Radsport: Am Samstag startet in Düsseldorf die 104. Austragung der Tour de France. 198 Fahrer in 22 Teams kämpfen auf 21 Etappen um das Gelbe Trikot. Wer hat die besten Chancen auf den großen Triumph im Jahr 2017? Wir präsentieren unsere sieben Top-Favoriten.
Chris Froome (Sky) – Top-Favorit trotz mäßiger Vorbereitung
Der Brite Chris Froome hat bereits dreimal die Tour de France gewinnen können. 2013, 2015 und 2016 stand er auf dem Podium ganz oben. In allen drei Jahren gewann er zuvor das Critérium du Dauphiné. In dieser Saison enttäuschte Chris Froome. Beim Critérium du Dauphiné versuchte er auf der Schlussetappe alles. Am Ende kam er jedoch als großer Verlierer aus der einwöchigen Rundfahrt. Es genügte nur zu Rang vier. Auch bei der Tour de Romandie, der Volta a Catalunya und der Herald Sun Tour konnte er die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Schafft es Chris Froome, sich für die Tour de France noch in Topform zu bringen? Falls ja, geht der Gesamtsieg erneut nur über ihn. Die letzten Resultate lassen jedoch stark daran zweifeln.
Richie Porte (BMC) – Bleibt er endlich drei Wochen lang konstant?
Chris Froome wird es in diesem Jahr mit einigen Herausforderern zu tun bekommen. Ein ganz heißes Eisen im Feuer hat das Team BMC. Der Australier Richie Porte fährt in den Bergen und in den Zeitfahren schon seit einigen Jahren auf dem absolut höchsten Niveau. Doch bei den Grand Tours hat es noch zu keinem Top-Resultat gereicht. Das Problem von Richie Porte ist nämlich die Konstanz über drei Wochen. Oft hat er einen oder zwei schlechte Tage, nach denen er alle Hoffnungen auf eine gute Platzierung im Gesamtklassement begraben muss. Bei einwöchigen Rundfahrten ist er mit das Beste, was der Radsportzirkus der aktuellen Generation zu bieten hat. Er gewann in seiner Karriere unter anderem Paris-Nizza, die Volta a Catalunya, die Tour Down Under und die Tour de Romandie. Die letzten beiden genannten Rundfahrten sicherte sich Richie Porte in diesem Jahr. Beim Critérium du Dauphiné wurde er Zweiter und sah deutlich stärker aus als Chris Froome. Wenn Richie Porte endlich über drei Wochen konstant bleibt, kann er Chris Froome auch in Bestform angreifen.
Nairo Quintana (Movistar) – Mit dem Giro in den Beinen wird es schwer
Bei der Tour de France wurde Nairo Quintana zweimal Zweiter und einmal Dritter. Der ganz große Wurf ist ihm bei der Großen Schleife noch nicht gelungen, denn er scheiterte immer an Chris Froome. Den Giro d’Italia und die Vuelta a Espana konnte der Kolumbianer schon gewinnen. Dass es in diesem Jahr mit dem Sieg bei der Tour de France klappt, scheint unwahrscheinlich. Schließlich stand Nairo Quintana schon beim Giro d’Italia am Start und beendete diesen als Zweiter. Laut offiziellen Aussagen wird man bei Movistar aber dennoch voll und ganz auf ihn setzen. Hat er die Italienrundfahrt gut verkraftet, wird Nairo Quintana erneut das Podium anpeilen.
Alejandro Valverde (Movistar) – Edelhelfer & Ersatzkapitän
Oldie but Goldie: Alejandro Valverde wird einfach nicht müde. Der mittlerweile 37-jährige Spanier fährt erneut eine herausragende Saison. Er gewann unter anderem die Volta a Catalunya, die Baskenland-Rundfahrt und natürlich den Flèche Wallonne sowie Lüttich-Bastogne-Lüttich. Am Ende der Tour de France 2017 wird er dennoch nicht ganz oben stehen. Er hat bereits viele Rennen in den Beinen und ist als Edelhelfer und Ersatzkapitän von Nairo Quintana eingeplant. Bei einem perfekten Rennverlauf kann Alejandro Valverde aber auf Etappensiege fahren und vielleicht noch einmal die Top 10 in Der Gesamtwertung erreichen.
Alberto Contador (Trek-Segafredo) – noch einmal das Podium soll es sein
Bei Alberto Contador geht es seit einiger Zeit bergab. In der Saison 2017 konnte sich der Spanier jedoch wieder etwas fangen. Vier Rundfahrten beendete Alberto Contador in diesem Jahr als Zweiter. Er gilt sicherlich nicht mehr als einer der Top-Favoriten, doch das Podium scheint wieder möglich zu sein. Die wenigen Zeitfahr-Kilometer kommen ihm zugute, ebenso wie die steileren Anstiege. Zum Gesamtsieg wird es aber trotzdem nicht reichen. Das Podium wäre für Alberto Contador bei der Tour de France 2017 schon ein großer Erfolg.
Fabio Aru (Astana) – Wie stark ist der Italiener nach seiner Verletzung?
Auf Grund einer Knieverletzung musste Fabio Aru den Giro d’Italia absagen. Diese bittere Nachricht steckte der Italiener jedoch relativ gut weg. Die Konzentration wurde sofort auf die Tour de France gelegt. Wie stark Fabio Aru bei der Rundfahrt durch Frankreich sein wird, weiß vermutlich nicht mal er selbst. Es fehlen die Ergebnisse, an denen man sich orientieren könnte. Fakt ist, dass Fabio Aru in seinen jungen Jahren bereits einer der besten Rundfahrer im Peloton ist. Im Zeitfahren wird er an Boden verlieren, doch im Hochgebirge macht ihm kaum jemand etwas vor. Sollten einige Konkurrenten schwächeln und sich Aru rechtzeitig in Topform gefahren haben, dann kann ihm eine dicke Überraschung gelingen.
Romain Bardet (Ag2r) – Die ganze Hoffnung einer Nation
Die Franzosen warten seit Jahrzehnten auf einen weiteren Sieger aus ihrem Land. Es ist noch gar nicht lange her, da suchte man im Peloton vergeblich nach einem potentiellen Tour de France-Sieger. Mittlerweile gibt es durchaus ein paar Franzosen, denen ein Platz auf dem Podium zugerechnet werden könnte. Dazu gehört zweifelsohne Romain Bardet. Im letzten Jahr wurde er bereits Zweiter, doch das soll es noch nicht gewesen sein. Auch ihm kommen die wenigen Kilometer im Kampf gegen die Uhr entgegen. Seine Stärken liegen in den Bergen. Außerdem scheint er noch immer leicht unterschätzt zu werden. Sein Name ist für viele noch immer nicht so klangvoll wie Quintana, Froome oder Valverde. Doch da hinter nahezu allen genannten Favoriten Fragezeichen stehen, könnte die Tour de France 2017 vielleicht die Tour von Romain Bardet werden – und von den vielen französischen Fans am Straßenrand!