Produktnews: Das Transition Scout Al Comp ist anders als man ein eher günstiges Alu-Fully mit 130 Millimetren Federweg einschätzen würde, so wird behauptet. Die Aussage kann ja sehr wohl stimmen, so haben wir doch in den letzten Jahren immer wieder erlebt, dass weder Werkstoff noch Federweg ein Rad ausreichend kategorisieren. Also haben wir uns angesehen, wo das Scout den Fahrer mit seiner mit Speed Balanced Geometrie hinführen will.
Transition ist eine der Firmen im Mountainbike Zirkus, die sich mit dem Zusatz „Rider-Owned“ schmücken dürfen. „Vor rund 16 Jahren hatten zwei Freunde die Idee sich selber Bikes zu bauen. Die Bikes sollten einfach Spaß machen, jedem Spaß machen, egal was er für ein Biker war….“ So, oder so ähnlich hat alles angefangen. Die Firma sitzt im nordwestlichsten Eck der USA, kurz vor der Kanadischen Grenze. Die perfekte Gegend, um gute Bikes auf fordernden Trails zu fahren, wobei wiederum gute Radfahrer entstehen. Ihr „Speed Balanced Geometrie“ Konzept macht neugierig und man darf davon ausgehen, dass ein Transition Aluminium Fully mit 130mm Federweg am Heck kein so braves Tourenfully ist wie bei manch einer anderen Marke.
Wir haben uns das Transition Scout Al Comp für einen Test ausgeliehen. Als wir morgens los wollten Lag Schnee auf den Trails. Keine gute Voraussetzung für einen aussagekräftigen Test. Vorstellen wollen wir das interessante Bike trotzdem. Ein wesentliches Merkmal eines Mountainbikes ist immer dessen Geometrie. Sie bestimmt das Konzept und das über Preisklassen und Ausstattungsvarianten hinaus.
Vor ca. zwei Jahren erblickten diverse Transition Modelle das Licht der Welt, die mit dem GiddyUp 2.0 Federungssystem entwickelt wurden. Neues Design, neue Rahmenform, neue Kinematik und darauf angepasste Dämpfer – all das als Ergebnis der neuen Art von Rahmengeometrie.
Transition Speed Balanced Geometrie – Neuausrichtung der Rahmengeometrie mit einem ganzheitlichen Ansatz?
Aktuelle Trail-Bikes haben einen langen Reach und einen flachen Lenkwinkel. Das bietet dem Fahrer mehr Freiraum auf dem Bike, allerdings macht eine zu lange Geometrie das Bike schwieriger zu handlen. Flache Lenkwinkel sorgen für Laufruhe und gute Federgabel Performance. Gleichzeitig wird aber jedoch auch die Lenkung etwas fordernder und die Gewichtsverteilung wird unvorteilhaft. Kurze Vorbauten verbessern die Lenkkontrolle, verkürzen aber auch den effektiven Reach des Bikes.
Wenn man diese moderne Geometrie extrem ausreizt (langer Reach), heißt das, das Vorderrad ist sehr weit vor dem Fahrer und die Balance ist nicht mehr gegeben. Dadurch wird es auch immer schwieriger das Vorderrad anzuheben und auf dem Hinterrad zu fahren. Zudem wird das Handling eingeschränkt, eine längere Kettenstrebe würde das Problem wieder beheben, allerdings zu Lasten der Agilität des Bikes bei niedrigen Geschwindigkeiten in Kurven beispielsweise.
Transition hat dann herausgefunden, dass wenn man einen Rahmen mit langem Reach, kurzen Vorbau, flachem Lenkwinkel, einer Federgabel mit kürzerem Offset (Vorlauf) ausstattet, dies zu einem besseren Gleichgewicht auf dem Bike führt. Zudem bietet die Geo besseren Grip am Vorderrad, eine bessere Bremstraktion und intuitive Kurvenfahrten.
Speed Balanced Geometrie im Detail: 18 mm längerer Reach bei jeder Rahmengröße, 10 mm kürzerer Vorbau was zu einem effektiv 8 mm längerem Reach führt. Diese Änderungen gepaart mit einem steileren Sitzrohrwinkel führen dazu, dass das Körpergewicht mehr auf das Vorderrad übertragen wird. Außerdem wird dadurch die Tretposition (Fahrer muss nicht nach vorne rutschen) im Anstieg verbessert, der Fahrer benötigt keine Energie das Vorderrad auf dem Boden zu halten. Der Radstand ist ebenfalls länger geworden, dadurch hat der Rider mehr Platz bzw. Bewegungsraum auf dem Rad, was Sicherheit und Kontrolle bringt. Obwohl das Bike länger geworden ist, korrigiert das SBG Konzept die Nachteile (auch die gibt es) des langen Radstands und des flachen Lenkwinkels.
Geometrie Transition Scout
XS | SM | MD | LG | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 355 | 380 | 410 | 450 | 495 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 547 | 575 | 603 | 632 | 660 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 110 | 120 | 130 | 140 |
Kettenstrebe (in mm) | 425 | 425 | 425 | 425 | 425 |
Radstand (in mm) | 1131 | 1160 | 1189 | 1218 | 1247 |
Lenkwinkel (in °) | 65 | 65 | 65 | 65 | 65 |
Sitzwinkel (in °) | 76.6 | 76.1 | 75.5 | 75 | 74.6 |
Reach (in mm) | 400 | 425 | 450 | 475 | 500 |
Stack (in mm) | 589 | 598 | 607 | 617 | 626 |
Die Speed Balanced Geometry stellt sicher, dass das Rad agil bei geringen Geschwindigkeiten ist, eine gute Vorderad Traktion hat und für ein besseres Gleichgewicht auf dem Rad sorgt (steiles Terrain und bei hohen Geschwindigkeiten). Wesentlich beim SBG Konzept ist der flache Lenkwinkel kombiniert mit einem kürzeren Vorlauf der Gabel, dadurch ist das Vorderrad nicht zu weit vom Fahrer entfernt. Die Gewichtsverteilung auf dem Bike soll besser sein, zudem soll die Lenkkontrolle deutlich profitieren.
Die Federgabelhersteller Fox und RockShox haben die Entwicklung mit Transition Bikes begleitet und liefern exklusiv die Federgabeln mit reduziertem Vorlauf für das SBG Konzept aus. Alle Bikes und Kits 2019 kommen mit den neuen Federgabeln.
Aktuell haben wir ein Transition Sentinel im Test. Wie wir die Speed Balanced Geometrie beurteilen erfahrt ihr also noch.
Transition Scout Al Comp – das sagt der Hersteller
Transition bezeichnet das Scout als ein Mittelklasse-Rad für jeden Fahrstil. Angeblich ein perfektes Trailbike, um ohne Bedenken technische Abfahrten zu nehmen. Versprochen wird: „Vielseitigkeit ist das, was dieses Bike am besten beschreibt. Die 130/150 mm Federwegskombination ist der sogenannte Sweet Spot, mit dem Sie Ihr Fahrverhalten ändern können, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, ob Sie zu wenig oder zu viel Fahrrad haben. Das Herzstück des Scout ist ein verspieltes Fahrrad, das es liebt, sich auf dem Trail zu bewegen und auch in die Luft zu fliegen. Aus diesem Grund hören wir immer wieder, dass dies eines der spaßigsten Räder ist, die wir je gebaut haben.“
Transition Scout Al Comp – die Keyfacts
Das Scout gibt es in zwei Farben (beige und blau) und fünf Größen. Die Größen reichen von XS bis XL, somit sollte praktisch jeder ein passendes Scout finden können. Zwei Ausstattungsvarianten stehen zur Verfügung. Wir haben uns die günstigere NX Variante für 3099 € angesehen, die teurere GX Version kostet 1100€ mehr. Die Geometrie und die Farbe und Qualität der Rahmen sind bei beiden Rädern exakt gleich. Somit ist auch die Geometrie exakt dieselbe.
Der Alurahmen kommt mit einer Syntace X12 Steckachse am Heck, Beim Tretlager vertraut man auf eine BSA Gewinde – gut so, denn darauf ist einfach Verlass. Auch die ISCG05 Aufnahme für Kettenführungen ist bewährt. Ein Zero Stack Steuersatz mit 44/56 verbindet Gabel und Steuerrohr. Die Bremsaufnahme am Heck ist eine 180er Postmount. Lagerung und Auslegung des Rahmens sind wie bei Transition eigentlich immer auf der stabilen Seite, das rechtfertigt die knapp über 4 Kilo Gewicht, für Rahmen mit Dämpfer.
Die Ausstattung beim NX Modell reicht aus, es gibt nichts, dem man nicht vernünftige Funktion attestieren könnte. Als Gabel verrichtet eine RockShox Revelation RC mit 150mm ihren Dienst. Das Pendant im Heck arbeitet ein RockShox Deluxe RT.
Das Cockpit liefert Race Face, die Teile der Kanadier sind eine sichere Bank. Ergonomisch sehr gut, solide, relativ leicht und bezahlbar. Beschleunigt und gebremst wird mit Sram. Die NX Schaltung mit 12 Gängen reicht für fast alles aus und die Level Bremsen sind meist auch ausreichend.
Recht solide sind die Laufräder mit WTB STi29 Felgen auf Novatech Naben. Die Maxxis Minion Reifen, die Kind Shox Teleskopstütze und der überaus bequeme WTB Silverado Sattel sind kleine Highlights.
Es gibt also an der Einstiegsvariante wenig zu nörgeln. Für geübte bzw. ambitionierte Fahrer würden wir aber zu GX Variante Raten. Die kommt nicht nur, wie der Name es sagt mit der Sram GX Schaltung sondern vor allem mit Fox 36 Gabel und Sram Guide 4-Kolben Bremsen. Somit auch mit einem spürbaren Performance Unterschied.