Ratgeber | Tipps & Tricks: Meist passiert es schnell und unbemerkt – der Ärger danach ist groß: Das Fahrrad wird gestohlen. Velomotion zeigt mit diesem Ratgeber viele Tipps und Tricks zum Thema Fahrradschloss & Sicherheit: Wie kann ich mein Fahrrad sicher anschließen?
Fahrraddiebstahl: Motive & Herangehensweisen
Nur rund 10 % aller Fahrraddiebstähle werden aufgeklärt – viele gestohlene Fahrräder und E-Bikes werden der Polizei nicht einmal gemeldet, da beispielsweise der Wert des Fahrrades für zu gering erachtet wird. Oder eine erfolgreiche Aufklärung wird sowieso in Frage gestellt. Bei den Dieben gibt es unterschiedliche Motive und Herangehensweisen, die auch mit dem Wohnort des Opfers zusammen hängen können. Man kann zwischen folgenden Motiven und Herangehensweisen unterscheiden:
Die Gelegenheit
Der Gelegenheitsdieb ergreift die Gelegenheit, wenn zum Beispiel ein Fahrrad ungesichert vor dem Supermarkt steht, weil der Besitzer einfach das Schloss zuhause vergessen hat, oder zu naiv war, es zu benutzen. Dieser Dieb nutzt das Fahrrad nicht selten für sich selbst. Ansonsten wird das Fahrrad gerne auf Portalen wie Ebay-Kleinanzeigen zu Geld gemacht. In diesem Fall hat man die wohl größte Chance, das Bike im Umkreis oder Internet wieder zu finden.
Das schnelle Geld
Dann gibt es den Dieb, der schnell an Geld kommen möchte: Ihm ist es egal, ob das Fahrrad 50 oder 5.000 € wert ist. Er ist oft verschuldet oder knapp bei Kasse. Dementsprechend möchte dieser Typ Dieb das gestohlene Fahrrad schnell wieder los werden. Man hat also Chancen, es beispielsweise in der erweiterten Nachbarschaft wieder zu finden, oder auf Portalen wie Ebay-Kleinanzeigen. Bei Diebstählen dieser Art kommt oft ein Bolzenschneider zum Einsatz, oder das Schloss wird per Akkuflex geöffnet. Opfer sind hier vorwiegend einfache, günstigere Fahrradschlösser, die vergleichsweise wenig Widerstand bieten.
Das große Geld, professionell und vorbereitet
Professionellere Diebe verkaufen ein gestohlenes Rad oft im Ausland – oder sie verkaufen Teile und Komponenten einzeln. Auch ein Komponententausch zwischen geklauten Rädern ist nicht unüblich. Das Vorgehen kann bisweilen sehr professionell sein: So gibt es einen Fall, bei dem mutmaßlich der Computer eines lokalen Bikeshops infiltriert wurde. Der oder die Diebe konnten sich Zugang zur Kundendatenbank verschaffen und wussten genau, wo sie wertvolle Fahrräder stehlen konnten. Zugang zum Haus erhalten sie beispielsweise bei Wohnblöcken, indem sie sich an der Türsprechanlage als Postbote ausgeben. Einmal im (Fahrrad)Keller, können sie oft in Ruhe arbeiten und das Objekt der Begierde entwenden.
Professionell und schnell, bandenmäßig
Besonders in Grenznähe agieren organisierte Banden, die gerne mit einem Lieferwagen vorfahren und in ganzen Straßenzügen alle Fahrräder stehlen, an die sie leicht heran kommen. Die Fahrräder werden dann im Ausland verkauft oder landen teils auf Flohmärkten sogar wieder in Deutschland. Während es beispielsweise für Autos ein europaweites Fahndungssystem gibt, sieht es bei Fahrrädern schlecht aus: Einmal im Ausland, wird es schwer, das Fahrrad wieder zu bekommen – selbst wenn man es im Internet finden sollte.
Das Fahrrad sicher anschließen: Tipps zum Thema Fahrradschloss & Sicherheit
Viele Diebstähle lassen sich einfach verhindern. Mit etwas Achtsamkeit im täglichen Umgang mit dem Fahrrad kann man die Sicherheit deutlich erhöhen, damit es idealerweise gar nicht erst zum Versuch des Diebstahls kommt. Velomotion zeigt im Folgenden, was man unternehmen kann:
1. Vorsorgen für den Fall der Fälle
Schon vor einem Diebstahl gibt es Möglichkeiten, sich zu wappnen: Ganz wichtig – die Rahmennummer des Fahrrades notieren. Diese findest du bei fast allen Rädern unter dem Tretlager. Ergänzend dazu: Immer ein paar halbwegs aktuelle Fotos des Fahrrades speichern. Sollte das gute Stück doch einmal entwendet werden, so hat die Polizei Anhaltspunkte, um danach zu fahnden. Außerdem kannst du gegebenenfalls eine Suchanzeige damit gestalten und in der Nachbarschaft aufhängen. Denn wie oben aufgeführt, kann der Dieb durchaus im näheren Umkreis zu finden sein.
2. Diebstahl zur Anzeige bringen
Auch wenn es „nur“ das alte Rad der Oma ist, oder das günstige Bike vom Flohmarkt für 30 €: Die Polizei hat meist wenig Kapazitäten für das Aufklären eines Fahrraddiebstahls, Verfahren werden oft eingestellt. Jede Anzeige erhöht den Druck, etwas mehr zu unternehmen und eventuell sogar das Personal aufzustocken. Auch auf Streifenfahrten der Polizei kann dadurch mehr Achtsamkeit entstehen.
3. Bewusstsein verschaffen, Leichtsinn unterlassen, Sicherheit schaffen
Mein Fahrrad wird schon nicht gestohlen werden – das ist ein weit verbreiteter Gedanke, der durch Statistiken schnell widerlegt werden kann. Nicht selten stehen Fahrräder für mehrere tausend Euro nicht angeschlossen in Garagen, die ebenfalls nicht abgeschlossen sind. Doch wer würde in seiner Garage einfach mehrere tausend Euro in Bar liegen lassen? Gelegenheit schafft Diebe und diese nutzen gerne jede Gelegenheit. Ebenso verhält es sich, wenn man beispielsweise nur schnell die erfrischende Limonade aus dem Supermarkt holen möchte. Auch wenn es lästig ist: Das Fahrrad immer anschließen, auch für die eine Minute, in der man beim Bäcker ist.
4. Das Fahrrad sicher anschließen, nicht nur abschließen
Dein Fahrrad solltest du immer an einen festen Gegenstand anschließen. Ein Bike, das nicht an einem Gegenstand angeschlossen ist, kann von einem Dieb einfach weggetragen werden – es kann zum Beispiel schnell in einem Lieferwagen verschwinden und der Dieb hat zuhause alle Zeit der Welt, das Schloss zu entfernen. Nach Möglichkeit solltest du auch immer das Vorderrad oder beide Räder mit anschließen. Besonders ein Vorderrad ist in Sekunden ausgebaut und kann je nach Fahrrad durchaus mehrere hundert Euro wert sein. Auch hier gilt wieder: Bewusstsein dafür schaffen, dass der Dieb leichtes Spiel hat, wenn das Fahrrad nirgends angeschlossen ist. Das Fahrradschloss bringst du idealerweise recht hoch an. Denn bei einem Schloss in Bodennähe kann der Dieb den Boden als Wiederlager für seinen Bolzenschneider verwenden und hat damit leichteres Spiel.
5. Anschließen des Fahrrades an stabilen Gegenständen
Achte auf die Qualität des Gegenstandes, an den du dein Fahrrad anschließen möchtest. Ein morscher Holzzaun bietet wenig Widerstand, wenn ein Dieb Gewalt anwendet. Auch ein loser Fahrradständer, wie ihn manche Arztpraxen oder Shops vor dem Haus stehen haben, ist schnell samt Fahrrad in einem Lieferwagen verschwunden. Gut geeignet sind beispielsweise Laternen oder robuste Metallzäune oder Geländer. Hier entsteht glücklicherweise immer mehr Bewusstsein in der Öffentlichkeit: Viele Gemeinden und Shops haben inzwischen fest verankerte Fahrradständer mit der Möglichkeit, ein Fahrrad per Fahrradschloss unkompliziert anzuschließen.
6. Standort zum Anschließen des Fahrrades beachten
Diebe agieren gerne unbeobachtet. Möchtest du dein Fahrrad länger stehen lassen, so wähle dafür idealerweise einen belebten Standort. Besonders nachts ist ein gut beleuchteter Standort ideal, da der Dieb damit rechnen muss, entdeckt zu werden. In einer dunklen Seitengasse dagegen hat er gute Chancen, lange Zeit unentdeckt zu bleiben.
7. Die Qualität eines Fahrradschlosses ist entscheidend für die Sicherheit
Eine Faustregel sagt: Das Fahrradschloss sollte etwa 10 % des Kaufpreises des Fahrrades kosten. Nach oben wird das irgendwann schwierig, klar ist jedoch: Nahezu jedes Kabelschloss lässt sich mit einem Bolzenschneider in Sekunden öffnen. Auch Fahrradschlösser mit Zahlenkombinationen bieten Dieben, die sich darauf spezialisiert haben, nur wenig Widerstand. Ebenso verhält es sich mit günstigen Schließmechanismen. Einen Interessanten Einblick dazu bietet der Youtube-Kanal von LockPickingLawyer: Hier bekommst du vor Augen geführt, wie wenig Sicherheit viele Schlösser bieten. Generell kann man sagen, dass gehärtete Bügel-, Ketten- und Faltschlösser zur besseren Wahl beim Fahrradschloss gehören. Zu den besseren Schließzylindern gehören Drehscheibenschlösser (Disc Detainer), wie sie beispielsweise Abus mit ihrem Plus- und XPlus-Zylinder einsetzt. Solche Zylinder bieten einen hohen Schutz gegen Picking – nur wenige Diebe dürften in der Lage sein, diese zu knacken. Und das dauert seine Zeit. Zudem haben hochwertige Schlösser auch eine abschreckende Wirkung.
8. Einsatz von zwei Fahrradschlössern
Viele Diebe haben sich auf einen oder wenige Schlosstypen spezialisiert. Der Bolzenschneider-Typ scheitert beispielsweise an einem Bügelschloss. Und der Zahlenschloss-Typ scheitert womöglich an einem Schließzylinder mit Schlüssel. Hast du also die Möglichkeit, zwei verschiedene Fahrradschlosstypen einzusetzen, so nutze sie! Auch das hat abschreckende Wirkung, selbst wenn beide Schlösser nicht besonders hochwertig sind.
9. Digitale Sicherheit als Ergänzung zum Fahrradschloss & sicherem Anschließen
Diverse Anbieter wie beispielsweise Powunity verkaufen digitale Tracker, mit denen sich ein Fahrrad im Falle eines Diebstahls orten lässt. Auch Apples AirTags eignen sich hierfür. Aber Vorsicht: Manche Anbieter verrechnen die Datenübertragung beispielsweise im Jahresabo – das kann auf Dauer teuer werden. Außerdem ist ein gutes Versteck wichtig, denn wenn ein Dieb den Tracker gleich findet, so ist er meist auch schnell entfernt. Tracker sollten also in jedem Fall nur als Ergänzung zu einem guten Fahrradschloss fungieren. Denn wenn das Fahrrad nachdem es gestohlen wurde, gleich ins Ausland abtransportiert wird, so wird es trotz Tracker zumindest sehr aufwändig, es wieder zu bekommen.
10. Komponenten und Akkus sichern
Wie unter Punkt Vier schon erwähnt, ist es sinnvoll, deine Räder mit abzuschließen. Denn besonders ein Schnellspanner ist schnell geöffnet und der Dieb marschiert mit dem Laufrad davon. Auch mit teurem Sattel und Sattelstütze kann das schnell passieren. Abhilfe können hier spezielle Schnellspannsysteme schaffen, die sich nur mit einem Spezialschlüssel öffnen lassen. Die wenigsten Diebe führen solche Schlüssel mit sich. Wenn möglich, kann man den Sattel einfach selbst mitnehmen. Auch eine moderne, elektronische Schaltung ist schnell demontiert und hat nebenbei einen erheblichen Wert. Die Sicherungsmöglichkeiten sind hier gering – wer also vor dem Kauf des Fahrrades schon weiß, dass es oft draußen stehen wird, greift besser zu günstigeren Ausstattungsvarianten.
Speziell bei E-Bikes werden gerne Akkus und Displays geklaut. Hier kann helfen, den Akku mit dem Schloss so zu umwickeln, dass die Entnahme unmöglich wird. Aber das geht nicht immer – es bleibt nur: Akku selbst entnehmen und mitnehmen, bevor es jemand anderes tut. Einige Hersteller haben abschließbare Akkus, allerdings sind diese Schlösser nicht immer sehr sicher. Wenn das E-Bike also länger steht, nimmst du auch in diesem Fall deinen Akku besser mit. Das Display kannst du meist schnell und unkompliziert in die Hosentasche stecken.
11. Digitale Spuren gering halten
Digitale Apps zur Aufzeichnung der Touren werden immer beliebter. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Wer ein umfangreiches Tourenportfolio von seiner Haustüre weg online hat, verrät damit schnell den Standort seines Fahrrades oder E-Bikes. Wie es sich für viele Apps gehört, ist vielleicht ein Nutzerprofil mit entsprechenden Infos und Fotos zum Bike hinterlegt. Ein potenzieller Dieb hat hier also leicht die Möglichkeit, Standorte von teuren Fahrrädern herauszufinden. So hat beispielsweise die App Strava Standorte von geheimen Militärbasen sichtbar gemacht, weil die Soldaten dort ihre Runden gedreht haben. Deshalb gilt auch bei diesem Punkt wieder: Bewusstsein verschaffen und mit Bedacht vorgehen, Datenschutz selbst vornehmen.
Sicherheit für das Fahrrad: Was der Markt bietet
Verschiedene Fahrradschlösser und Systeme haben wir auf Velomotion schon vorgestellt: Zur Übersicht. Hier findest du einzelne Tests, Neuvorstellungen und vieles mehr.