Produktvorstellung: Kaum ein anderes Gefährt verkörpert Freiheit, Naturverbundenheit und Abenteuerlust so sehr und passend wie das Fahrrad. Zugegeben, in jüngster Vergangenheit ist diese etwas romantische Vorstellung ein wenig verloren gegangen. Der technische Fortschritt hat auch unser Fahrrad-leben erleichtert, dabei scheint jedoch zumindest teilweise auch diese Simplizität etwas auf der Strecke geblieben zu sein.
Anders sieht es jedoch in der Bikepacking-Szene aus: Ab auf’s Rad und raus in die Natur – wohin es einen auch verschlägt. Die nötigsten Utensilien sind in den Rahmentaschen verstaut, das transportable Dach überm Kopf ebenfalls. Back to the roots quasi. Dass sich dieser Ansatz aber keinesfalls im Gegensatz zu modernen Fahrrädern steht, zeigen Bikes wie das Salsa Woodsmoke. Hightech-Carbonrahmen, mächtige 29+ Reifen und eine durch und durch moderne Geometrie. Wir durften das stylische Rad aus den USA für einige Abenteuer entführen.
Unser Aufbau kam vom deutschen Importeur Cosmic Sports. Das Salsa Woodsmoke kam gut, vernünftig aber gleichzeitig robust ausgestattet, nicht nur bei den Komponenten, sondern auch bezüglich der Taschen und Anbauteile. Doch bleiben wir noch für einen Moment beim Rahmen des Woodsmoke. Dieser geht technisch wie optisch eigene Wege und hebt sich wohltuend von der Masse ab, auch wenn er sicherlich nicht jedem gefallen wird. Zunächst einmal ist es für ein Bikepacking Rad wie das Woodsmoke durchaus ungewöhnlich, dass er Rahmen aus Carbon besteht – zwar gibt es allgemein gesehen immer mehr Räder mit Rahmen aus Kohlefaser, doch gerade Reiseräder setzen hier meist auf eher klassische Materialien wie Aluminium oder gar Stahl.
Salsa Woodsmoke: Clever Carbon
Dass die Wahl diesbezüglich auf Carbon fiel, macht jedoch Sinn: Einerseits ist es deutlich widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen wie Wasser oder Schmutz. Andererseits dürften exotische Rahmenformen wie die des Woodsmoke mit herkömmlichen Materialien nur schwerlich umzusetzen sein. Lässt sich nämlich der Hauptrahmen noch am ehesten mit dem Wort „traditionell“ umschreiben, pfeift man beim Hinterbau auf etablierte Muster und schlägt einen anderen Pfad ein. Ketten- und Sitzstreben liegen dabei sehr nah zusammen und sich insgesamt nach oben gezogen. Technisch schlägt man so zwei Fliegen mit einer Klappe: Kettenschlagen wird fast gänzlich eliminiert und zudem lässt sich der Hinterbau so trotz der riesigen 29+ Bereifung schön kompakt halten. Die höchst eigenständige Optik gibt’s als Bonus obendrauf.
Entscheidet man sich für das Woodsmoke Frameset, hat man (fast) alle Möglichkeiten bezüglich des späteren Aufbaus. Bei den Laufrädern kann man sich zwischen B+, regulärem 29″ und riesigen 29+ Reifen bzw. Laufrädern entscheiden. Ähnliche Variabilität gibt’s beim Antrieb: Klassische Kettenschaltung, ob mit oder ohne Umwerfer und sogar ein Singlespeed-Aufbau ist dank der verschiebbaren Ausfallenden möglich.
Salsa Woodsmoke: Moderne Geometrie mit extrem kurzem Hinterbau
Noch ein paar Worte zur Geometrie. Ganz allgemein ist das Woodsmoke für Starr- und Federgabeln gleichermaßen ausgelegt. Bei einer Starrgabel empfiehlt Salsa als Einbauhöhe zwischen 480 und 505mm, bei den Federgabeln hat man je nach verwendeter Laufradgröße verschiedene Möglichkeiten. Bis zu 140mm Federweg darf es bei 27,5+ und 29″ sein, bei den breiten 29+ Reifen ist bei 120mm Schluss – was angesichts der zusätzlichen Dämpfung der Reifen jedoch auch ausreichen dürfte.
Drei unterschiedliche Laufradgrößen, unterschiedlich lange Gabeln, starr und gefedert – da wird schon klar, dass sich das Woodsmoke nicht unbedingt in einer starren Geometrietabelle fassen lässt. Die allgemeine Tendenz ist jedoch immer zu erkennen: Der Lenkwinkel bewegt sich für ein Hardtail bei eher flachen 67.5°, das Oberrohr ist ziemlich lang und die Kettenstreben sagenhaft kurz. Ist man mit 29″ Laufrädern unterwegs, kann man diese sogar auf 400mm verkürzen – damit dürfte das Woodsmoke zu den Rädern mit den derzeit kürzesten Streben am Markt gehören. So bekommt man trotz der riesigen Räder ein insgesamt kompaktes Rad, das sich auch trotz des langen Hauptrahmens nicht fährt wie ein Sattelschlepper auf zwei Rädern.
Unser Aufbau war wie bereits erwähnt nicht unbedingt edel, aber durchweg solide und sinnvoll ausgestattet. Die Rock Shox Yari an der Front hat 120mm, die genügend Platz bieten für die mächtigen WTB Ranger 3.0 Reifen auf breiten Whisky Parts Felgen. Unser Testbike kam ohne Umwerfer aus, die SRAM GX 11-fach Schaltung bietet aber für die meisten Bedürfnisse genügend Bandbreite. Lediglich wenn es ins alpine Gelände geht oder Steigungen jenseits der 25% warten, könnte es hier ein wenig knapp werden. Der einzige Kritikpunkt an unserem Testaufbau waren die SRAM Level T Bremsen, die zwar ausreichende Leistung bieten, aber recht schnell zum Faden neigen und bei längeren Abfahrten deshalb keine allzu großen Reserven in der Hinterhand haben.
Salsa Woodsmoke: Ausgestattet mit Revelate Designs Taschen
Zur „Vollausstattung“ an unserem Salsa Woodsmoke gehörten auch die entsprechenden Taschen. Die Rahmentasche kommt direkt von Salsa, die übrigen Verstaumöglichkeiten von den Bikepacking-Spezialisten Revelate Designs. Wie das eine oder andere Detail, das unscheinbare Logo und die gleichfarbigen Nähte an der Salsa Tasche jedoch verraten, wird auch diese von Revelate Designs gefertigt.
Zu Beginn brauchen Bikepacking-Einsteiger sicherlich ein paar Minuten, um mit den vielfältigen Taschen und deren Befestigungsmöglichkeiten klarzukommen. Die Rahmentasche wird wahrscheinlich den meisten direkt einleuchten. Öffnet man den robusten und wasserdichten Reißverschluss, kommt ein schön geordneter Innenraum zum Vorschein, in dem sich beispielsweise auch eine Flasche festzurren lässt und nicht einfach im Inneren hin- und herrutscht. Auch weitere Organisationsmöglichkeiten bieten viele Optionen.
Besonders clever ist das Terrapin System am Sattel: Dabei handelt es sich im Grunde genommen um eine Hülle, die am Sattel montiert wird und in der ihrerseits ein wasserdichter Packsack Platz findet und in Sekundenschnelle festgezurrt werden kann. Die Sweetroll Lenkertasche ist komplett wasserdicht und extrem robust: Versiegelte Nähte und zwei Rollöffnungen rechts und links geben schnellen Zugriff auf den Inhalt und schützen diesen gleichzeitig zuverlässig vor Wasser, Schlamm und ähnlichem.
https://www.youtube.com/watch?v=VD0K_uL9SJ4
Salsa Woodsmoke: First Ride
Wir waren vor dem ersten Aufsitzen durchaus skeptisch, wie es auf dem Salsa Woodsmoke vorwärts gehen würde. Die extrem großen Laufräder und die voluminösen Reifen schinden ganz schön Eindruck. Doch bereits nach wenigen Kurbelumdrehungen waren unsere Zweifel zerstreut – das Salsa geht zügig voran und fühlt sich keineswegs behäbig an; klar, kein Zweifel – es gibt zweifellos Räder, die spritziger zu Werke gehen, aber angesichts seiner Ausrichtung weiß das Woodsmoke hier positiv zu überraschen. Die Geometrie tut dabei ihr übriges. Der Radstand ist erfreulich kurz und das Rad lässt sich damit gut auch in etwas engeren Situationen um die Ecke zirkeln.
Der kurze Hinterbau gefällt also, hat jedoch in unserem Fall auch einen kleinen Nachteil: Um die Boost Nabe im Hinterbau unterzubringen, werden die Streben schon recht früh recht breit nach außen gezogen. Gerade Fahrer mit großen Füßen schleifen deshalb recht schnell mit dem Schuhwerk an den Streben. Ansonsten bieten die Ranger Reifen jede Menge Grip und lassen den Bikepacking Boliden auch in schwerem Gelände gemütlich und ohne größeres Murren dahinrollen. Auch Trails und schnellere Abfahrten sind möglich: Klar, hier sorgen die Taschen und das Gepäck darin für eine etwas erhöhte Geräuschkulisse, bleiben aber zuverlässig an Ort und Stelle. Die Federgabel gibt zusätzlich Sicherheit.
Insgesamt bereitete uns das Hightech Bikepacking Rad jede Menge Freude und erwies sich als großartiger Allrounder. Ist man ohne Taschen unterwegs, macht sich das Woodsmoke auch als Trail-Hardtail hervorragend und dürfte damit viele unterschiedliche Einsatzbereiche abdecken. Leider ist das Rad mit seiner eigenwilligen Optik nicht ganz günstig: Das Rahmenset schlägt mit 1.999€ zu Buche.