Radsport: Bei der Tour de France 2017 hat Simon Yates (Orica Scott) das Weiße Trikot gewonnen. Er verwies die Jungprofis Louis Meintjes (Dimension Data) und Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) auf die Plätze. Den dreien gehört die Zukunft. Gleichzeitig sind bei der 104. Austragung der Tour de France aber auch einige Profis zum letzten Mal im Rennbetrieb über die Champs-Elysées gefahren. Nächstes Jahr werden wir diese Fahrer bei der Tour de France nicht mehr sehen. Wir nehmen hochachtungsvoll Abschied von beeindruckenden Karrieren.
Thomas Voeckler: Der kleine Kämpfer gab Frankreich wieder Hoffnung
Es ist schon 13 Jahre her, als der junge Thomas Voeckler bei der Tour de France erstmals das Gelbe Trikot eroberte. Damals fuhr er für das kleine französische Team Brioches La Boulangère, welches jetzt Direct Energie heißt. Auf der fünften Etappe setzte sich Thomas Vockler als 25-jähriger zusammen mit einigen namhaften Profis aus dem Peloton ab. Der Tagessieg ging an Stuart O’Grady, doch Thomas Voeckler übernahm das Gelbe Trikot. Lance Armstrong hat seine Männer zurückgehalten, um in den darauffolgenden Tagen nicht so viel arbeiten zu müssen. Doch dieser kleine Franzose wehrte sich tapfer. Erst nach der 15. Etappe gab er das Führungstrikot wieder ab. Am Ende wurde er in der Gesamtwertung 18. Getoppt hat er dieses Resultat nur mit seinem vierten Platz im Jahr 2011. In der Saison darauf sicherte er sich die Bergwertung. Geliebt wurde Thomas Voeckler von den Fans wegen seiner kämpferischen Fahrweise. Nach den vielen Skandalen und einem großen Tief im französischen Radsport war er die Hoffnung einer neuen, starken Generation. Im Peloton selbst war er weniger beliebt, da er durch seine unkonventionelle Fahrweise in Ausreißergruppen oft den Rhythmus störte. Außerdem war er immer schwer wieder einzufangen. Nach 15 Teilnahmen an der Tour de France werden wir 2018 erstmals seit 2002 wieder eine Frankreich-Rundfahrt ohne Thomas Voeckler verfolgen. Zur Einordnung: Damals gewann Robbie McEwen vor Erik Zabel das Grüne Trikot und es standen noch Teams am Start wie ONCE, Kelme, Fassa Bortolo, Mapei und iBanesto.
Haimar Zubeldia: Heute feiert der Baske Abschied in der Heimat
Den jüngsten Radsportfans ist Haimar Zubeldia vielleicht gar kein Begriff mehr. Kein Wunder, denn in den vergangenen Jahren agierte der Baske lediglich als Helfer von starken Berg- und Klassementfahrern. Doch auch er selbst zählte einmal zu diesen. Schließlich fuhr Haimar Zubeldia in seiner langen Karriere fünfmal in die Top Ten der Tour de France. Seine besten Zeiten hatte er, als er für das baskische Team Euskaltel-Euskadi am Start stand. In den orangefarbenen Trikots mischten die starken Kletterer jede Bergetappe auf. Zusammen mit Iban Mayo, David Etxebarria, Roberto Laiseka und Samuel Sánchez bildete er eine starke Truppe, sobald es bergauf ging. Seinen einzigen Etappensieg bei der Tour de France konnte Haimar Zubeldia feiern, als er die Mannschaft verließ. Er wechselte zum Team Astana und gewann mit seinen Kollegen das Mannschaftszeitfahren bei der Tour de France 2009. Von seinen Kameraden wurde und wird Haimar Zubeldia als treuer Wegbegleiter geschätzt. Er hat Helferdienste verrichtet für Andreas Klöden, die Schleck-Brüder und Alberto Contador. Nach der heutigen Clasica San Sebastian wird Haimar Zubeldia seine Karriere beenden.
Alberto Contador: Der umstrittene Pistolero verbindet zwei Generationen
Es gibt wohl weltweit keinen Radsportfan, der den Namen Alberto Contador nicht kennt. Der Spanier hat es mit seine offensiven Fahrweise in den Bergen geschafft, viele Zuschauer zu seinen Fans zu machen. Seine erste Tour de France bestritt er im Jahr 2005, als Lance Armstrong seine letzte Tour de France gewann, Ivan Basso als Kronprinz bezeichnet wurde und Jan Ullrich seine letzte Frankreich-Rundfahrt als Dritter beendete. Als 22-jähriger spielte er jedoch keine bedeutende Rolle. Im Jahr darauf stand Contador – ebenso wie Ullrich und Basso – auf der Fuentes-Liste. Da sein Name im Laufe der Ermittlungen verschwand, kam er zwar ohne Strafe davon, verpasste aber die Tour de France 2006 dennoch. 2007 kam er dann zurück und triumphierte zum ersten Mal. Es folgten Siege 2009 und 2010, sowie Erfolge beim Giro und der Vuelta. El Pistolero schien nicht zu bremsen zu sein. Doch dann kam die Clenbuterol-Affäre. Alberto Contador wurden zahlreiche Siege aberkannt. Zwar gewann er nach seinem Comeback noch die Vuelta und den Giro, doch bei der Tour de France schaffte er es nicht mehr auf das Podium. Alberto Contador kann daher als sehr umstrittener, aber dennoch äußerst beliebter Radprofi bezeichnet werden. Nur Oleg Tinkow scheint ihn nicht zu mögen. Während der Tour de France bezeichnete sein ehemaliger Chef den Spanier als dumme, hinkende Ente. Den Radsportfans wird Alberto Contador fehlen. Zwar überlegt er aktuell noch, ob er ein weiteres Jahr fahren möchte, doch sein Team Trek-Segafredo plant wohl ohne den Madrilenen.