Vor wenigen Wochen präsentierte der Koblenzer Direktversender sein neues Gravel-Bike. Das Canyon Grizl wurde als der Gelände-orientierte Bruder des beliebten Grail Models vorgestellt und bietet mit seiner langen Geometrie und tollen Features eine spannende Plattformen für unterschiedliche Anforderungen.
Die Gravel Kategorie ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. Ob auf der Landstraße, im Wald oder der Innenstadt, überall kann man die sportlichen Räder mit dem gebogenem Lenker sehen. Auch viele Hersteller haben sich dementsprechend angepasst und haben das ein oder andere Modell im Sortiment.
Canyon schuf mit dem markanten „Doppeldecker“-Lenker beim Grail ein besonderes Design, dass auch ausgesprochen gut funktioniert. Da sich dieses Konzept jedoch eher auf den etwas leichteren Geländeeinsatz mit guten Rolleigenschaften auf Asphalt fokussiert, fehlte noch ein Gravel für Einsätze im gröberen Terrain, dass eine Plattform für Alltagsabenteuer, Bikepacking-Touren und Rennen bieten soll.
Das Canyon Grizl CF SL – kurz und knapp
- Rahmen: Canyon CF Carbon
- Schaltung: Shimano GRX RX810 GS
- Bremse: Shimano MT800
- Gewicht: 9,89 kg mit Clipless-Pedale
- Preis: 2.999 Euro
Optik und Merkmale
Die Optik ist im Gegensatz zu den Grail CF Modellen schlicht gehalten. Das Grizl verfügt über ein cleanes und modernes Rahmendesign und einen klassischen Gravel Lenker mit wenig Flair (Der Flair beschriebt wie stark die Bügel des Rennlenkers nach außen geneigt sind). Das uns zur Verfügung gestellte Modell ist die CF SL 8 Variante mit Carbon Rahmen und in einem schlichten Grau mit schwarzen Decals. Das SL8 ist aber auch in markanten Grün/Türkis Tönen namens Matcha-Splash erhältlich. Weitere bunte und auch schlichte Farbgebungen gibt es noch bei den anderen Ausstattungsvarianten.
Betrachtet man sich das Grizl etwas genauer, so fällt einem sofort der oben erwähnte Einsatzbereich des neuen Gravel Bikes der Koblenzer ein. Im Rahmen sind Mounts für Flaschenhalter und Tools platziert und auch an der Gabel und auf dem Oberrohr befinden sich Möglichkeiten um zum Beispiel Taschen für Bikepacking-Touren zu montieren.
Geometrie – sportliches Gravel
Die Geometrie basiert auf dem gleichen Konzept wie beim Grail. Wir haben hier ein langes Gravel Bike, dass mit seinem 409mm Reach und einem Stack von 605mm in der Größe L eher sportlich ist, als zum Beispiel ein klassisches Adventure/Bikepacking Bike (wie z.B. das Ritchey Outback). Die Kettenstreben sind jedoch recht kurz gehalten. Hier haben wir 435mm die das Rad durchaus wendig machen.
28″ Laufräder mit viel Reifenfreiheit
Die Grizl-Reihe basiert auf zwei Carbon Rahmen und einem Alurahmen. Der Rahmen der Carbon Premium Variante CF SLX kommt dabei laut Hersteller auf nur 950 Gramm in der Größe M. Die Rahmen sind in 7 verschiedenen Größen erhältlich und sind bewusst so konstruiert, dass nur die Größe 2XS und XS auf 650B Laufrädern rollen. Alle anderen Größen sind nur für 700C Laufräder ausgelegt. Der Koblenzer Hersteller wollte keine Abstriche bei der Geometrie und Performance machen und sich somit bewusste für 700C/28″ Laufräder entschieden.
Da man bei einem Gravel Bike mit Hilfe der richtige Reifenwahl einiges an Performance und am Komfort rausholen kann, war es Canyon wichtig dem Grizl auch bei Laufrädern mit breiteren Felgen ordentlich Reifenfreiheit zu geben. Deshalb bietet das Grizl Platz für bis zu 50mm breite Reifen. Das ist auch wichtig – denn das Grizl ist durchaus sportlich und besitzt einen recht steife Front mit einer Gabel die kaum flext. Hier kann man also mit der Wahl des richtigen Reifen und Drucks noch etwas an Komfort rausholen. Schön ist auch, dass von Werk aus alle Reifen auf „Tubeless-Ready“-Felgen aufgezogen sind.
Wenn wir schon beim Thema sind…
Komfort – etwas unausgewogen
In Sachen Komfort sind Front und Heck tatsächlich etwas unausgewogen. Durch die flexible 27,2 mm VCLS Sattelstütze mit im Rahmen integrierter Klemmung fühlt sich Das Heck im Sitzen sehr komfortabel an und lässt auch in holprigen Abschnitten gut im Sitzen treten. Die Front ist im Gegensatz jedoch sehr steif und bietet kaum Komfort. Da die Gabel kaum flext, kann man den Komfort hier wie gesagt nur über den Reifendruck beeinflussen. Wen das Stört, kann auf die Alternative zugreifen: Das neue Canyon Grizl CF Suspension verfügt über eine Rockshox Rudy Gabel mit 30mm Federweg.
Komponenten und Ausstattung
Wie schon erwähnt hat uns Canyon das Grizl CF SL 8 zur Verfügung gestellt. Für 2.999 Euro bekommt man hier ein durchaus faires Paket. Die Basis des Grizl ist der leichte CF Rahmen der ein breites Einsatzspektrum hat und eine gute Reifenfreiheit bietet.
An der Front ist die hauseigene Canyon FK0087 Carbon Gabel verbaut. Diese verfügt über ordentlich Steifigkeit und drei Befestigungspunkte auf jeder Seite zur Montage von Flaschenhaltern & Taschen und ähnlichem.
Bei dem Schaltwerk setzt Canyon auf die Gravel-spezifischen Komponenten aus dem Hause Shimano. Die GRX RX810 GS kommt mit einstellbarem Kettenstabilisator, um Kettenschlag und Kettenabwürfe zu verhindern. An der Kurbel ist ein Umwerfer Montiert der die Zwei Kettenblätter mit einer Abstufung von 48/31 Zähne bedient. Kombiniert man das mit einer Kassette mit 11-34 Zähnen bekommt ein sportliche Bandbreite die jedoch in steilem und technischem Terrain einiges an Kraft erfordert.
Gebremst wird ebenfalls mit Shimano Komponenten. Die MT800 kommt mit leichten Premium-Centerlock-Bremsscheiben mit der bewehrten Ice-Freeza-Technologie. Diese steht für eine schnelle Wärmeableitung und einer konstanten Bremsleistung
Laufräder mit toller Reifenkombination
Das Grizl CF SL rollt auf DT Swiss G1800 Alu Laufrädern mit einer Felgentiefe von 25mm und einer Breite von 24mm. Die Felgen sind mit Schwalbe G-One Bite Reifen bestückt, welche tubeless montiert wurden. Diese bieten eine gute Kombination aus Grip, Rollwiderstand und einer tollen Breite von 45 mm. Diese hat auch Vorteile in Sachen Pannenschutz, ob Steine oder scharfkantiger Schotter – Die Reifen hielten was sie versprechen.
Das Grizl CF SL im Einsatz
Wir haben das Adventure orientierte Gravel Bike auf den unterschiedlichsten Untergründen fahren können. Von entspannten Touren entlang der Isar bis hin zu ruppigen Bayer-Wald Trails war alles dabei. Dabei ist uns aber schnell aufgefallen, dass das Grizl nicht so Touren und Adventure orientiert ist wie wir es von anderen Rädern der Kategorie gewohnt sind. Das klingt zwar vorerst negativ, ist es aber keinesfalls. Denn das Grizl ist auf seine eigene Art und Weise ein echt tolles Gravel Bike.
Vor allem auf technischen Waldwegen mit Wurzeln und Steinen vermittelt die lange Geometrie viel Sicherheit und macht auch noch bei schnelleren Geschwindigkeiten Spaß. Grad unsere Testfahrer aus dem Mountainbike Bereich haben sich auf den heimischen Wanderwegen und Mountainbike Trails richtig wohl gefühlt.
Und obwohl das Grizl über einen etwas unausgewogenen Komfort verfügt, ist es ein tolles Feature relativ breite Reifen montieren zu können und dadurch der Front etwas von ihrer Steifigkeit zu nehmen. Das trägt auch zu mehr Grip bei. Spielt man etwas mit dem Reifendruck der griffigen G-One Bite Reifen sind selbst nasse Untergründe mit Wurzeln und Steinen leicht zu bewältigen.
Aber auch auf Touren mit viel Wald- und Schotter-Wegen wird das Grizl seinem Einsatzbereich gerecht. Der Flex im Sattel lässt das Rad auch im Sitzen problemlos über losen und holprigen Boden treten und sorgt für ein angenehmes Sitzgefühl.