trailbikes vorgenommen – wie der Name bereits verrät ist die Modellvariante unter anderem mit Plusreifen ausgestattet. Doch zunächst einige Worte zu den grundlegenden technischen Daten: Der knallgelbe Rahmen unseres Testbikes besteht aus Aluminium und ist tadellos verarbeitet. Lackqualität, Zugführungen, Schweißnähte – alles ist durchdacht und auf einem durchweg extrem hohen Niveau.
120mm Federweg im Hinterbau treffen auf 130mm an der Front, mit Boost-Achsen ist man zudem gewappnet für die Zukunft und bekommt eine bessere Kettenlinie in Verbindung mit den breiten Plusreifen. Eine Eigenheit vieler Scott-MTBs ist das TwinLoc System, mit dem sich per Lenkerremote nicht nur wie bei anderen Systemen die Charakteristik der Druckstufe, sondern auch der Federweg selbst in drei Stufen verändern lässt – sowohl vorn wie hinten. Der neue Hebel ist zwar deutlich ergonomischer und kleiner als der Vorgänger, aber das System geht natürlich dennoch mit mehr Kabelgewirr und einem etwas volleren Lenker einher.
Geometrie Scott Spark 720 Plus
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 410 | 440 | 490 | 540 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 577 | 607 | 637 | 657 |
Steuerrohr (in mm) | 95 | 95 | 105 | 115 |
Kettenstrebe (in mm) | 438 | 438 | 438 | 438 |
Radstand (in mm) | 1128 | 1158 | 1189 | 1210 |
Lenkwinkel (in °) | 66.9 | 66.9 | 66.9 | 66.9 |
Sitzwinkel (in °) | 73.2 | 73.2 | 73.2 | 73.2 |
Reach (in mm) | 396 | 426 | 453 | 470 |
Stack (in mm) | 598 | 598 | 607 | 616 |
Die Geometrie des Scott Spark 720 Plus liegt im gesunden Mittelfeld unseres Tests. Man macht keine extremen, verrückten Dinge, setzt aber dennoch konsequent auf moderne Entwicklungen und Trends. So bekommt man einen flachen Lenk- und einen steilen Sitzwinkel, ein recht langer Reach und kurze Kettenstreben. Wir dürften also ein ausgewogenes Fahrverhalten im Up- und Downhill und eine insgesamt recht entspannte Sitzposition erwarten.
Scott Spark 720 Plus – Ausstattung
Rahmen | Spark Plus SL 6011 |
Federgabel | FOX 34 Float Performance |
Dämpfer | FOX NUDE Trunnion DPS |
Laufräder | Syncros 3.0 Plus |
Reifen VR | Maxxis Rekon+ 3C MaxxTerra 2.8 |
Reifen HR | Maxxis Rekon+ 3C MaxxSpeed |
Schaltwerk | SRAM GX1 |
Schalthebel | SRAM GX |
Kurbel | SRAM GX1 30t |
Umwerfer | ohne |
Bremse | Shimano M615 |
Bremsscheiben | Shimano RT64 180mm |
Sattelstütze | FOX Transfer Performance 125mm |
Sattel | Syncros XM 2.0 |
Vorbau | Syncros FL 2.0 |
Lenker | Syncros FL 1.5 mini Riser 12mm/760mm |
3.499€ kostet das Scott Spark 720 Plus – dafür bekommt man neben des hochwertigen Alurahmens eine insgesamt solide und durchdachte Ausstattung, die jedoch ohne viel Bling Bling und ohne große Highlights auskommen muss. Beim Antrieb entschied man sich für einen SRAM GX Antrieb mit einem Kettenblatt – sehr begrüßenswert bei einem Trailbike, vor allem auch, weil am Lenker wegen der TwinLoc Remote bereits genügend Hebel befestigt sind. Beim Kettenblatt fiel die Wahl auf 30 Zähne – angesichts des größten Ritzels von 42 Zähnen hinten und der doch ein wenig schwereren Plusreifen braucht es ganz schön Schmalz in den Beinen, um steile Anstiege nach oben zu kommen.
Das Fahrwerk von FOX bestehend aus dem speziell auf Rahmen und TwinLoc abgestimmtem NUDE Dämpfer im Heck und FOX 34 Float Performance Gabel mit 130mm an der Front ist dem Preis angemessen und macht einen zuverlässig guten Job. Die Bremsen kommen von Shimano – die M615 ist zwar eine eher günstige Variante aus der Deore-Gruppe, steht ihren teureren Pendants unserer Erfahrung nach aber kaum nach – von wenigen Gramm Mehrgewicht abgesehen.
Richtig hochwertig wird es bei der Variostütze: Die FOX Transfer zählt zu den besten derzeit erhältlichen Dropper Posts – vor allem die geringen Bedienkräfte und das sehr angenehme Feedback wissen hier zu überzeugen. Die Syncros Laufräder machen einen guten Eindruck. Zwar sind es keine ausgesprochenen Leichtgewichte, aber die Felgen sind schön breit und der Aufbau gleichmäßig und stabil.
Scott Spark 720 Plus – Auf dem Trail
Bei einem Spark aus dem Hause Scott erwartet man ja erst Mal ein flinkes Cross Country Rad. Das Modell, welches wir für den Test bekamen verwirrt Schubladen-Denker. Der Rahmen könnte auch ein Marathon Bike sein, die dicken Reifen weisen in eine ganz andere Richtung.
In knalligem Gelb mit schönen Details zeigt das Spark 720 Plus, dass es aus gutem Hause kommt. An der Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln. Lediglich das eine oder andere Teil hätten unserer Tester gerne an einem günstigeren Rad platziert gesehen. Das tut der Funktion aber durchaus keinen Abbruch, hier ist alles im grünen Bereich. Die 1×11 Schaltung ist für sportliche Biker ausreichend, man muss aber schon ordentlich ins Pedal treten um das Spark mit den fetten Reifen den Berg hoch zu treiben. Da wäre ein kleineres Kettenblatt vielleicht für viele die bessere Wahl gewesen. Dabei liefert das Spark 720 Plus gute Traktion. Die Sitzposition ist ausgewogen, das Rad fühlt sich recht handlich an, und das trotz dicker Walzen und wenig Luftdruck. Dazu trägt das Fahrwerk bei, welches nicht zu üppig ausfällt und auch nicht zu soft, sondern genau richtig abgestimmt ist. Anfangs sensibel genug, mit ausreichend Endproression. Zusätzlich lassen sich Front und Heck mit einem Hebel verstellen, Scott nennt das System, welches bei einigen Fullys zum Einsatz kommt, TwinLoc.
Dabei gibt es drei Stufen: Komplett offen, straffes SetUp (Vor allem das Heck wird ruhig gestellt) und fast vollständig blockiert. Das führte zu geteilten Ansichten bei den Testfahrten. Teils traf das System auf viel Gegenliebe, die Funktion ist auch gut spürbar und die Bedienung ist schnell verstanden. Andere empfanden es als unnötigen „Schnick-Schnack“ und fanden ein guter Hinterbau brauche so etwas nicht. Das Cockpit ist damit schon etwas vollgepackt. Es ist also Geschmackssache, ob man TwinLoc möchte oder nicht. Funktionieren tut es doch recht gut. Auch über jeden Zweifel erhaben sind Komponenten wie die Schaltung oder die Bremsen. Auch wenn man sich an einem Bike dieser Preisklasse mit Alurahmen mehr vorstellen kann als eine Sram GX oder eine recht günstige Shimano Bremse. Die Schaltung verrichtet ihren Dienst doch souverän und Bremsen bringen die Fuhre immer sicher zum Stehen. Die Fox Dropper Post erfüllt alle Erwartungen und gefällt uns. Auch die Laufräder mit Syncros Label, die von Formula kommen, sind kein Highlight aber optisch und technisch völlig in Ordnung und zuverlässig. Auch das insgesamt gute Cockpit kommt von Syncros, es würde mit ein paar Millimetern mehr Breite und dem einen oder anderen Hebel weniger noch mehr überzeugen. Ein wesentlicher Teil des Konzepts sind die Plus Reifen. Die Wahl ist auf Maxxis Rekon in verschiedenen Gummimischungen gefallen, was sich als gut erweist. Vorne weich für viel Grip, hinten härter, damit es gut rollt. Die 2.8er breite findet bei uns auch mehr Freunde als 3.0 oder noch breitere Varianten. Grip ist so immer vorhanden, und man lässt das Fahrwerk bergab gern arbeiten.