Radsport: Siebenmal hat Peter Sagan bei der Tour de France bereits das Grüne Trikot gewonnen. Kaum jemand zweifelt an seinem achten Triumph. Dennoch blicken wir auf seine drei größten Herausforderer und schätzen deren Chancen ein.
Wout van Aert: Ihm ist alles zuzutrauen
Dass Wout van Aert ein Ausnahmekönner ist, wussten wir bereits vor einigen Monaten. Nach der Corona-Pause hat er uns dies einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der belgische Crosser gewann nach Strade Bianche auch Mailand – Sanremo. Vielleicht ist er sogar der vielseitigste Profi im gesamten Peloton. Denn erfolgreich war er schon in Massensprints, in Einzelzeitfahren und bei leicht hügeligen Etappen. Eigentlich ist diese Vielseitigkeit genau das, was es braucht, um das Grüne Trikot gegen Peter Sagan gewinnen zu können. Doch neben allen positiven Aspekten kommen wir auch um einen negativen nicht herum. Wout van Aert fährt in einer Mannschaft, welche sich das Gelbe Trikot zum Ziel gesetzt hat. Diesem Wunsch wird alles untergeordnet. Und auch wenn Wout van Aert mit Tony Martin und Amund Jansen zwei Helfer an seiner Seite hat, setzt das niederländische Team seine Prioritäten eben anders. So werden wir den Belgier zwar sicher auch dabei beobachten können, wie er um Etappensiege kämpft und um Zwischenwertungen sprintet. Seine Hauptaufgabe wird aber dennoch sein, Primoz Roglic im Kampf um das Gelbe Trikot zu unterstützen.
Sam Bennett: Er hat das stärkste Team im Rücken
Hat sich ein Team in den vergangenen Jahren durch eine erstklassige Sprintvorbereitung ausgezeichnet, dann Deceuninck – Quick-Step. Die belgische Mannschaft hat schon Marcel Kittel, Fernando Gaviria uns Elia Viviani zu zahlreichen Etappensiegen bei wichtigen Rennen verholfen. Besonders wichtig: Anfahrer Michael Morkov. Auf diesen kann nun Sam Bennett bauen. Durch seinen Wechsel von Bora – hansgrohe zu Deceuninck – Quick-Step genießt der Ire eine ganz neue Wertschätzung innerhalb seiner Mannschaft. Und genau diese benötigt er auch, wenn er seinen Ex-Teamkollegen Peter Sagan bezwingen möchte. Sicher werden seine Teamkollegen auch für Julian Alaphilippe Arbeit verrichten müssen. Hauptaugenmerk bleiben jedoch die Etappensiege. Funktioniert der Zug wie gewohnt, kann Sam Bennett bei der Tour de France 2020 zum Seriensieger werden – und damit gefährlich für Peter Sagan.
Caleb Ewan: Gewinnt er wieder die meisten Sprints?
Drei Etappen hat Caleb Ewan im vergangenen Jahr bei der Tour de France gewonnen – mehr als jeder andere Sprinter. Damit hat der kleine Australier unter Beweis gestellt, dass er zu den absoluten Top-Sprintern im Peloton gehört. Etas enttäuschend jedoch war seine Performance im Vorjahr, so bald eine Etappe mit einigen Schwierigkeiten bestückt war. Hat Caleb Ewan daran gearbeitet, könnte er zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten um das Grüne Trikot aufgestiegen sein. Wie die Radsport-Kenner nämlich wissen, hat sich Caleb Ewan außerhalb der Tour de France durchaus als jemand gezeigt, der bei einer Autobahnbrücke nicht sofort distanziert werden kann. Im Gegenteil: Nicht selten konnte Caleb Ewan bei einwöchigen Rundfahrten kleine, giftige Anstiege mit seinem geringen Gewicht deutlich besser wegstecken, als seine schweren, größeren Sprinter-Kollegen. Gelingt ihm dies auch bei der Tour de France 2020, kann er Peter Sagan herausfordern.