Test: Aus seinem leichten E-Carbonrahmen baut der norditalienische Traditionshersteller ebenso ein Rennrad und ein Speedbike auf wie einen Graveller. Der ist solide aufgebaut und gefällt vor allem durch seine vergleichsweise große Reichweite. Wir haben das C.B.T. Italia Blade 99 für euch getestet.
Straßenrennräder mit E-Antrieb mögen noch selten sein, doch beim Gravelbike hat sich der Unterstützungsmotor längst durchgesetzt. Kein Wunder, ist man doch im Gelände häufig mit einem Tempo unterhalb von 25 km/h unterwegs; anders als beim Straßenrad dürfte der Antrieb also in vielen Fahrsituationen eingesetzt werden, nicht nur im Anstieg. Und da man zwar mit einem Gravelbike auf der Straße fahren kann, mit dem Rennrad aber nicht im Gelände, macht es ohnehin mehr Sinn, die Offroader unter Strom zu setzen.
Wobei C.B.T. Italia etwas anders vorgeht: Das Rahmen, auf dem das Blade 99 basiert, kann auch mit Shimano Ultegra geordert werden – statt des E-Gravellers hat man dann eine E-Rennmaschine. Dazu gibt es das flotte Pedelec mit „Flatbar“, also geradem Lenker, als sportliches Urban-Bike. Viel Auswahl also, doch die Schwalbe-Crossreifen und die Sram Apex 1×11 stehen dem E-Rahmen vielleicht am besten.
C.B.T. Italia Blade 99 mit vergleichsweise großem Akku
Dergestalt kurz vorgestellt, kann man sich den E-Graveller nun im Details anschauen. Besonders interessiert natürlich der Antrieb, den das traditionsreiche Unternehmen mitentwickelt hat. Es ist ein klassischer Nabenmotor, der optisch zwischen Ritzelpaket und Bremsscheibe verschwindet und damit einerseits am Sportrad kaum auffällt, andererseits aber die in diesem Segment sinnvolle Unterstützung liefert: kein furioses Drehmoment, sondern eher sanfter Extraschub am Berg und auf kräftezehrendem Untergrund.
Gespeist wird der Motor von einem gut ins Rahmendesign angepassten Akku, der U-förmig auf dem eigentlichen Unterrohr sitzt; an dessen unterem Ende fällt allerdings der deutliche Querschnittsprung auf. Der Hersteller gibt die Kapazität der Batterie mit 380 Wattstunden an und hebt die hohe Effizienz des Systems hervor, die faktisch zu einer um 50 Wh höheren Kapazität führen soll. Angesichts eines Fahrradgewichts um 13,5 Kilo kann man in jedem Fall von soliden Reichweiten ausgehen; nicht zu vergessen ist auch, dass vergleichbare Systeme wie der Mahle-Antrieb oder der Fazua-Mittelmotor gerade mal 250 Wattstunden im Tank haben.
Mit Tastenblock am Lenker und einem großen Display ist das Antriebssystem vollwertig ausgestattet; dazu kommt eine App, die es unter anderem erlaubt, die Unterstützungsleistung an die Herzfrequenz zu koppeln. So schiebt der Motor immer dann an, wenn es zu anstrengend wird. In der bergigen norditalienischen Heimat von C.B.T. Italia ist das sicher keine schlechte Idee – und nicht nur dort.
C.B.T. Italia Blade 99 – Klassische Optik, moderne Standards
Mit schlanker Gabel und waagerechtem Oberrohr wirkt der leichte Carbonrahmen des C.B.T. klassisch, ist aber mit eckigem Sitzrohr, tief angesetzten Streben und gelungener Innenverlegung aller Züge und Leitungen sehr modern. Auffällig ist der knappe Reifendurchlauf am Hinterbau – viel mehr als der in der Serie montierte 32er Vittoria dürfte nicht hindurchpassen, womit das Blade 99 eher Crosser als Gravelbike ist. Darauf deuten auch die sehr einfachen schmalen Reifen am Testrad hin. Immer eine gute Wahl ist die Apex 1 von Sram: Die günstigste 1×11-Gruppe des Anbieters ist zwar schwerer als ihre großen Geschwister, in Sachen Funktion von diesen aber nicht wirklich zu unterscheiden. C.B.T. Italia verzichtet auf ein integriertes Innenlager und montiert den Apex-Kurbelsatz klassisch per BSA-Lager – solider und wartungsärmer geht’s kaum. Deda-Anbauteile runden den E-Renner ab, der insgesamt solide und wertig erscheint.
So erscheinen die 4.490 Euro, die der Hersteller für das Blade 99 aufruft, insgesamt angemessen. Klar, C.B.T. Italia muss sich in der wachsenden Nische der E-Gravelbikes mit namhafteren Anbietern messen; gerade die großer Reichweite macht das Bike aus den Bergen jedoch attraktiv.