Test: Im Direktvertrieb liefert Stella seine E-Bikes aus – derzeit nur nach NRW. Das Stella Vicenza Superior Nero Steps macht mit dem innovativen Shimano-System auf sich aufmerksam; wer abseits vom Fachhandel wohnt, kann durchaus riskieren, sich einmal ein Rad vorbeibringen zu lassen.
Der niederländische E-Bike-Spezialist drängt mit einem innovativen Vertriebskonzept auf den Markt. Anstatt ein Händlernetz aufzubauen und in den Radshops mit anderen Marken zu konkurrieren, schickt Stella lieber seine Verkäufer im Lieferwagen direkt zum Kunden. Der kann nämlich eine unverbindliche Probefahrt buchen, mit dem Elektrorad dann ein paar Runden auf heimischem Terrain drehen und sich umfassend einweisen lassen. Derzeit ist dieser Service allerdings auf Nordrhein-Westfalen beschränkt, ebenso das noch recht kleine Netz der Stella-Testcenter. Langfristig will die Marke freilich in ganz Deutschland präsent sein.
Stella Vicenza Superior Nero Steps: Di2-Harmonie
Gegen die alteingesessenen Marken bringt Stella Modelle wie das Stella Vicenza Superior Nero Steps auf – mit das teuerste Rad im Sortiment, ausgestattet mit Shimanos innovativem Steps Di2-Antrieb. Das Kürzel steht für eine elektronische Schaltungsansteuerung und eine auf Wunsch vollautomatische Schaltung, die mit Hilfe von Parametern wie Pedaldruck, Tretfrequenz und Geschwindigkeit den jeweils optimalen Gang auswählt. Dabei ist das System selbstlernend, wertet das Schaltverhalten des Nutzers im manuellen Modus aus und passt die Schaltautomatik entsprechend an.
Ebenfalls ein Merkmal von Di2 ist die Verzögerung des Gangwechsels bei zu hohem Pedaldruck. Das Getriebe schaltet in solchen Situationen erst, wenn die Kraft reduziert wird – in der Praxis bei senkrecht stehenden Tretkurbeln, was Reibung und Verschleiß in der Schaltnabe minimiert.
Der Shimano-Mittelmotor fügt sich unauffällig in den mattschwarzen Damenrahmen ein, zumal er antriebsseitig vom großflächigen Vollkettenschutz kaschiert wird. Dieser ist ein typisches Hollandrad-Merkmal, wie das Vicenza auch in Sachen Sitzposition dem klassischen niederländischen Tourenrad ähnelt. Aufrecht rollt man dahin, wobei eine Federgabel und eine gefederte Sattelstütze für ein gewisses Maß an Komfort sorgen. Praktisch ist der werkzeuglos verstellbare Lenker mit angenehmer Rückbiegung und gut geformten Ergogriffen. Ebenfalls an Bord sind transparenter Mantelschutz hinten sowie ein Rahmenschloss, dessen Schlüssel allerdings nur abgezogen werden kann, wenn das Rad abgeschlossen wird. Doch was sich an einfachen NL-Stadträdern bewährt haben mag, ist bei einem Rad dieser Preisklasse nicht mehr zeitgemäß.
Stella Vicenza Superior Nero Steps: Alltagstaugliche Reichweite trotz kleinem Akku
Mit 418-Wattstunden im Gepäckträgerakku ist der „Tank“ des Estella nicht gerade übermäßig groß, im Labortest reicht’s allerdings für 74 km in der Ebene und 18 km am Berg. Für ein Alltagsrad ist das durchaus akzeptabel; auch das nicht allzu große Drehmoment des Antriebs, das gerade beim Anfahren auffällt, lässt sich bei Stadtfahrten verschmerzen. Leider ist der Antrieb relativ geräuschvoll, was gerade bei geruhsamer Fahrt auffällt.
Zur angenehmen, kaum wahrnehmbar wirkenden Elektronikschaltung gesellen sich starke Shimano-Scheibenbremsen, gute Schwalbe-Reifen und eine insgesamt solide Ausstattung. All das hat sein Gewicht, nämlich genau 27 Kilo – deutlich weniger als die vom Hersteller versprochenen 22,7 Kilo. Einfach mal in den Keller tragen lässt sich das bequeme Rad damit nicht. Mit knapp 3.200 Euro ist das Stella-Bike im übrigen nicht billiger als Steps-Modelle aus dem Fachhandel – aber unverbindlich ausprobieren kann man’s ja mal.