Radsport: Chris Froome ist seit Monaten kein Rennen mehr gefahren, aber dennoch bestimmt sein Name derzeit die Radsport-Welt. Am Rande der Tour Down Under traf sich Holger Gerska für den Deutschlandfunk zum Sportgespräch mit Nikias Arndt (Sunweb), Jasha Sütterlin (Movistar) und Robert Wagner (LottoNL-Jumbo). Alle drei fanden deutliche Wort zum Thema Chris Froome und Sky.
Sütterlin zieht Parallelen zwischen Froome und Wiggins
Radprofis haben es nicht einfach. Als wäre die Quälerei auf dem Rad nicht schon anstrengend genug, sehen sie sich ständigen Dopingvorwürfen ausgesetzt. Der Fall Chris Froome sorgt aktuell für Gesprächsstoff. Selbst während der Tour Down Under – ohne Chris Froome – ist der Brite Thema Nummer eins. UCI-Präsident Lappartient forderte Sky dazu auf, Froome zu suspendieren. Gleichzeitig gesteht er aber auch, dass er sie nicht dazu zwingen kann. Verständlich, dass die Protagonisten unzufrieden mit der aktuellen Situation sind. Vor allem die Tatsache, dass seit Monaten nichts unternommen wird, ärgert Jasha Sütterlin (Movistar).
Jasha Sütterlin:
„Denselben Fall gab’s ja schon mit Wiggins. Meiner Meinung nach sollte er halt gesperrt werden. Wir müssen jetzt alle irgendwie auf eine Bestätigung warten, aber nichts passiert.“
Wagner: „Ein Helfer wäre längst aus dem Verkehr gezogen worden“
Auch Robert Wagner (LottoNL-Jumbo) ärgert sich über die Wartezeit. Besonders die Tatsache, dass Sky und Chris Froome nun mit Anwälten versuchen, sich während dieser Zeit aus der ganzen Sache irgendwie herauszureden, schade dem Radsport. Außerdem vermutet der 34-Jährige, dass Chris Froome sehr wohl einen Bonus genießt, weil er ein Top-Fahrer und kein Helfer ist. Dabei hat Lappartient erst kürzlich versichert, dass es keine Sonderbehandlung für Froome geben würde.
Robert Wagner:
„Wie ich gelesen habe, wird jetzt alles versucht, um die hohen Werte zu erklären. In der Vergangenheit gab es mit Petacchi und Ulissi zwei vergleichbare Fälle mit niedrigeren Werten – und die wurden gesperrt. Es liegt jetzt an Sky und Froome, das zu erklären. Aber wenn er es nicht auf eine plausible Art und Weise erklären kann, dann gehört er gesperrt. Ob das jetzt ein Tour de France-Sieger ist oder ein Helfer, also mich interessiert das nicht. Ein Helfer wäre längst aus dem Verkehr gezogen worden.“
Der britische Tour-de-France-Sieger Chris Froome steht nach einer positiven Dopingprobe in der Kritik – darf aber vorerst noch fahren. Dazu @NikiasArndt, @JashaStterlin und @RobertWagner83 im Sportgespräch um 23:30 Uhr @DLF pic.twitter.com/pACsnZR0Z7
— Sport (@DLF_Sport) 21. Januar 2018
Arndt wünscht sich mehr Offenheit von Sky und Froome
Aktuell versuchen Chris Froome und Sky tatsächlich, den zu hohen Wert irgendwie zu begründen. Angeblich möchte Froome den hohen Wert mit einer Nierenfehlfunktion erklären. Nikias Arndt (Sunweb) findet zumindest keine Erklärung, wie ein solch hoher Wert zustande gekommen sein könnte. Dennoch wünscht er sich vom Team Sky, dass sie offener mit der Thematik umgehen und den Briten nicht starten lassen, bis die Sachlage geklärt ist. Gleiches forderte bereits Romain Bardet (AG2r) vor einigen Tagen.
Nikias Arndt:
„Ich weiß noch nicht mal, ob die selbst eine Idee haben. Genauso wie Journalisten momentan darüber spekulieren und diskutieren, tun wir das auch. Für mich ist es unerklärlich. Sie versuchen nun, das zu begründen. Ich hätte mir von Sky gewünscht, dass sie offener damit umgehen und ihn aus dem Verkehr ziehen. Es würde dem Radsport gut tun, wenn möglichst schnell eine Entscheidung steht.“
Enjoyed the cool down after a very hot stage 3! 💦 @tourdownunder
Pic. by @roosenboomphoto @mjstorer_au #recovery pic.twitter.com/KZ7akUSfnX— Nikias Arndt (@NikiasArndt) 20. Januar 2018
Hier könnt ihr das Sportgespräch des Deutschlandfunks mit den drei deutschen Radprofis hören.